24. November 2024
Ich studiere gerade in Malaysia und bin jeden Tag aufs Neue fasziniert. Dieses Land hat nicht nur atemberaubende tropische Landschaften zu bieten, sondern überrascht auch mit einer kulturellen Vielfalt, die mich immer wieder staunen lässt. Was Malaysia für mich so besonders macht, erfährst du in diesem Blogbeitrag!
Das Wichtigste zuerst: Malaysia ist ein multikultureller Staat, in dem die drei größten ethnischen Gruppen – Malaien, Chinesen und Inder – sowie viele indigene Volksgruppen zusammenleben. Schon in den ersten Wochen wurde mir klar, wie eng Kultur und Zusammenleben hier verwoben sind. Du begegnest Vielfalt nicht nur auf den Straßen oder in den Festen, sondern auch in kleinen Dingen wie dem Essen, der Architektur oder dem Miteinander.
Kultur, die dich sofort fesselt
Malaysia ist ein Land voller Gegensätze und Harmonie zugleich. Es hat eine lange Geschichte, die vom Handel und den Kolonialmächten beeinflusst wurde, was das heutige Bild des Landes mitgestaltet hat. Moderne Skylines treffen auf Altstädte im Kolonialstil, multikulturelle Viertel auf abgelegene Dörfer.
Als internationale Studentin beeindruckt mich, wie die Geschichte Malaysias das heutige Leben prägt. Die chinesische Gemeinschaft, deren Vorfahren während der Kolonialzeit als Arbeitskräfte für den Bergbau und Handel ins Land kamen, bewahrt bis heute ihre Kultur durch Tempel, Sprache und Feste wie das chinesische Neujahr. Ähnlich ist es bei der indischen Gemeinschaft, deren Vorfahren für den Bau von Eisenbahnen und in Plantagen arbeiteten. Viertel wie „Little India“ mit Tempeln, Sari-Geschäften und Gewürzmärkten zeigen dir den Einfluss auf die Gesellschaft.
In Malacca, einer Stadt, die ich besucht habe, ist der Einfluss der Handelsrouten besonders in der Architektur sichtbar. Hier trifft portugiesische Kolonialarchitektur auf holländische Stadthäuser und britische Verwaltungsgebäude. Besonders beeindruckend fand ich, wie Moscheen, Tempel und Kirchen nebeneinander existieren – ein Symbol für Malaysias gelebte multikulturelle Identität.
Was mich besonders beeindruckt
- Die Offenheit der Menschen: Malaysier:innen empfangen dich mit einer Herzlichkeit, die ich so noch nirgendwo erlebt habe. Egal ob in der Uni, bei Veranstaltungen oder sogar in der Moschee – du bist sofort willkommen.
- Vielfalt im Alltag: Es ist faszinierend zu sehen, wie verschiedene Religionen und Bräuche miteinander koexistieren. In einer Woche kann man an einem Hindu-Festival teilnehmen, während gleichzeitig ein islamischer Feiertag ist.
Budi: Die Kunst des Miteinanders
Ein Schlüssel zum Verständnis der malaysischen Gesellschaft ist Budi. Dieses Konzept umfasst Höflichkeit, Respekt und Bescheidenheit – Werte, die in jeder Begegnung spürbar sind. Kritik wird hier oft indirekt geäußert, Konflikte werden ruhig und konstruktiv gelöst.
Dieses Prinzip zeigt sich in vielen Alltagssituationen, von der Art der Begrüßung bis hin zum Umgang in Konflikten. Die Begrüßung hier in Malaysia ist oft ohne Umarmung oder festen Händedruck. Stattdessen wird häufig ein Lächeln oder ein leichtes Nicken als Zeichen des Respekts verwendet, was mir als eine sehr respektvolle und zurückhaltende Art der Begrüßung erscheint. Ein weiteres Beispiel, das mir aufgefallen ist, ist die körperliche Haltung im Umgang mit älteren oder respektierten Personen. Hier in Malaysia zeigt man Respekt, indem man sich leicht verbeugt oder den Kopf senkt, besonders wenn man an jemanden spricht, der älter oder in einer höheren Position ist. Diese Geste der Bescheidenheit ist ein starkes Zeichen des Respekts und der Achtung, was mir in Deutschland nicht so ausgeprägt erscheint.
