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Warum das Leben in Ost-Jerusalem so anders ist


Seit dem Krieg von 1967 stellt der Status von Jerusalem einen der Hauptstreitpunkte dar und ist bis heute ungeklärt. Die Stadt ist heute in das armenische, christliche, muslimische und jüdische Viertel eingeteilt. Im östlichen Teil wohnen mehrheitlich Araber_innen und im westlichen Teil Israelis. Beide Seiten sind sich einig: Jerusalem ist die unteilbare Stadt und soll als Hauptstadt für jeweils beide Staaten, Palästina oder Israel fungieren.

Das heutige Straßenbild der Stadt zeigt jahrtausendealte Geschichte, die viele Tourist_innen anzieht: Nirgendwo sonst kann man so viele Menschen mit verschiedener Kleidung beobachten. Für mich ist diese Koexistenz auch gleichzeitig Ausdruck einer Parallelgesellschaft und wirkt im ersten Moment gleichzeitig befremdlich und auch magisch.

In Ost-Jerusalem, wo ich arbeite, ist das Straßenbild von mehrheitlich muslimischen Araber_innen geprägt. Im Minirock würde man sich hier unwohl fühlen, obwohl manche Touristinnen das missachten. Die Straßen sind uneben, teils kaputt und am zentralen Busbahnhof, den ich täglich nutze, ist es manchmal dreckig und riecht nach Urin. Übertönt wird das ganze vom lauten Trubel der Menschen und Marktgeschrei.

Eingang des Damaskustors in Ost-Jerusalem
Dieses Foto habe ich am Eingang des Damaskustors in Ost-Jerusalem aufgenommen, durch das man auf die arabischen Souqs (Einkaufsstraßen) gelangen kann.

Zu Fuß oder neuerdings auch mit dem Zug, kann man schnell in den Westteil der Stadt gelangen und findet sich in einer völlig anderen Welt wieder: Gepflasterte, saubere Straßen, und Menschen, deren Kleidungsstil zwischen halbnackt und orthodox variiert. Aus jedem der Geschäfte ertönt andere Musik und es gibt ein großes Angebot an Fastfood, Restaurants und Cafés.

Straße in West-Jerusalem
Hier befinden wir uns in West-Jerusalem, wo neben einigen Restaurants und Bars viele kleine israelische Kunsthändler_innen ihre Ware anbieten.

Warum haben es die Palästinenser_innen schwerer?

Um Ost-Jerusalem herum werden immer mehr von der internationalen Gemeinschaft als illegal gewertete Siedlungen gebaut. Palästinenser_innen sind in Ost-Jerusalem nur geduldete Resident_innen; manche besitzen eine ID, manche eine ID und Reisedokumente, manche besitzen weder das eine noch das andere und kommen nur zum Arbeiten her. Sie sind staatenlos.

Wandert man durch die Souq, die arabischen Gässchen im Markt, fallen einem die Israelflaggen und das alle paar Meter stationierte Militär auf. Irgendwie ist das beängstigend. Eine Situation, mit der Palästinenser_innen täglich konfrontiert sind. Des öfteren habe ich gesehen, dass das Militär auch palästinensische Kinder kontrolliert.

Im selben Viertel, in dem ich wohne, gibt es ein Flüchtlingslager, in dem Palästinenser_innen als Geflüchtete in ihrem eigenen Land leben. Und dennoch haben Ost-Jerusalemer Palästinenser_innen einen privilegierten Status gegenüber dem Rest der palästinensischen Bevölkerung, denen der Zugang zur Stadt normalerweise verwehrt wird.

Wie viel Palästina im Arbeitsalltag?

Eigentlich dreht es sich bei uns rund um die Uhr um den Konflikt; im Büro eher theoretisch, bei unseren Auswärtsterminen dann eher praktisch. Da unser Büro in einem Viertel liegt, in dem viele Botschaften und internationalen Organisationen ansässig sind, ist man nicht direkt vom Konflikt betroffen. Da muss man sich zusätzlich privat auf den Weg machen und einfach mit den Menschen sprechen. Für eine_n Palästinenser_in ist Jerusalem immer Alquds und das Land heißt Palästina, das ist das A und O in Gesprächen. In Gesprächen auf englischer Sprache mit unseren palästinensischen Partner_innen hört man aber auch manchmal „Dscherusalem“, wobei ich mich dann immer frage, ob sie die westliche Perspektive als internationalen Standard verkennen oder die Hoffnung schon aufgegeben haben.

Normalization, d.h. die Anerkennung Israels, mitunter auch Jerusalem als seine Hauptstadt, ist hierbei ein wichtiges Schlagwort, von dem jede_r Palästinener_in schwört, es nicht zu akzeptieren.

Der Status der Stadt unterliegt einem Wandel

Mit der Umverlegung der US-Botschaft nach Jerusalem zieren neuerdings auch diese Plakate die Stadt. Als ich sie zum ersten Mal sah, dachte ich mir: „Der Konflikt schläft nicht“, auch wenn er die letzten Jahre in den Hintergrund gerückt ist.

tr

Eigentlich könnte ich ein ganzes Buch von Eindrücken über diese Stadt schreiben. Diese sind nur einige Beispiele vom Leben im Ostteil der Stadt oder dem, was davon momentan noch übrig ist.

Kommentare
  1. Florian

    21. Januar 2021

    Ich habe jetzt einige Eindrücke bekommen über Jerusalem, ich muss ein Referat darüber halten, wäre es möglich noch ein paar Fragen zu stellen :)?

  2. Moh

    25. August 2018

    You tried to describe it from the point of view that you lived in some days there!
    good wording, good pictures, mach mal weiter and good luck

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