31. März 2025
Die letzten Monate waren intensiv, aufregend und voller neuer Erfahrungen. Mein Forschungspraktikum in Innsbruck hat mir nicht nur fachlich viel gebracht, sondern mich auch persönlich wachsen lassen. Jetzt, am Ende meiner Zeit hier, blicke ich zurück: Hat es sich wirklich gelohnt?
Anreise, Wohnen und ein kleines Abenteuer zum Schluss
Meine Reise nach Innsbruck begann mit einer Entscheidung, die sich als großer Vorteil herausstellen sollte: Ich bin mit dem Auto angereist. Während viele meiner Kommiliton:innen mit dem Zug oder Flugzeug zu ihren Auslandspraktika aufbrechen und sich dabei auf das Nötigste beschränken müssen, hatte ich das Glück, mich nicht an Gepäcklimits halten zu müssen. So konnte ich nicht nur genügend Kleidung für alle Jahreszeiten mitnehmen, sondern auch praktische Dinge wie Küchengeräte oder Sportausrüstung. Vor allem bei einem längeren Aufenthalt macht das einen großen Unterschied – und es war beruhigend zu wissen, dass ich alles, was ich brauchte, griffbereit hatte.
Die meiste Zeit meines Praktikums habe ich in einer modernen 3er-WG gewohnt, in der ich mich von Anfang an wohlgefühlt habe. Meine Mitbewohner:innen und ich haben uns auf Anhieb gut verstanden, was das Leben in einer neuen Stadt umso angenehmer gemacht hat. Ob gemeinsames Kochen, spontane Gespräche in der Küche oder kleine Ausflüge – diese WG war mehr als nur ein Ort zum Schlafen. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir auch nach meinem Praktikum in Kontakt bleiben wollen.
Doch am Ende meines Aufenthalts wurde es dann doch noch einmal spannend: Mein Mietvertrag endete eine Woche vor meiner Abreise, was mich kurzzeitig vor ein großes Problem stellte. In Innsbruck eine kurzfristige Unterkunft zu finden, ist eine echte Herausforderung – wie ich bereits in einem meiner ersten Blogbeiträge beschrieben habe. Zum Glück hatte ich aber einen hilfsbereiten Arbeitskollegen, der genau zu diesem Zeitpunkt in den Urlaub fuhr und mir für die letzte Woche seine Wohnung überließ. Ohne diese Möglichkeit hätte ich vermutlich eine Menge Stress gehabt – eine wichtige Erinnerung daran, wie wertvoll gute Kontakte im Ausland sind.
Mein Tag begann meist früh am Morgen nach einer Besprechung mit meinem Laborleiter mit einer Tasse Tee in der Hand und einer Liste von Experimenten, die auf mich warteten. Das Arbeiten im Labor war präzise, manchmal herausfordernd, aber vor allem unglaublich spannend. Ich konnte nicht nur meine theoretischen Kenntnisse in die Praxis umsetzen, sondern auch wirklich Teil eines Forschungsteams sein. Besonders faszinierend war zu sehen, wie kleinste Details am Ende große Auswirkungen haben können – ein einziger fehlerhafter Schritt konnte ein ganzes Experiment zunichtemachen.
Zwischen Pipetten und neuen Erkenntnissen
Was mich besonders überrascht hat, war die Geduld, die die Forschung erfordert. Ich habe gelernt, dass wissenschaftlicher Fortschritt oft in kleinen, mühsamen Schritten passiert. Es gibt Tage, an denen nichts klappt – und dann plötzlich einen Moment, in dem ein Experiment genau das Ergebnis liefert, das man sich erhofft hat.
Ich könnte nicht dankbarer für jede kleine Erfahrung sein, die ich hier sammeln konnte und gerade die Möglichkeit an einem eigenen Forschungsprojekt zu arbeiten, worüber noch dieses Jahr ein Paper veröffentlich wird, ist einfach unglaublich und ehrlich gesagt hätte ich zu Beginn damit niemals gerechnet.

Neben der Arbeit war es mir wichtig, meine Zeit in Innsbruck voll auszukosten. Die Stadt ist ein Traum für Natur- und Outdoor-Fans – und obwohl ich nie ein großer Wanderer war, habe ich es mir nicht nehmen lassen, die Alpen zu erkunden. Nach einem langen Tag im Labor tat es unglaublich gut, draußen zu sein, die frische Bergluft zu atmen und den Kopf frei zu bekommen.
Auch kulinarisch habe ich mich auf das Abenteuer eingelassen: Käsespätzle, Schlutzkrapfen, Ziachkiachl – Törggelen ist in Tirol einfach ein Muss. Überrascht hat mich, wie entspannt das Leben hier ist. Die Menschen genießen ihre Freizeit bewusst, sei es beim Sport, in einem Café oder einfach nur beim Spazieren entlang des Inns und an diesen Lebensstil habe ich mich natürlich auch sehr gerne angepasst, durch regelmäßige Ausflüge und Aktivitäten.
