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Ist das eine Uni oder ein Museum?


Über Tabakdiebstahl, Beten in Klausurphasen und eine römische Gottheit mit fragwürdigem Ruf – ein Besuch des Hauptgebäudes der Universidad de Sevilla aus dem 18. Jahrhundert.

Ich fühle mich unpassend angezogen in der kurzen Hose, im roten T-Shirt und mit der Sonnenbrille, die am Kragen baumelt. Sollte ich nochmal herkommen, würde ich Schlips und Anzug tragen – vielleicht auch einen Eulenkäfig unterm Arm und einen Zaubermantel (aber nur im tiefsten Winter).

Außenanssicht des Hauptgebäudes. Prunkvolle Fassade und Bäume.
Es ist echt schön hier!

Mein Mitbewohner Jesús muss im Hauptgebäude der Uni heute ein paar Papiere abgeben und ist da offenbar nicht der Einzige. Er darf in diesem Gebäude  studieren. Ich nicht. Meine Fakultät liegt an einem der 31 anderen Standorte im Stadtgebiet. Mein Mitbewohner studiert Geschichte und vielleicht kennt er auch deswegen jeden sevillanischen Stein beim Namen – und das Gebäude hier auch. Er erzählt. Ich mache Stichpunkte.

Gang im Gebäude mit Bögen und Hängelampen.

Die Universidad de Sevilla (US) ist zwischen 1954 und 1956 hierher umgezogen. Seitdem ist viel passiert. Mit über 70.000 Studierenden ist die US heute die drittgrößte Uni Spaniens und die Fakultäten sind im Stadtgebiet verteilt. Im Hauptgebäude durften Teile des Rektorats bleiben, die humanistische Fakultät, Philologie, Geografie und Geschichte.

Prunkvolle Treppe von unten fotografiert.

Gipsköpfe auf Podesten im Gang.
Da gehst du nichtsahnend um die Ecke und – zack – hast du da eine Gipsausstellung!

Riecht man gar nicht mehr …

Das Gebäude, in dem wir stehen, wurde zwischen 1728 und 1770 erbaut – und zwar als Tabakfabrik. Die Geschichte des Tabaks in Andalusien begann noch einige Jahre früher – mit der „Entdeckung“ Amerikas durch Columbus 1492. Die importierten Güter (Tabak und Gold) haben Andalusien zu großem Wohlstand verholfen.

In der Real Fábrica de Tabacos de Sevilla wollte man die bis dahin dezentrale Verarbeitung des Tabaks bündeln. Im 19. Jahrhundert arbeiteten hier fast 6.000 Mitarbeiter (und vor allem Mitarbeiterinnen).

Nachsitzen damals

Die Tabakfabrik hatte ihre eigene Wache. Mitarbeiter, die beim Diebstahl erwischt wurden, hat man in das hausinterne Gefängnis gebracht. Heute finden sich hier Räumlichkeiten des Departements für moderne Geschichte.

Rotgelbes Gebäude mit braunem Tor und rundem Fenster.

Göttlicher Beistand

Auf dem Gelände gibt es außerdem eine kleine Kapelle – mit Sitzbänken getränkt in den Tränen Studierender in der Klausurphase.

Sitzbänke recht und links, an der Stirnseite Jesus am Kreuz zwischen vier Kerzen.

Die schönen Innenhöfe

Die Innenhöfe („patios„) sind ein typisches Beispiel andalusischer Architektur. Die Römer haben sie importiert, die Mauren später verfeinert. Viele Häuser in Sevilla haben einen solchen Patio, das Hauptgebäude der US hat sogar 14. Studierende verbringen hier gerne mal ihre Pause zwischen den Vorlesungen.

Innenhof mit Brunnen, blau-grau-gekachelter Boden und zwei Jungs mit Maske, die den Daumen ausstrecken.

Meine Mitbewohner im Patio de Artes („Innehof der Künste“).

Innenhof mit steinernem Brunnen in der Mitte, außen Arkaden.

Im Hauptinnenhof, dem Patio de la Fuente („Innenhof des Brunnens“), findet immer die Begrüßung der Erasmus-Studierenden bei Sekt und Buffet statt … in Pandemiezeiten offenbar nicht – ich habe jedenfalls keine Einladung bekommen.

Eingangsportal der Uni mit andalusischer, spanischer und europäischer Flagge, Säulen, oben eine Steinfigur mit Trompete.

Über allem steht die Göttin Fama. Sie ist auch im Logo der Universidad de Sevilla abgebildet. In der römischen Mythologie ist sie die Gottheit des Ruhmes und der Gerüchte. Auf einer Internetseite der Uni wird eine schmeichelhaftere Interpretation von Morales Martin herangezogen – demnach symbolisiert sie die Stimme des Volkes.

Kommentare
  1. Huudele

    4. Oktober 2020

    Du bist ein klasse Kerl! Mach weiter so! Ich liebe deinen schreibstil 😍

    1. Adrián

      9. Oktober 2020

      Och, vielen Dank! Mein Schreibstil mag dich auch!

Antwort an Huudele

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