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Alleine unter 50.000 Tifosi


Dies war zwar nicht mein erster Besuch in einem italienischen Stadion, aber wohl mein aufregendster: Vollen Bussen, strengen Kontrollen und wüsten italienischen und portugiesischen Beschimpfungen sei Dank.

Das römische Stadio Olimpico wurde ab 1927 gebaut und bei der Olympiade 1960 eingesetzt. Viele legendäre Spiele wurden hier ausgetragen, zuletzt das Halbfinale der letzten Champions League Saison. Als Fußballfan konnte ich mir einen Besuch des Hinspiels des Achtelfinales der Champions League zwischen dem AS Rom und dem FC Porto einfach nicht entgehen lassen. Die Tickets waren schnell über das englischsprachige Ticketportal des AS Rom gebucht. Überraschenderweise gab es noch für jeden Bereich des Stadions noch Karten, außer für den Gästeblock. Ich hatte jedoch gelesen, als Tourist die Bereiche der Ultras zu meiden. Also entschloss ich mich, mir auf der anderen Seite des Stadions einen Platz zu suchen. Hier stehen bei dem römischen Stadtderby die Fans von Lazio Rom, bei  Heimspielen der AS Rom sitzen hier aber ganz normale Fans. Auch der Gästeblock liegt hier. Leider blieben an diesem Abend ungefähr 20.000 der knapp 72.000 Plätze leer. Doch die 50.000 römischen Tifosi, im italienischen ein Synonym für Fans, stimmten mich hoffnungsvoll, die besondere Stimmung eines italienischen Fußballstadions erleben zu können.

Der Eintrittspreis von 40 Euro war durchaus billig, da zahle ich in Deutschland mehr für ein Spiel in der Champions League. In der Tat war es nicht mein erstes Spiel in Italien. Vor vier Jahren war ich in Turin, um meinen Lieblingsverein Borussia Mönchengladbach spielen zu sehen. Damals bin ich jedoch mit deutschen Fans zusammen angereist und hatte meine Plätze im deutschen Auswärtsblock. Also habe ich gar nicht so viel vom italienischen Stadionerlebnis mitbekommen. In Rom war ich jedoch alleine.

Ausweis nicht vergessen!

Ich nahm einen Bus von meiner Unterkunft nahe des Vatikans zum Stadion. Ich hatte Glück, dass ich an einer frühen Haltestelle der Busroute einsteigen konnte. Danach wurde der Bus immer voller, sodass er nicht mehr anhielt. So etwas wie Shuttlebusse zum Stadion wie in Deutschland gibt es nicht. Auch damals in Turin liefen wir zum Stadion. Dies hätte ich in Rom auch machen sollen, da der Bus 30 Minuten im Stau vor dem Stadion stand. Als wir endlich angekommen waren, fiel sofort die malerische Lage direkt am Tiber ins Auge. Da ich Karten für die Curva Nord hatte, musste ich erst mal komplett ums Stadion herumlaufen. Dabei konnte ich beobachten, wie eine Gruppe Jugendlicher, vermutlich um die Einlasskontrollen zu umgehen, über den Zaun kletterte und Richtung Stadion lief. Allerdings bezweifle ich, dass sie es hinein geschafft haben.

Die Kontrollen waren viel gründlicher als in Deutschland. Und leider auch langwieriger, da die Tickets personalisiert sind und mit dem Personalausweis abgeglichen werden. Absurd: Nach der ersten Kontrolle wird man ca. 200 Meter weiter, auf denen aufgrund von hohen Zäunen an beiden Seiten nichts hätte passieren können, nochmal kontrolliert. So schaffte ich es gerade so pünktlich zur Hymne des AS Rom und der berühmten Musik der Champions League ins Stadion.

