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5 Dinge, die an chinesischen Schulen anders sind


Zwei Monate sind nun schon vergangen, die ich an der Shifeng Fremdsprachenschule bin. Dabei sind mir 5 Dinge aufgefallen, bei denen sich die chinesische Schule besonders von der deutschen unterscheidet.

  1. Der Klassenraum

    Größter Unterschied an den Klassenräumen ist erstmal, dass sie für wesentlich mehr Schüler ausgerichtet sind. Bei einer Gesamtanzahl von circa 2.800 Schülern beträgt die durchschnittliche Klassengröße 50. Die Schüler bilden als Sechsereinheiten Gruppen, in denen sie im Unterricht Punkte erzielen können. Jede Woche werden die Plätze durchrotiert, damit die Gruppen neu gemischt werden. Wichtigste Ausstattung des Klassenraumes ist der Bildschirm, da so gut wie jeder Unterricht anhand einer Powerpoint-Präsentation am eigenen Laptop durchgeführt wird. Abgesehen davon wird als Medium die Tafel eingesetzt. Ein wesentlicher Unterschied der Klassenräume ist für mich, dass sie sehr offen gestaltet ist. Die Tür steht beim Unterrichten meistens offen und zum Gang hin befinden sich immer offen stehende Fenster. Jeden Tag hat ein Lehrer die Aufgabe, durch die Schule patroullieren und zu gucken, ob seine Kollegen pünktlich und vorbereitet für den Unterricht sind.

    Ein chinesischer Klassenraum mit Tischen, Stühlen und Tafel
    Ein Klassenzimmer
  2. Die Schulpolitik

    Jedes Kind zwischen 6 und 14 Jahren an einer chinesische Schule ist automatisch ein Junger Pionier der Kommunistischen Jugendliga. Dabei handelt es sich um den Jugendverband der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), der die Nachwuchsmitglieder der Partei trainiert und vorbereitet. Erkennungszeichen der Jungen Pioniere ist der rote Schal, den die Grundschüler an meiner Schule tragen müssen. Gemeinsam werden Rote Lieder, Marschieren oder Mao-Verse geübt. Der Verband jeder Schule gliedert sich in Brigaden, Schwadronen und Gruppen, sodass den Jungen Pionieren unterschiedliche Aufgaben zukommen. Ein Gruppe von Grundschülern, die sich als gute Junge Pioniere erwiesen haben, darf zum Beispiel am Montagmorgen beim Hissen der Flagge Mao rezitieren. Das Motto der Jungen Pioniere lautet: „Seid stets bereit, um für die Sache des Kommunismus zu kämpfen.“ Bis heute gibt es in chinesischen Schulen keine wirkliche „Entmaoifizierung“, sodass die Ideen des „Großen Vorsitzenden“ noch immer gelehrt und geehrt werden.

    Flaggenzeremonie
    Die Flaggenzeremonie
  3. Außercurriculare Angebote

    Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der Shifeng Fremdsprachenschule um ein Internat handelt, gibt es dementsprechend viele Angebote nach dem Unterricht. Dienstag-, Mittwoch- und Donnerstagabend werden zum Beispiel AGs wie Scherenschnitt, Chinesische Oper, Drachentanz, Film, Kalligraphie, Sport und vieles mehr angeboten. Auch mein Deutschklub gehört zu diesen AGs. Ansonsten wird der Schulalltag durch das Zelebrieren kleiner Festlichkeiten wie das Laternenfest oder kürzlich Halloween aufgelockert.

  4. Dresscode (Schüler & Lehrer)

    An den meisten chinesischen Schulen, so wie auch meiner, sind Schuluniformen Pflicht. Sie werden in China auch xiaofo genannt und sehen meist aus wie ein Jogginganzug, da jeden Tag Sport getrieben wird. Daneben haben sie noch eine zweite Garnitur für offizielle Anlässe. Auch bei den Lehrern gibt es einen ungeschriebenen Dresscode. Prinzipiell kleiden sich besonders die weiblichen Lehrerinnen an meiner Schule sehr schick. Fallen besondere Veranstaltungen an, wird förmlich von mir verlangt, dass ich adäquate Kleidung wie ein Kleid und hohe Schuhe trage. Prinzipiell gilt an meiner Schule: Viel Bein zeigen ist nach chinesischen Maßstäben okay, der Ausschnitt sollte aber immer bedeckt sein.