Mein Tipp
Wenn du hier studierst oder arbeitest, nimm dir Zeit, die Kommunikation zu beobachten. Zeige Respekt, indem du höflich und zurückhaltend kommunizierst, besonders in Gruppenarbeiten oder beim Austausch mit Dozent*innen.
Religion – die prägende Kraft
Malaysia ist ein Land, in dem Religion eine große Rolle spielt, insbesondere der Islam, da er von der Mehrheit der Bevölkerung praktiziert wird. Dies zeigt sich in den Gebetszeiten, Feiertagen und sogar in der Uni: Fast jedes Gebäude hat einen Gebetsraum, die Essensauswahl in den Mensen ist halal und Veranstaltungen werden mit Gebete begonnen. Aber auch der Buddhismus und der Hinduismus sind tief verwurzelt. Diese Vielfalt prägt das tägliche Leben.
Für mich als Muslima ist es schön zu sehen, wie selbstverständlich religiöse Werte in den Alltag integriert sind. Gleichzeitig lernt man durch verschiedene Feste auch die Traditionen anderer Religionen kennen. So habe ich zum Beispiel Deepavali, das hinduistische Lichterfest, miterlebt. Es war beeindruckend zu sehen, wie bunt und lebendig das Fest gefeiert wird, auch wenn viele malaysische Muslim*innen es nicht feiern. Besonders die Feuerwerke und das überall leuchtende Licht haben mich fasziniert. Deepavali steht für den Sieg des Lichts über die Dunkelheit und das Gute über das Böse. Ich habe dabei gelernt, wie wichtig solche Feste für die hinduistische Gemeinschaft sind und wie sehr sie auf Familie, Zusammenhalt und das Teilen von Freude setzen.
Mein Tipp: Wenn du nicht mit dem Islam vertraut bist, solltest du offen für neue Perspektiven sein. Respektiere religiöse Praktiken und achte darauf, dich sensibel zu verhalten, insbesondere während religiöse Feiertag.
Der Campus als kleine Welt
Mein Studium in Malaysia ist viel mehr als nur akademisches Lernen – es ist eine tägliche Begegnung mit der Welt. In meinem Fachbereich habe ich Kommiliton:innen aus Japan, China und Indonesien, während in anderen Fachrichtungen Studierende aus Ägypten, Saudi-Arabien und dem Sudan vertreten sind. Diese Vielfalt macht jede Diskussion und Gruppenarbeit zu einer spannenden Reise durch unterschiedliche Perspektiven.
Ein zentraler Bestandteil der malaysischen Gesellschaft ist das Prinzip des Rukun Negara. Es steht für Einheit und Harmonie – Werte, die sich vier widerspiegeln und hier aktiv gelebt werden.
Nutze die Gelegenheit, mit Kommiliton:innen aus verschiedenen Kulturen ins Gespräch zu kommen. Es lohnt sich, ihre Geschichten, Traditionen und Sichtweisen kennenzulernen – nicht nur, um den Horizont zu erweitern, sondern auch, um Verbindungen zu knüpfen!
Respekt als Grundpfeiler
In Malaysia spielt die Akzeptanz von sozialen Hierarchien eine große Rolle. Ältere und Autoritätspersonen genießen hohen Respekt, sei es im familiären Umfeld oder an der Universität. Professor:innen und Dozent:innen werden hier nicht nur als Lehrkräfte, sondern auch als weise Berater:innen wahrgenommen, deren Meinung und Anleitung geschätzt werden. Der enge Kontakt zu den Professor:innen ist hier auch alltäglich – viele von ihnen sind über WhatsApp erreichbar und bieten so eine persönliche und unkomplizierte Möglichkeit für Rückfragen oder Unterstützung außerhalb der regulären Sprechzeiten.
Lernen, wachsen, verändern!
Malaysia ist nicht nur ein Land, das du besuchst – es ist ein Ort, der dich herausfordert und verändert. Jede Begegnung, jede Entdeckung und jede Herausforderung ist eine Gelegenheit, zu wachsen. Ich lerne hier nicht nur eine andere Kultur, sondern auch neue Perspektiven auf mein eigenes Leben kennen.