Die richtige Platzwahl

Leider war mein Platz schon besetzt. Als ich freundlich darauf hinwies, wurde ich darum gebeten, die Karte doch einfach zu tauschen und zwei Reihen weiter nach oben zu wechseln. Die Personalisierung und die langwierigen Kontrollen hätte ich mir somit auch sparen können. So saß ich zwischen zwei römischen älteren Herren, die das ganze Spiel nicht einmal mitsangen oder klatschten, sondern nur fluchten. Das kennt man genauso aus Deutschland. Besonders die Fans des FC Porto im Gästeblock, die zwei Blöcke neben uns ordentlich Stimmung machten, waren Ziel von Beleidigungen der um mich herum sitzenden Römer, für die sie sogar aufstanden und eindeutige Gesten übrig hatten.

Ansonsten machten nur die Ultras in der gegenüberliegenden Curva Sud Stimmung. Die erste Hälfte verlief nicht sehr spannend, es gab eine Torchance, nach der alle durch wüste Beleidigungen ihren Adrenalinspiegel wieder ins Gleichgewicht bringen konnten. Dies sollte sich in der zweiten Halbzeit jedoch ändern.

Glück gehabt

Porto kam stärker aus der Kabine, weshalb die Stimmung im Stadion stark abflaute. Meine Enttäuschung darüber verflog jedoch sehr schnell, als der Mann des Abends zum ersten Mal in Erscheinung trat: Nicolo Zainolo. Nachdem er mit etwas Glück den Ball im Strafraum bekam zog er trocken ab und machte das 1:0 für die Hausherren. Ein überragender Torjubel war die Folge, bei der alle um mich herum explodierten. Der Herr neben mir schlug mir in seiner Jubelorgie fast die Brille von der Nase, eher er sich, wie alle anderen auch, dem Gästeblock zuwandte. Nach diesem kurzen Jubelorgasmus teilte das ganze Stadion dem portugiesischen Anhang mit, nach Hause fahren zu können. Eindeutige Gesten mal wieder inklusive. Einige Roma-Fans neben dem Gästeblock hatten wohl nur darauf gewartet, da sich eine Traube von ca. 50 Männern vermummt zum Zaun begab, um nochmal ausdrücklich zu jubeln.

Die Porto-Fans konnten das natürlich nicht auf sich sitzen lassen und versuchten, über den Zaun zu klettern. Gegenstände flogen zwischen den beiden Gruppen hin und her. Mitten in diesem Austausch fiel das 2:0, was die Porto-Fans nur noch mehr motivierte, über den Zaun zu klettern. Glücklicherweise kam es dazu nicht. Und glücklicherweise hatte ich keine Karten direkt neben dem Gästeblock, was ich vor dem Spiel kurz überlegt hatte. Nach diesem Tor setzte der Stadionsprecher zu einem Jubel an, den ich so noch nie gehört hatte. Der Torschütze wurde ohrenbetäubend gefeiert:

Doch die Freude hielt nur kurz an. Begleitet von wüsten Beschimpfungen meiner Sitznachbarn erzielten die Portugiesen den Anschlusstreffer, der ihnen eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel gibt. Nun war es an den mitgereisten Anhängern, die Fans der Roma zu provozieren und zum dritten Mal zu versuchen, den Zaun zu überwinden. Allerdings erneut erfolglos.

Nach dem Spiel leerte sich das Stadion sehr schnell, die Enttäuschung über das Ergebnis saß wohl vielen in den Knochen. An der Bushaltestelle angekommen sah ich, wie mein Bus just in diesem Moment vorfuhr. Allerdings nicht zur Haltestelle, da diese bei den Menschenmassen, die mitfahren wollten, wirklich nur als Vorschlag zu verstehen war. Etwa 20 Meter vor der Haltestelle wurde der Bus bereits angehalten und füllte sich. Dank eines beherzten Sprints und etwas Ellenbogeneinsatz konnte ich noch einen Platz im Bus ergattern. Das kennt man auch von deutschen Stadien. Das Verkehrschaos, das sich rund um das Stadion abspielte, spielte jedoch in einer anderen Liga. Ich werde mich nie wieder über das Shuttle-Bus-System zu Fußballspielen in Deutschland beschweren. Immerhin gibt es dort so etwas wie eine Busspur und man steht nicht noch über eine Stunde lang im Stau.

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