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O-Woche Krakau: Wie feiert ein echter Slawe?


Es war schon vielversprechend, das Motto der Orientierungswoche an der Jagiellonen Universität in Krakau. „Feiern wie ein Slawe“ – Klar dachte ich dabei sofort an nicht versiegende Alkoholquellen und lange Nächte. Party, Party, Party eben. So sollte es auch kommen. Ganz nebenbei aber konnte ich viel über die polnische Kultur lernen und großartige Bekanntschaften machen.

Neue Freunde im Auslandssemester in Krakau
Einzigartige Erlebnisse. Der erste Abend mit neuen Freunden aus aller Welt.

Eigentlich wollte ich meine erste Woche mit einem Beitrag über das beeindruckende akademische Viertel der Stadt beenden. Noch viel mehr, und das will in Anbetracht der bombastischen Prunkbauten schon etwas heißen, hat mich aber letztlich die herzliche Gastfreundlichkeit der Polen begeistert. In jedem Pub warten kostenlose Wodka-Shots auf die Kundschaft. Da stößt man doch gerne mit seinen neuen polnischen Freunden an. Na zdrowie!

Generell habe ich mir im Vorfeld viel zu viele Sorgen gemacht. Mein Kopf drohte vor pessimistischen Gedanken schier zu platzen. Je näher das Datum meines Fluges rückte, desto stärker keimte in mir die Frage auf: „Warum mache ich das eigentlich? Das Leben in Marburg läuft doch nahezu perfekt. Wofür gebe ich es auf?“ Natürlich spielt dabei auch Heimweh eine große Rolle. Und das bereits vorzeitig. Auf jeden warten Zuhause Eltern, Freunde oder Partner. Dem Einen oder Anderen fällt es sogar schwer, sich von seinem vierpfotigen Begleiter zu trennen. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich so schnell in etwas Neues hineinfinden könnte. Ich bin zwar erst seit gut einer Woche in Krakau, aber alle Sorgen haben sich bereits in Luft aufgelöst. Ein Auslandsaufenthalt geht immer damit einher, neue Menschen kennenzulernen. Während ich diesen Beitrag in einem Café schreibe, sitzen mir zwei solcher gegenüber. Mit ihnen teile ich bereits einzigartige Erlebnisse. Erlebnisse, an welchen ich weder in Marburg, noch in ganz Deutschland hätte teilhaben können. Eins ist sicher: Vor dem restlichen Aufenthalt in Krakau habe ich keine Angst mehr. Okay, das stimmt nicht ganz. Scheinbar gehören weder Pünktlichkeit, noch gute Organisation zur polnischen Tagesordnung – auch meine Gastuni scheint sich damit schwer zu tun. Dabei ist mir sehr wohl bewusst, dass ich in eben diesen Punkten ein echter Spießer bin. Aber das ist eine andere Geschichte, dazu mehr in meinem nächsten Bericht.

Nicht nur Party – die Orientierungswoche in Krakau

Auf jeden Fall hat das Erasmus Student Network ganze Arbeit darin geleistet, die Neuankömmlinge willkommen zu heißen. Die vorbereitenden Veranstaltungen haben uns wirklich zusammengeschweißt. Und nein, dabei ging es nicht nur um Party, Party, Party. Auch wenn ebenjene eine wichtige Rolle dabei spielen, sich mit fremden Menschen anzufreunden. Wir durften auch eine Menge über die bewegte Geschichte der Stadt erfahren. Durch ein City-Game, eine Art Schnitzeljagd, erkundeten wir die historisch bedeutsamen Orte der Stadt. Gemeinsame Rundgänge durch das jüdische Viertel, das ehemalige Ghetto und Schindlers Fabrik führten uns auch die Grausamkeiten vor Augen, welche die Bewohner dieser Stadt einst durchleben mussten.

Krakau Schnitzeljagd Historische Orte
Auf der Suche nach den historischen Orten der Stadt.

Aber kommen wir zurück zur Ausgangsfrage. Wie feiert denn nun ein echter Slawe? Mit jeder Menge Wodka. Ja, manche Stereotypen beinhalten wohl zumindest ein Körnchen Wahrheit. Wodka zählt mit Sicherheit zu den am meisten konsumierten Getränken – und das pur! Bei einem Kurs über polnisches Trinkverhalten wollte man mir sogar weismachen, jede Sorte habe einen eigenen Geschmack. Mein Gaumen hat davon nichts gemerkt: Für ihn brennt jeder Wodka gleich.

Trinkfreudig? Ja, aber …

So tief es auch in der polnischen Kultur verankert ist, das Trinken beschränkt sich hier auf Pubs und Clubs. In meinem vorläufigen Heimatland ist es nämlich strengstens verboten, in der Öffentlichkeit Alkohol zu konsumieren. Skurril, aber wahr: Noch härter werden jene Tunichtgute bestraft, die trotz trockener Kehle eine geöffnete Flasche mit sich herumtragen. Warum? Keine Ahnung! So viel Enthaltsamkeit ist den polnischen Behörden wohl von Grund auf suspekt!

Abgerundet wurde die Orientierungswoche von einem traditionellen Tanzkurs und weiteren Partys. Darunter befand sich sogar eine Party in einer fahrenden Straßenbahn. Leider habe ich diese nicht miterleben können. Obwohl ich die letzte Zeit krank im Bett verbracht habe, konnte ich viele tolle neue Freunde kennenlernen, eine atemberaubende Stadt erkunden und Einblicke in verschiedene Kulturen gewinnen. Ich kann es jedem nur ans Herz legen, Krakau selbst zu erleben.

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