Einer der schönsten Aspekte meines Aufenthalts in Innsbruck war definitiv das Knüpfen neuer Freundschaften. Anfangs hatte ich ein wenig Sorge, ob es einfach sein würde, in einer neuen Stadt und in einem ungewohnten Arbeitsumfeld Anschluss zu finden. Doch diese Bedenken haben sich schnell in Luft aufgelöst.Durch meine Arbeit im Labor hatte ich täglich Kontakt zu meinen Kolleg:innen, mit denen ich nicht nur über Forschung gesprochen, sondern auch über das Leben, Zukunftspläne und kulturelle Unterschiede diskutiert habe. Besonders schön war es zu erleben, wie offen und hilfsbereit alle waren. Ob gemeinsames Mittagessen, Kaffeepausen oder spontane Treffen nach der Arbeit – aus Arbeitskolleg:innen wurden schnell Freund:innen.
Auch außerhalb des Labors habe ich spannende Menschen kennengelernt. Vor allem das WG-Leben hat mir gezeigt, wie bereichernd es ist, mit anderen zusammenzuleben und den Alltag zu teilen. Wir haben zusammen gekocht, Filme geschaut und die Stadt erkundet – und ich weiß, dass der Kontakt nicht mit meinem Praktikum enden wird. Was mich besonders überrascht hat: Freundschaften im Ausland entstehen oft schneller und intensiver, weil alle irgendwie im gleichen Boot sitzen. Man ist offen für neue Begegnungen, weil jeder sich ein wenig in einer neuen Umgebung zurechtfinden muss. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, auf andere zuzugehen – manchmal entstehen daraus unerwartete, aber unglaublich wertvolle Verbindungen.
Was nehme ich mit?
Diese Monate in Innsbruck haben mich nicht nur fachlich weitergebracht, sondern auch persönlich geprägt. Ich habe gelernt, mich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden, Herausforderungen anzunehmen und mich flexibel an unerwartete Situationen anzupassen. Besonders in der Forschung sind Geduld und Durchhaltevermögen essenziell – nicht jedes Experiment funktioniert auf Anhieb, und manchmal sind es gerade die Rückschläge, aus denen man am meisten lernt.
Neben den fachlichen Fähigkeiten nehme ich auch eine neue Einstellung zur Work-Life-Balance mit. In Innsbruck habe ich erlebt, wie wichtig es ist, bewusst Pausen zu machen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Die Natur direkt vor der Haustür zu haben, hat mir gezeigt, wie wohltuend es sein kann, einfach mal abzuschalten – sei es durch eine Wanderung oder einen Spaziergang am Inn. Diese Erkenntnis möchte ich auch in meinen zukünftigen Alltag integrieren, egal wo ich bin.
Was mich besonders überrascht hat, ist, wie schnell man sich in einem neuen Land zu Hause fühlen kann, wenn man offen für neue Begegnungen ist. Die Freundschaften, die ich hier geschlossen habe, bedeuten mir unglaublich viel, und ich bin mir sicher, dass sie auch über meinen Aufenthalt hinaus Bestand haben werden. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, aus der Komfortzone herauszugehen – denn oft entstehen genau dann die schönsten Erinnerungen.
Und was ist mit meiner Mission?
Bevor ich mein Praktikum in Innsbruck begonnen habe, hatte ich eine klare Mission: Ich wollte nicht nur praktische Erfahrung in der Alzheimer-Forschung sammeln, sondern auch herausfinden, ob die Wissenschaft langfristig mein Weg ist. Jetzt, nach diesen intensiven Monaten, kann ich sagen – diese Reise war mehr als nur ein beruflicher Testlauf. Sie war eine Herausforderung, ein Abenteuer und eine Zeit voller neuer Erkenntnisse. Mein Blog „Von Bergen und Gedächtnislücken“ sollte genau das widerspiegeln: die Verbindung zwischen meiner Arbeit im Labor und dem Leben in Innsbruck. Ich wollte zeigen, wie Forschung funktioniert, welche Höhen und Tiefen sie mit sich bringt – und gleichzeitig erzählen, wie es sich anfühlt, in einer neuen Umgebung anzukommen. Diese Mission hat sich nicht nur auf meinen Blog beschränkt, sondern war auch eine Persönliche: Ich wollte wissen, ob ich mich in der Welt der Wissenschaft zu Hause fühle.
Jetzt, am Ende meines Praktikums, kann ich mit Sicherheit sagen: Ja, das tue ich. Natürlich gab es schwierige Tage, Experimente, die nicht geklappt haben, und Momente, in denen ich an mir gezweifelt habe. Aber genau das hat mir gezeigt, dass Wissenschaft nicht nur eine Disziplin ist, sondern eine Art zu denken – analytisch, neugierig und hartnäckig. Und das ist genau das, was mich antreibt. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass es nicht nur um Forschung geht. Das Leben drumherum – die Menschen, die Stadt, die Erfahrungen außerhalb des Labors – hat mein Praktikum erst zu dem gemacht, was es war. Ich habe nicht nur neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen, sondern auch neue Perspektiven, Freundschaften und Erinnerungen, die bleiben werden.
Meine Mission ist also nicht einfach abgeschlossen – sie geht weiter. Vielleicht in einem neuen Labor, vielleicht in einer neuen Stadt, aber mit der gleichen Neugier und Begeisterung, mit der ich nach Innsbruck gekommen bin.
