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Warum Wien

Wien ist nicht nur schön, sondern hat auf (fast) allen Ebenen perfekt in mein Leben gepasst. Wie sich persönliche und akademische Motivationen überschnitten haben und mir die Entscheidung für mein Auslandssemester in Wien leicht gefallen ist.

Wenn ihr ein Auslandsemester plant, dann stellt sich meist direkt zu beginn die Frage: Wohin eigentlich. Ob ihr euch wegen der Sprache, passender Universitäten oder Stipendien entscheidet, bleibt eine individuelle Entscheidung. Für mich hat Wien aus vielen verschiedenen Gründen perfekt in mein derzeitiges Leben gepasst. Wieso, weshalb, warum dass so ist – erzähle ich euch jetzt. Vielleicht helfen euch einige Apsekte ja auch bei eurer Entscheidung für euren Aufenthalt im Ausland?

Innenhof Arkaden der Uni Wien.

Freunde vor Ort

Einige Freunde von mir wohnen hier. Einer meiner besten Freunde und sein Cousin, sowie ein Freund noch aus meiner frühen Kindheit. Außerdem noch zwei Freunde, die ich über meine Beschäftigung mit dem Thema Bitcoin kennenlernen durfte. Beide arbeiten im Bereich Educational Content rund um Bitcoin, einer schreibt einen Newsletter und eine anderer hat sein eigenes Podcast-Format. Daher wollte ich ohnehin mal „ausprobieren“, hier zu leben, um Wien als potenzielle Stadt für einen späteren Umzug und ein dauerhaftes Leben hier vor Ort ins Auge zu fassen.

Sonnenuntergang mit Blick auf Wiener Skyline.
Die Entscheidung wurde mit dieser Aussicht aus meinem Zimmer belohnt 🙂

Zeitpunkt

Ich habe mich für ein Erasmus-Semester entschieden, nachdem ich gerade aus einer längeren Beziehung gekommen bin. Mir war bewusst, dass diese Unabhängigkeit in Ort und Zeit immer seltener wird, je älter ich werde. Daher wollte ich unbedingt noch einmal „weg“. Gleichzeitig wollte ich aus Gründen des Komforts und der Nähe zur Familie nicht „zu weit weg“ sein. Ich habe noch Verantwortlichkeiten in der Verwaltung und Organisation des Kunstkorpus meines verstorbenen Vaters. Außerdem werde ich diesen Sommer Onkel, und da möchte ich einfach in der Nähe sein!

Finanzielle Situation

Die Mieten in München sind mittlerweile extrem hoch. Es ist kaum möglich, eine Einzimmerwohnung unter 1200 Euro warm zu finden – und das in guter Lage schon gar nicht. Ich wollte erleben, ob es stimmt, dass die Mieten in Wien günstiger sind. Tatsächlich sind sie auch nicht mehr so günstig wie vor ein paar Jahren. Meine Erwartungen lagen bei unter 1000 Euro für eine Zweizimmerwohnung – das haut in der Realität nicht ganz hin. Aber immerhin gibt es noch große Zwei-Zimmer-Wohnungen in der Innenstadt für etwa 1200 Euro. Das ist im Vergleich zu München ein großer Unterschied.

Der 20. Bezirk hat zwar etwas weniger Altbau, ist trotzdem schön urban.

Jetzt habe ich in einem Studentenwohnheim ein zehn qm Zimmer für 400 Euro im Monat. Klein aber fein würde ich sagen. Hier gibt’s meine Roomtour: Meine Aussicht ist toll und auch wenn ich nicht im Altbau wohne, mag ich meinen Bezirk sehr gerne.

Akademische Motivationen

In Rahmen meines Masters in München gibt den „Zusatzqualifikationsbereich“, das sind so eine Art Wahlpflicht-Module. Dort musste ich entscheiden, ob ich a) thematisch bei Philosophie bleibe, oder einen anderen Fachbereich wähle und b) örtlich in München bleibe, oder eine andere Stadt wähle. Egal wofür ich mich entscheide, ich muss ganze 24 ECTS Punkte in diesem Format vorweisen. Ich wusste mich interessiert Philosophie einfach noch sehr und ich wusste, dass ich ins Ausland will.

Themen: Wiener Kreis, AI und Bitcoin

Wien ist mit dem Wiener Kreis akademische Geburtsstätte für die Logik im 20. Jahrhundert Wiener Kreis. Das wusste ich und hat mich immer neugierig gemacht. Seitdem ich hier bin, habe ich auch erfahren, dass es eine zeitgenössische Version davon an der Universität gibt: das Institut Wiener Kreis. Mit der Geschichte der modernen Logik hatte ich zwar in München schon ein paar Berührungspunkte, wie z.B. in der Einführungsvorlesung „Logik 1“ bei Prof. Hannes Leitgeb, aber ich habe dazu nie explizit Kurse besucht.

