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Was zählt mehr: Perspektiven oder Bezahlung?

In meinem Studium der Sozialen Arbeit mit dem Schwerpunkt Migration und Globalisierung ist ein Auslandspraktikum verpflichtend, doch für mich war von Anfang an klar: Ich will mehr als nur ein Pflichtmodul abhaken. Ich wollte raus aus der Komfortzone, rein in eine Realität, in der soziale Ungleichheiten nicht nur Theorie sind, sondern Alltag. Dass ich heute, mehrere Monate später, mittendrin in einem ehrenamtlichen Praktikum bei einer malaysischen NGO bin, war kein Zufall, aber auch kein ganz einfacher Weg.

Die NGO Tenaganita, bei der ich aktuell tätig bin, wurde mir durch Kontakte empfohlen. Auf einem DAAD-Vernetzungstreffen lernte ich jemanden kennen, der mir mehrere Organisationen nannte. Ich bewarb mich daraufhin auf eigene Initiative.

📌 Tipps für deine Praktikumssuche in Malaysia

  • Netzwerke nutzen: Frag Menschen, die du kennst – viele NGOs und Organisationen werden über Kontakte vermittelt.
  • Telefonieren statt mailen: E-Mails bleiben oft lange unbeantwortet – ein Anruf bringt schneller Klarheit.
  • Dranbleiben: Rückmeldungen dauern manchmal – bleib freundlich hartnäckig, wenn du wirklich interessiert bist.
  • Vorbereitet sein: Informier dich gut über die Organisation und zeig echtes Interesse – das zählt oft mehr als formale Unterlagen.

Ich erhalte keine Praktikumsvergütung, mein Engagement ist komplett ehrenamtlich. Damit bin ich aber einverstanden, denn ich wollte lieber eine Stelle, die meinen Werten entspricht, als einen gut bezahlten Praktikumsplatz, der inhaltlich nicht zu mir passt. Außerdem ermöglicht mir mein DAAD-Stipendium diese Freiheit.

Zwei Einsatzorte, ein Ziel

Meine Arbeit ist aufgeteilt. Zwei bis drei Tage die Woche bin ich im NGO-Office, die anderen im Learning Center, das von der UN unterstützt wird.

Kommunikation im Team und persönliche Lernmomente

Im Büro sprechen wir fast ausschließlich Englisch. Mein Team ist nicht nur kulturell vielfältig, mit Kolleg:innen chinesisch-malaysischer und indisch-malaysischer Herkunft, sondern auch fachlich breit aufgestellt. Psycholog:innen, Aktivist:innen, Jurist:innen und weitere Expert:innen bringen ihre unterschiedlichen Perspektiven ein.

🇲🇾 Arbeitskultur in Malaysia – anders als in Deutschland

  • Kritik wird häufig indirekt formuliert – das braucht Feingefühl und Eingewöhnung.
  • Arbeitszeiten sind flexibler, aber oft auch länger.
  • Überstunden? Keine Auszahlung – stattdessen werden sie mit Urlaub verrechnet.
  • Viele arbeiten auch abends weiter, Engagement geht oft über Dienstzeiten hinaus.
  • Hierarchien werden stärker respektiert.

Ich begegne hier Strukturen, die Menschen vulnerabel machen oder ausschließen. Menschen, denen ich begegne, sind meistens aus Myanmar, Indien, Bangladesch, Somalia oder dem Sudan. Es sind Personen, deren Perspektiven und Lebenslagen in deutschen Diskursen oft unsichtbar bleiben. Gleichzeitig reflektiere ich meine eigene Position. Ich bin mit einem einfachen Visum hier, während andere seit Jahren auf Aufenthaltsdokumente warten. Die größte Herausforderung für mich? Emotional präsent sein, ohne auszubrennen. Und: Nein sagen lernen, wenn ich spüre, dass es zu viel wird.

Zwischenbilanz: Ein Praktikum, das mehr ist als ein Einblick

Ich bin noch mitten in meinem Praktikum, aber schon jetzt spüre ich, wie sehr es mich verändert – fachlich wie persönlich. Ich lerne anders zuzuhören, kulturelle Unterschiede nicht nur zu respektieren, sondern auch einzuordnen und soziale Herausforderungen im globalen Kontext zu begreifen. Gerade in Verbindung mit meinem Auslandssemester öffnet mir diese Erfahrung neue Perspektiven: Ich verlasse meine eigene Bubble, begegne sozialen Realitäten und bekomme einen viel tieferen Einblick in gesellschaftliche Strukturen und das Land.

Was ich hier lerne, kann mir kein Seminarraum vermitteln und ich bin dankbar, dass ich die Chance habe, aus dieser Nähe zu beobachten, zu reflektieren und zu wachsen. Und ja: Ich würde es jederzeit wieder tun.




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