23. April 2025
Wie ich mein Studium mit 28 Jahren finanziere, ohne Bafög oder finanzielle Unterstützung von Zuhause.
Ich habe in meinen zehn Jahren Studium schon alle Formen der Finanzierung erlebt. In allen Kombinationen von Bafög, Kindergeld, finanzieller Unterstützung seitens meiner Mutter oder auch mal lange Phasen, in denen ich nichts davon hatte und nur gearbeitet habe – als wissenschaftliche Hilfskraft oder Freelancer, um mein Studium zu finanzieren.

Das ist unter anderem ein Grund, weshalb ich für meinen Bachelor und Master zehn statt der effizienten fünf bis sechs Jahre gebraucht habe – und für mich ist das vollkommen okay. Ein Tipp, den ich mir selbst für die Zukunft geben würde, ist definitiv, mehr in die Qualität meines Tuns zu investieren, statt Aufträge oder Projekte für schnelles Geld zu machen. Fokus auf kleine, aber nachhaltige Erfolge haben sich für mich langfristig immer mehr ausgezahlt, als die schnellen finanziellen Erfolge.
Dieses Semester setze ich auf mehrere Einkommensquellen:
- 200 Euro vom DAAD für meine Tätigkeit als Correspondent hier bei Studieren-Weltweit.
- 600 Euro Erasmus-Förderung für mein Auslandsstudium hier in Wien.
- 3000–5000 Euro Bruttoumsatz aus meiner Selbstständigkeit.
Ich biete hier ja kein Coaching an, sondern teile Einblicke in meine Lebensrealität. Daher vorweg: Am Ende bleiben nach Abzügen und Steuern mir insgesamt eher 2000 Euro netto übrig (inklusive des DAAD Honorars und Erasmus Förderung). Jetzt fragt ihr euch vielleicht, wie bei den ganz guten Einnahmen nur knappe 2000 Euro Netto übrig bleiben. Die kurze Antwort: Weil ich als Einzelunternehmer viele Abgaben leisten muss, die es im Angestelltenverhältnis oft nicht gibt.
Ein Beispiel: Wenn ich von einem Bruttoumsatz von 3.000 Euro ausgehe, fallen folgende Abzüge an:
- 19 Prozent Umsatzsteuer: 479 Euro
- 10 Prozent Altersvorsorge: 252 Euro
- 10 Prozent Rücklagen: 252 Euro
- 30 Prozent Einkommenssteuer: 605 Euro
- Krankenversicherung (Studentische & Zusatzversicherungen): 250 Euro
- Steuerberater Fixkosten: 75 Euro
Am Ende bleiben mir 1.087 Euro netto.
Wenn ich auf einen Umsatz von 5.000 Euro komme, bleibt mir nach Abzügen etwa 2.100 Euro netto. Allerdings schaffe ich es nicht immer auf 5.000 Euro Umsatz zu kommen – sei es aus zeitlichen Gründen, weil ich als Vollzeitstudent studiere, oder weil einfach keine Aufträge da sind. Das ist der ständige Balanceakt: Ich studiere nicht nebenbei, sondern als Vollzeitstudent. Gleichzeitig jongliere ich mehrere Klienten in meiner Selbstständigkeit und versuche dennoch Raum für Freizeit, Beziehungen und persönliches Wachstum zu haben. Das ist zwar nicht leicht, aber offensichtlich mein Weg.
Monatliche Ausgaben & Sparen
Mit dem DAAD-Honorar, der Erasmus+- Förderung und meinen Einnahmen aus der Selbstständigkeit komme ich auf etwa 1.800 Euro netto monatlich. Das klingt stabil, aber nur mit klarer Strukturierung lässt sich diese Summe gut nutzen.
Hier mein aktuelles Budget mit dem ich rechne:
- Miete: 400 Euro
- Lebensmittel: 150 Euro
- Restaurants & Café: 350 Euro
- Abos für AI-Tools: 100 Euro
- Abos für Streaming, Musik, Cloud-Speicherplatz, Handyvertrag: 50 Euro
- Lager- und Verwaltungskosten für die Kunst meines Vaters: 200 Euro
- Schuldenrückzahlungen: 200 Euro
- Puffer für Ungeplantes, Reisekosten etc.: 250 Euro
Bleiben ca. 100 Euro übrig, die ich zu gleichen Teilen in Ersparnisse und Investments aufteile, also je 50 Euro. Alternativ flossen die 50€ diesmal in eine Jahreskarte für Museen wie dem Kunsthistorischen. Da mich aber nicht nur digitale Münzen wie Bitcoin interessieren, sondern auch alte, war ich direkt mal in der Münzsammlung:

Diese Art der Finanzierung ist nicht ohne Risiko. Ich habe keine abgesicherten Krankheitstage oder Urlaubszeiten. Wenn keine Aufträge hereinkommen, verdiene ich auch nichts. Aber dafür genieße ich eine Flexibilität, die mir wichtig ist. Entscheidend sind in der gesamten Situation für mich die Rücklagen, um langfristig Stabilität zu haben.
Ich hoffe, dass mein Weg euch zeigt, dass es möglich ist, auch ohne Bafög oder familiäre Unterstützung ein Studium zu finanzieren. Gleichzeitig kann ich sagen, dass wenn ich die Chance hätte mich nur auf mein Studium zu fokussieren für drei Jahre ich diese Chance nutzen würde! Mit Struktur, Durchhaltevermögen und einer gesunden Balance zwischen Arbeit und Leben, konnte ich es zumindest schaffen, freue mich aber auch wirklich auf die Zeit nach dem Studium, wenn der Spagat sich dann mal langsam entspannt.