München scheint eher darauf ausgelegt zu sein die Fähigkeit des logischen Denkens zu schulen und auf aktuelle und moderne Fragen anzuwenden. Von den paar Gesprächen, die ich mit Kommilitonen in Wien hatte, scheinen auch viele aus fachlichen Gründen nach München gehen zu wollen. Scheinbar bietet das Munich Center for Mathemtical Philosophie (MCMP) für die Logik mehr Anwendung. Das Gras ist halt auf der anderen Seite immer grüner. Mein akademischer Fokus liegt hingegen nicht auf der Logik – das ist eher das intellektuelle Gemüse des Studiums, das ich essen musste und mit der Zeit auch immer besser schmeckt.

Ich stell mir immer vor wer sonst noch hier durch die Straßen neben der Uni geschlendert ist.

Mein Fokus liegt auf digitalen Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Bitcoin. Zu ersterem besuche ich einen Kurs mit dem Titel „A.I. Governance“. Mein Dozent hier ist Prof. Mark Coeckelbergh, der sich mit der Frage beschäftigt welchen Einfluss A.I. auf Demokratien hat. Demnach sind Politik und Policy Ebenen zu denen ich auch einiges neues lerne. In den letzten vier Jahren meines Studiums merke ich, dass das Thema immer populärer und wichtiger wird. Und es ist schön zu sehen, dass Philosoph*innen hier wirklich gefragt sind. Denn mit einer oder mehrere künstlichen Intelligenzen(en) in unserer Welt eröffnen sich ethische Fragen nach Verantwortung, Pflichten und Rechten. Z.B.: Wenn diese neuronalen Netze ein Bewusstsein haben, sollte man ihnen auch Verantwortung für ihr Handeln zuschreiben können? Und wenn das der Fall ist, sollten sie nicht auch Rechte haben können? Stirbt eine A.I. wenn man das Programm neu startet? Und wenn es einfach nur ein Algorithmus ist, der Intelligenz imitiert, wer ist dann für den informationellen Output und das Handeln verantwortlich? Die Firmen, die Nutzer oder Staaten?

Methoden

Bitcoin ist zwar in dem akademischen Wahrnehmungsfeld einiger Dozenten, vor allem in dem Bereich PPW (Philosophie, Politik und Wirtschaft), aber Kurse habe ich dazu an der Uni Wien keine belegen können. In München war das etwas anders, da gab es z.B. einen Kurs zur Philosophie des Geldes in dem Bitcoin ein eigenes Kapitel war. Aber da Bitcoin eine Form von Geld ist, und Geld mit Wirtschaftstheorien einhergeht, bin ich ganz froh in dem Kurs „Pracitcal Research Methods“ das Beispielthema „Housing“, also „Wohnen“ zu behandeln. Dort werden zwangsläufig verschiedene wirtschaftspolitische Positionen diskutiert vom Sozialismus, über den Konservativismus bis hin zum Liberalismus und Neo-Liberalismus. Das ist für mich in meiner Beschäftigung mit Bitcoin einer neuen Form des Geldes wertvoll, da ich dort meine ökonomischen Grundlagen vertiefen kann.

In dem eben genannten Kurs ist der Fokus aber nicht inhaltlicher Natur, sondern methodischer. D.h. meine wissenschaftlichen Fähigkeiten in dem Bereich werden nochmal richtig poliert, was mich freut. Ich lerne gerade einfach richtig viel.

Der Lesesaal der Philosophie-Fakultät an der Uni-Wien.
Der Lesesaal der Philosophie-Fakultät, in dem ich öfter bin.

Qualität oder Status?

Wien hat aber eine sehr gute Philosophie Fakultät. Die Lehrpersonen, die ich dieses Semester habe, sind allesamt freundlich, ambitioniert und kompetent. Außerdem gibt es mit geschätzt 15 Kursen ein großes Angebot. Ich musste dann aber aus Interesse nachschauen – da es irgendwie trotzdem kleiner gewirkt hat, als was ich aus München gewohnt bin und wir dort auch eine größere thematische Auswahl haben – und was stellt heraus? Im internationalen Ranking im Fachbereich Philosophie ist die Uni Wien weltweit auf Platz 49 und die Münchner LMU auf Platz 6. Das hat mich erstaunt und da schien mir dieses Ranking nicht nur aus der Luft gegriffen zu sein. Gleichzeitig sollte der Status nicht ausschlaggebend, denn wie ich es am eigenen Leib erlebe, lerne ich an der Uni Wien ganz neue Dinge, die ich in meiner Münchner Uni Bubble noch nicht gelernt hatte!

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