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Warum ich die Arbeit im Summer Work Camp verweigert habe


Dieser Post hätte eigentlich ein Text über die verschiedenen Tätigkeiten im Summer Work Camp werden sollen. Stattdessen möchte ich eine kritische Art der Freiwilligenarbeit schildern – und wie ich trotzdem eine Lösung fand.

Mit dem Bus fuhren wir, die Freiwilligen und palästinensische Studenten, in eine bergige Gegend nordwestlich von Ramallah. Zunächst stand uns eine gut halbstündige Wanderung bevor, bis wir unser Ziel erreichten: das Youth Village, ein Projekt für Jugendliche. Es besteht aus einer Handvoll von Gebäuden und hat zum Ziel, palästinensischen Jugendlichen einen Raum inmitten der Natur zu bieten, wo sie zahlreichen angebotenen Aktivitäten nachgehen können. Das Gebiet befindet sich zum Großteil in der sogenannten „Area C“, denn das Westjordanland ist in verschiedene Zonen politischer Autonomie unterteilt.

Gruppe von Wanderern mit Caps
Wanderung zum Youth Village auf 2800m – es war sehr heiß.

Drei Zonen in der Westbank

Das Osloer Abkommen wurde in den 1990er Jahren im Rahmen eines umfassenden Friedensprozesses zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO geschlossen. Dabei wurde das Westjordanland in drei Zonen unterteilt: Zone A, B und C. In Zone A hat die palästinensische Verwaltung volle zivile und militärische Kontrolle, während in Zone B die Sicherheitsverwaltung Israel obliegt. Zone C fällt unter israelische Zivil- und Sicherheitsverwaltung. Konkret bedeutet das, dass Palästinenser in Zone C – also dort, wo auch das Youth Village liegt – keine Gebäude errichten dürfen. Eine Genehmigung ist faktisch nicht zu bekommen. Sogenannte “illegale Gebäude” werden häufig von der israelischen Armee wieder abgerissen – ein Vorgehen, das Menschenrechtler und EU-Diplomaten immer wieder scharf verurteilen.

Bauarbeiten in Zone C

Auf unserem Tagesplan des Work Camps stand vage „Construction work„, also Bauarbeiten, worunter wir uns im Vorfeld nicht viel hatten vorstellen können. Im Youth Village wurden wir aufgeklärt: Es ging darum, am Dach eines Gebäudes mitzuarbeiten. Solche Arbeiten sind aber in Zone C illegal – so kritisch die gängige Abrisspraxis Israels auch zu sehen ist. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, und auch zwei weitere Deutsche und eine Italienerin hatten Bedenken.

Gebäude aus Stein
Bauarbeiten an Gebäuden des Youth Village in Area C.

Wir sprachen mit der Koordinatorin des Camps, doch sie konnte unser Unbehagen nicht so richtig nachvollziehen: „Macht euch keine Sorgen, euch wird nichts passieren, eure Sicherheit ist garantiert.“ Darum ging es uns aber gar nicht. Meine Motivation war es, in die Westbank zu kommen, um mir ein Bild von der Lage zu machen – nicht, um Partei zu ergreifen. Ich war als Beobachterin gekommen, nicht als Aktivistin. Auch mit meiner Rolle als Journalismusstudentin konnte ich die uns übertragene Aufgabe nicht so recht vereinbaren. Schon Hanns Joachim Friedrichs sagte: “Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache – auch nicht mit einer guten Sache.” Natürlich bin ich im Camp nicht vorrangig Journalistin, sondern Freiwillige, aber Bauarbeiten in Zone C durchzuführen, das ging mir zu weit. Glücklicherweise fanden wir einen guten Kompromiss: Wir vier, die nicht am Gebäude arbeiten wollten, sammelten stattdessen Müll auf dem Gelände – und das war eine Menge. Zwar ernteten wir einige amüsierte Blicke von den palästinensischen Studenten, die nicht so recht nachvollziehen konnten, was genau wir da eigentlich machten – Umweltschutz scheint in der Westbank keine große Sache zu sein. Anschließend pflanzten wir, die Freiwilligen und die palästinensischen Studenten, gemeinsam vier Olivenbäume.

Säcke voller Müll
Unser Ergebnis als Müllsammler.

Natürlich gibt es im Camp auch andere Einsatzorte. Zwei Tage zuvor haben wir in einer Einrichtung für arabisch-israelische Kinder in Jerusalem geholfen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Auch sehen wir uns viele Dörfer und Städte im Westjordanland an und erfahren in Vorträgen mehr über die politische Situation betreffend Israel und Palästina. Der Vorfall im Youth Village war der erste, bei dem ich mich unwohl gefühlt habe – eine negative Erfahrung möchte ich es aber nicht nennen, weil ich viel gelernt habe und die Camp-Organisatoren auf unsere Bedenken kooperativ und hilfsbereit reagiert haben. Das Camp geht noch eine Woche, in der wir sicherlich viel sehen und erleben werden – unter anderem geht es nach Jericho und Bethlehem. Von meinen Erfahrungen dort werde ich natürlich berichten!

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