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Masterarbeit: Californian Way

Ich bin hier an der UC Berkeley, um meine Masterarbeit in Linguistics zu schreiben. Aber wie ist mein Studienleben hier eigentlich? Unterscheidet sich die amerikanische Uni stark von unserer deutschen? Wenn ja, wie? Und wieso komme ich kaum dazu, meine Masterarbeit zu schreiben? Das erfährst du alles hier in dem Blogpost!

Für meine Masterarbeit habe ich ein eigenes Forschungsprojekt. Konkret geht es dabei um den „California Vowel Shift (CVS)“, der besagt, dass kalifornische Sprecher die Vokale anders aussprechen (als Sprecher anderswo in den USA). Bisherige Studien zeigen, dass es sich hauptsächlich um ein Phänomen von jugendlichen Sprechern aus größeren Städten (Los Angeles, San Francisco, Berkeley etc.) handelt. Allerdings existieren kaum Studien zu älteren Sprechern oder generell Sprechern aus ländlichen Regionen – und eben genau an dieser Lücke versuche ich mit meinem Forschungsprojekt und meiner Masterarbeit anzusetzen. Dafür führe ich zwei verschiedene Studien durch: als erstes werde ich in ländliche Regionen fahren, um dort verschiedene Sprecher aufzunehmen. Diese Sprachdaten nutze ich dann, in einem zweiten Schritt, um eine Wahrnehmungsstudie zu erstellen. Hier sollen Teilnehmer verschiedene Sprecher, die starke oder sehr schwache Charakteristika des CVS haben, anhand verschiedener Kriterien und Attribute bewerten. Das war jetzt alles ganz grob ausgeführt und zusammengefasst, aber wenn es dich im Detail interessiert, kannst du mir gern auch privat bei Instagram schreiben oder hier ein Kommentar hinterlassen😊. Ich werde euch aber auch weiterhin in meinem Blog auf dem Laufenden halten und euch mitnehmen!

Das richtige US-College Leben

Was mir bisher so in und an der Uni hier aufgefallen ist? Vieles ist ganz anders als in Deutschland: Statt wie bei uns die Klausuren ganz am Ende des Semesters in einer Woche zu haben, gibt es hier mehrere „midterms“, also Klausuren innerhalb des Semesters. Dadurch gibt es auch nicht nur eine Klausur und eine Note, die dann für das ganze Seminar zählt, sondern schonmal drei. Ich persönlich finde das besser als unser deutsches System, da so die Note nicht nur von einer Klausur abhängt. Allerdings hat man dadurch alle vier Wochen kleinere Klausurenphasen, was auch mit Stress verbunden sein kann.

Außerdem geht das Spring-Semester hier auch schon Mitte Januar los und endet dann Mitte Mai. Ende März ist dann aber Spring Break und wir haben eine Woche frei, um uns von den Strapazen zu erholen (oder um weiter für andere Prüfungen zu lernen und Hausarbeiten zu schreiben).

Torbogen unter dem viele StudentInnen laufen
Das ist das Sather Gate und der wohl bekannteste Treffpunkt auf dem Campus


Noch ein Unterschied zur deutschen Uni: Als StudentIn hat man hier irgendwie aktiveres Mitspracherecht (jedenfalls habe ich so das Gefühl bisher). Es ist momentan eine Stelle im Linguistics Department frei und wir durften bei den Job Interviews nicht nur dabei sein, sondern konnten auch Fragen zu deren Forschungsinteressen stellen. Am Ende wurde ein Formular rumgeschickt, auf dem jede(r) anonym seinen Favoriten benennen konnte. Außerdem gab es nach den jeweiligen Job Talks jeweils eine „Reception“ mit Essen (Free Food Angebote sollte man auch alle mitnehmen :D), wo das ganze Department anwesend war. Das war für mich ein guter Zeitpunkt, um Leute kennenzulernen und mich mit anderen ProfessorInnen über verschiedene Forschungsschwerpunkte auszutauschen. Deshalb auch hier der Tipp: Nimm alles mit, was sich ergibt und ich glaube, dass dir jede gegebene Möglichkeit später bestimmt irgendwo wieder weiterhelfen kann. So habe ich mich beispielsweise lange mit einer Professorin aus LA unterhalten, die sich auf die Stelle beworben hatte. Als ich dann in LA war, waren wir zusammen Mittag essen.

Ansonsten treffe ich mich einmal die Woche mit meinem Betreuer meiner Masterarbeit, um weitere Schritte zu besprechen. Ich kann mich noch daran erinnern, wie es war, als ich meine Bachelorarbeit geschrieben habe. Da hatte ich mich anfangs mit meiner Betreuerin zusammen gesetzt und das Thema besprochen und dann hieß es „Mach mal!“ und eigentlich war ich bis zur Abgabe dann alleine in dem Schreibprozess. Deshalb bin ich sehr froh, hier so eine ‚intensive‘ Betreuung zu erfahren, da Unsicherheiten dann auch direkt geklärt werden können.

