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1 Monat, 1 Land, 1000 Eindrücke: Wie bunt Indien wirklich ist


Nach einem Monat in Indien ein eindeutiges Fazit zu ziehen, scheint verfrüht – und mit den zahlreichen gegensätzlichen Eindrücken, die ich bislang sammeln durfte, auch nahezu unmöglich. Doch welches Bild zeichnet ein solches Land, das bisweilen als „eigener Kontinent“ betitelt wird?

Die Straßen Indiens sind chaotisch, laut und bunt.
Sich (im wörtlichen wie auch im übertragenen Sinne) ein Bild von einem neuen Land machen zu wollen, ist wohl ganz normal. Doch kann das in Indien tatsächlich klappen?

Genau einen Monat ist es her, dass ich mich nach Indien aufgemacht habe, um hier für ein Semester zu studieren – und mir ein Bild von Land, Leuten und Leben zu machen. Nun bin selbst ich nicht naiv genug, um zu glauben, dass diese kurze Zeit in Kolkata ausreicht, um eindeutige Antworten auf all die Fragen zu finden, die ich an das schon bald bevölkerungsreichste Land der Erde habe. Doch wie vollkommen uneindeutig die Eindrücke sind, die ich hier sammle, überrascht mich immer wieder aufs Neue – und ich frage mich, ob sich diese Kontraste tatsächlich eines Tages zu einem klaren Bild zusammenfügen können.

Welche Eindrücke vermittelt der Campus?

Einen Großteil meiner Zeit verbringe ich, wie die meisten meiner Mitstudierenden, auf dem Gelände des Indian Institute of Management Calcutta (IIMC). Auf deinen Seite ergibt es daher sicher Sinn, mich zunächst auf die Eindrücke vom Leben auf dem Campus zu konzentrieren. Auf der anderen Seite ist es aber auch angebracht, noch einmal darauf hinzuweisen, warum meine indischstämmigen Kommilitoninnen und Kommilitonen diesen nur höchst selten verlassen: Weil sie kaum eine andere Wahl haben. Das IIMC sieht sich selbst als „Residential Campus“ mit dauerhafter Anwesenheitspflicht; insbesondere First-Year-Students berichten zudem oft, dass ihr enormes Arbeitspensum ansonsten gar nicht zu bewältigen wäre. In der Praxis bedeutet das, dass von Pflichtveranstaltungen über Termine mit Lehrpersonen bis hin zu Deadlines alles mit wenigen Stunden Vorlauf angekündigt werden kann – und das in Einzelfällen auch gerne mal für Uhrzeiten jenseits der Mitternacht. Klingt belastend? Nun, auf der einen Seite haben vor Kurzem in meinem größten Kurs, „Management of Self in Organizations“, tatsächlich viele Studierende offen zugegeben, dass sie sich „lost“ fühlen, nicht wissen, was sie im Leben erreichen wollen, oder sich sogar sicher sind, aktuell nicht ihre Wunschlaufbahn zu verfolgen. Doch auf der anderen Seite sind viele meiner indischen Mitstudierenden „ihrem Institute“ sehr dankbar – insbesondere für die großartige Ausbildung, die sie hier erhalten, und die Möglichkeit, ihre Traumkarriere, insbesondere in Bereichen wie Investment Banking und Consulting, zu verfolgen. Und das Leben auf dem Campus sehen viele von ihnen nicht etwa als Belastung, sondern vielmehr als Mittel, ein ihrer Ansicht nach einzigartiges Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den Mitgliedern einer „Cohort“ zu erzeugen. Eine einheitliche Meinung lässt sich nur schwer ausmachen.

Wie sieht’s in Kolkata als Stadt aus?

Die enorme Diversität, die sich auf dem Campus abzeichnet, setzt sich auch außerhalb der die Hochschule umgebenden Mauern fort. Natürlich kann man gesellschaftliche Kontraste in nahezu allen Großstädten der Welt beobachten – doch die Selbstverständlichkeit, die den enormen Gegensätzen hier innezuwohnen scheint, habe ich zuvor noch an keinem anderen Ort feststellen können. So liegen nur wenige Minuten Taxifahrt zwischen imposanten Gebäuden wie dem stadteigenen Trump Tower und aus mit Mühe und Not zusammengeschusterten Hütten bestehenden Stadtteilen, in denen Kinder ihre teils stark verstümmelten oder von Krankheit gezeichneten Verwandten auf Karren durch die Gassen ziehen. Ähnlich starke Kontraste wie bei der Verteilung von Einkommen und Wohlstand lassen sich in weiteren gesellschaftlichen Dimensionen wie Bildung und Religiosität feststellen. Und irgendwo dazwischen findet man auch die wachsende indische Mittelschicht. Diese wiederum passt mit ihren westlich anmutenden Einkaufszentren, schicken Restaurants und gestriegelten Wohnanlagen so gar nicht zu dem, was Reiseführer und Co. über Indien suggerieren – und ihre Mitglieder empören sich auf Nachfrage prompt, dass es Zeit wird, dass Reisende akzeptieren, dass „auch sie zu Indien gehören“, und man der indischen Mittelschicht ihre verbesserte Lebenssituation gönnen sollte. Doch neben all den positiven Implikationen des dahinterstehenden wirtschaftlichen Aufschwungs beklagt der eine oder andere auch, was dieser für Kolkata als Stadt bedeuten kann – von der großartigen Natur, die sogar unseren Campus noch fest in ihrer Hand zu haben scheint, ist im nachmittäglichen versmogten Pendlerchaos kaum noch etwas zu bemerken.

Was ist mit Indien insgesamt?

Auch wenn ich den Staat West Bengal bisher nicht verlassen habe und neben Kolkata lediglich die Sundarbans bereist habe – gepaart mit den Erzählungen meiner aus ganz Indien stammenden Mitstudierenden scheinen auch hier die Unterschiede innerhalb des Landes oft größer als die Gemeinsamkeiten. Seien es das typische Mittagessen in Mumbai, die vorherrschenden Sprachen in Chennai oder das Wetter in Bangalore – das alles hat mit Kolkata anscheinend ungefähr so viel gemeinsam wie meine Heimatstadt Köln. Und so ergeben sich immer wieder Situationen, in denen Inderinnen und Inder sich bei uns Austauschstudierenden über das scharfe Mensaessen auslassen, berichten, anfangs im Gegensatz zu uns mehrere Wochen temperaturbedingt kaum geschlafen zu haben, mit den verschiedenen (und oft recht starken) Akzenten, die viele von ihnen im Englischen an den Tag legen, ebenso zu kämpfen haben wie wir – und mir immer wieder in den Sinn kommt, wie viel es in diesem Land noch zu erleben gilt.

…und welches Bild ergibt sich dadurch?

Sicher, Gegensätze innerhalb eines Landes gibt es überall auf der Welt. Doch hier in Indien wirkt die Vielfalt oft so groß, dass ein einheitliches Bild vom flächenmäßig siebtgrößten Staat der Erde unmöglich scheint. Zumindest für mich liegt aber genau darin (zumindest vorerst) die Lösung: Indien braucht mir kein einheitliches Bild zu vermitteln. Indien ist bunt, divers, das Land der „Gegensätze“, „Kontraste“ und „Vielfalt“. Indien ist so vielfältig und vielschichtig wie kaum ein anderer Ort, den ich bisher bereisen durfte – und daher freue ich mich umso mehr darauf, in den kommenden Wochen noch mehr über dieses faszinierende Land zu erfahren!

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