  5. Rituale

    An einer chinesischen Schule gibt es meiner Meinung nach wesentlich mehr Rituale als an einer deutschen. Wie bereits erwähnt, nimmt zum einen die Politik und damit auch der Nationalstolz einen großen Platz im Schulalltag ein. Jeden Montag wird deshalb die chinesische Flagge unter Begleitung der Nationalhymne in Anwesenheit aller Schüler gehisst. Danach folgt oft die Morgengymnastik, die aus Marschieren, Tanzen und Salutieren besteht. Außerdem wird zwei Mal am Tag jeweils 10 Minuten gelaufen. Nach dem Vormittagsunterricht gibt es eine Augengymnastik, die die Schüler unter Aufsicht im Klassenzimmer absolvieren müssen. Mittags besteht es die Pflicht zu schlafen: In der zweistündigen Mittagspause wird gegessen und ebenfalls unter Aufsicht im Klassenzimmer ein Nickerchen gehalten.

    Die Schüler selbst unterscheiden sich von den deutschen allerdings herzlich wenig. Hier habe ich genauso eine bunte Vielfalt vom Klassenclown bis hin zur ruhigen Leseratte in meinen Klassen. Nur eines haben die chinesischen Schüler alle gemeinsam: Generell sind sie alle sehr liebe Schüler :-).

    Kim mit Schülern des Deutschklubs
    Schüler des Deutschklubs

Kommentare
  1. Keno Duselmann

    10. Februar 2021

    Hallo Kim,
    ich habe im Internet keine Angaben zu den Schulferien gefunden. Insbesondere zum chinesischen Neujahrsfest, das morgen beginnt, soll die chinesische Wirtschaft für zwei Wochen vom Neujahr bis zum Laternenfest stillstehen. Gilt das auch für die Schulen? Gibt es auch weitere Schulferien?
    Gruß
    Keno

  2. Hagen Heinrich / LuckyHagen

    22. Januar 2019

    Hallo Kim,
    Ich hoffe, trotz oder vielleicht gerade wegen der vielen Erfahrungen in den
    Auslandschulen, die Du gemacht hast, geht es Dir gut.
    Ich bereite gerade meine Präsentation für die diesjährige Learntec 2019 in Karlsruhe vor, und da ich selbst vor zwei 2 Monaten in China wegen meiner Ideen zum Mobilen eingeladen war und sich seitdem mein Weltbild stark
    und entscheidend geändert hat, kam mir zufällig im Internet Dein Praktikumsbericht aus China vor die Augen und in meinen Kopf und läßt mich nicht mehr los. Einfach überzeugend genial! Vielleicht und hoffentlich intensiv(er) können wir uns einmal austauschen??? Ich freue mich schon!
    Liebe Grüße aus Hannover Hagen Heinrich (LuckyAppleHagen)
    http://www.luckyhagen.eu bzw. http://www.hei-bits.net

  3. Theresa

    2. April 2017

    Hallo Kim,
    Ich hoffe diese Nachricht kommt direkt zu dir 🙂 Ich heiße Theresa und schreibe meine Seminarfacharbeit über verschiedene Schulsysteme, dabei behandele ich China. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir vielleicht ein paar Fragen beantworten würdest. Wie schätzt du das Lehrer-Schüler-Verhältnis ein? Denkst du, dass sich durch die Gesellschaft in China ein erhöhter Druck im Bezug der Leistung in der Schule ergibt? Wie gut war deine Schule ausgestattet?

    Ich danke dir schon mal im Voraus. Mit freundlichen Grüßen Theresa 🙂

    1. Kim Göwecke

      5. April 2017

      Hey Theresa,

      zum Lehrer-Schüler-Verhältnis kann ich erstmal sagen, dass ich es als sehr viel persönlicher empfinde als in Deutschland. Das mag aber auch daran liegen, dass es sich bei meiner Schule um ein Internat gehandelt hat und man rund um die Uhr mit den Schülern zusammen war. Körperkontakt war beispielsweise garkein Problem, sodass man viele Umarmungen von den Schülern (14 Jahre) bekommen hat. Auf der anderen Seite gab es manchmal aber auch Situationen, wo Schüler förmlich körperlich diszipliniert werden. Disziplin war deshalb ein wichtiges Thema an meiner Schule und von den meisten Schülern hat man sehr viel Respekt entgegengebracht bekommen. Prinzipiell ist der Druck auf die Schüler in den großen Städten (vor allem Shanghai, welches in weltweiten Vergleichstest immer sehr gut abschneidet) sehr viel größer. Selbst auf dem Land wie bei mir sollte man ihn jedoch nicht unterschätzen, da monatlich Examen zur Leistungsüberprüfung der Schüler geschrieben werden. Ich hoffe, dass dir das erstmal weiterhilft.

      Lieben Gruß,
      Kim

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