How to: keine Langweile haben

Ich habe ja schon alle meine Creditpoints (bis auf die Masterarbeit), weshalb ich hier eigentlich keine Seminare besuchen „muss“. Mein Professor hat mich aber zu einem Seminar mitgenommen, das er selbst besucht. Deshalb kann ich auch nur über dieses Seminar berichten und vielleicht ist der Arbeitsaufwand bei anderen Seminaren oder Vorlesungen ganz anders. Naja, und da sitze ich nun auch – dienstags und donnerstags jeweils zwei Stunden und höre mir Diskussionen über Phonetik an. Es handelt sich um ‚advanced phonetics‘ also fortgeschrittene Phonetik, allerdings besitze ich nur die Grundkenntnisse. Und dann sind in dem Seminar außer meinem Professor nur noch drei andere Doktoranden (und ich), die alle sehr leidenschaftlich für dieses Thema brennen und eifrig in Diskussionen einsteigen. Nun ja, sagen wir es so, ich fühle mich meistens eher ein bisschen fehl am Platz und kann leider auch nicht wirklich viel zu den Debatten beitragen, da mir einfach das ganze Hintergrundwissen fehlt. Der Arbeitsaufwand für das Seminar ist meiner Meinung nach schon viel: zur Vorbereitung müssen pro Sitzung (also sowohl zu Dienstag als auch zu Donnerstag) zwei oder drei Paper gelesen werden. Ein Paper hat zwischen 20 und 60 Seiten. Und wenn ich dann noch Konzepte nachschlagen muss, summieren sich die Stunden, die ich brauche, um es aktiv zu lesen. Als Studienleistung muss am Ende eine 10-seitige Hausarbeit geschrieben und insgesamt drei Seminarstunden und Diskussionen geleitet werden. Schauen wir mal, wie lange ich noch freiwillig in diesem Seminar bleibe :D.

Es gibt nämlich nebenbei (neben den Kursen und Seminaren) noch so viele andere Möglichkeiten, die mir hier (und den StudentInnen generell) geboten werden: Wöchentliche Diskussionsgruppen zu allen möglichen Themen, Foren, Präsentationen, Schreib- und Lerngruppen und und und…
Und nicht zu vergessen die ganzen Sportangebote! Für alles was du dir vorstellen kannst, gibt es einen Club oder eine „society“ an der Uni. Aktuell sind es über 1.000 verschiedene. Leider hat auch der Tag in Berkeley nur 24 Stunden und ich musste mich entscheiden. Ich spiele jetzt drei Mal die Woche Tennis und bin im Laufteam, wo wir auch täglich Training haben. Manche Teams/Clubs haben nämlich Tryout Tage am Anfang des Semesters, wo entschieden wird, ob du gut genug bist für das Team. Das ist vor allem bei den ganzen Sportteams der Fall, die auch national gegen andere Unis antreten. Und dann gibt es noch das Gym der Uni. Als Visiting Scholar muss ich 60 Dollar dafür im Monat zahlen, für StudentInnen, die komplett an der Uni studieren, ist es kostenlos. Es gibt zusätzlich auch mehrere Pools, die wir dann nutzen können. Jetzt fehlt nur noch besseres Wetter 😊


Du siehst also: Ich bin ziemlich gut beschäftigt und ausgelastet (zumal ich einen sehr motivierten und motivierenden Gymbuddy hier habe), sodass mein tägliches Sportprogramm auf jeden Fall gesichert ist. Dann noch meine Schreibgruppe, die sich donnerstags vormittags trifft, das Seminar, Tennis und die wöchentlichen Talks und Präsentationen und ich komme gar nicht wirklich dazu, meine Masterarbeit richtig anzufangen. Aber andererseits möchte ich auch alles mitnehmen, was geht und die ganzen Erfahrungen hier machen! Zur Not muss ich eben ein paar night sessions einlegen :D.

Und wo mach ich das? In einer der mehr als 20 verschiedenen Bibliotheken oder Study Places auf dem Campus! Die Moffitt Bibliothek ist hauptsächlich für undergrads (also Bachelorstudierende) und vor allem während der mid terms ziemlich stark besucht. Hier wird geschlafen, gegessen, gelernt und das 24 Stunden lang, 7 Tage die Woche. Meine absolute Lieblingsbib ist aber die Doe Library. Die siehst du unten auf den Bildern!
Mein Ziel für das Semester? Wenigstens einmal in jeder Bib zu arbeiten. Schauen wir mal, ob ich das bis Ende des Semesters geschafft habe!

Meld dich gern, wenn du noch Fragen hast, wie mein Studienalltag hier aussieht oder generell zu dem Unisystem hier in der USA 🙂

Kommentare
  1. Ayat

    10. Dezember 2023

    Wollte gern noch mehr wissen über das Forschungsprojekt erfahren und wo kann Man so was finden?
    Ich mache gerade meinen Kombi- Master( anglistik & Anglistische Literaturwissenschaft) an der Bergischen Universität Wuppertal.
    Auf eine Antwort würde mich sehr freuen.

    LG
    Ayat

    1. Sina

      16. Dezember 2023

      Hallo Ayat,

      danke für deine Frage. Ich versuche sie mal so gut es geht zu beantworten.
      Die Idee für das Forschungsprojekt habe ich mir tatsächlich selbst (nach langer Recherche) ausgedacht und mich damit dann an der UC Berkeley beworben. Also ich hatte bevor ich an die Uni gegangen bin, schon eine einigermaßen konkrete Idee, was ich genau da machen wollte. Was bei der Ideenfindung hilft? Einfach ganz viel Literaturrecherche: schau mal, was es bisher für Studien in deinem Bereich/Feld gibt, was da evtl. fehlt und vor allem was du besonders interessant findest!
      Weißt du denn schon, ob du in die Literaturwissenschaft oder Sprachwissenschaft gehen magst? Davon hängt es ja auch ab 🙂
      Ich hoffe das konnte jetzt ein bisschen helfen, meld dich gern, wenn ich dir irgendwie helfen kann.

      Liebe Grüße,
      Sina

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