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Umweltfreundlich ins Auslandssemester?


Wie komme ich ins Ausland ohne zu fliegen? Über 2600 km ohne Flugzeug – das ist doch total bescheuert und dauert noch dazu ewig. Das habe ich auch zuerst gedacht, aber meine Entscheidung, erstmal nicht mehr zu fliegen, stand fest und ich habe es tatsächlich geschafft, pünktlich zu meinem Orientierungstag zu kommen. Es folgen nun exklusive Einblicke, wie ich das gemacht habe:

Warum überhaupt?

Flugscham ahoi – nach meinem Forschungsaufenthalt in Indien letztes Jahr war für mich klar, dass ich erstmal kein Flugzeug mehr von innen sehen will. Das Gefühl, dass ich das einfach nicht mehr mit mir vereinbaren kann für so viel CO2-Ausstoß auf einmal verantwortlich zu sein, wurde und wird immer stärker in mir. Deshalb habe ich mich entschieden nur noch dorthin ins Ausland zu gehen, wo ich auch ohne Flugzeug hinkomme. Also: ERASMUS! Finnland lag dabei gerade noch in meinem Radius, den ich für mich als realistisch eingestuft habe, um nicht fliegen zu müssen.

Und wie?

Option 1: Da Oulu am Meer liegt, war mein erster naiver Gedanke: Ich fahr mit dem Schiff. Da gibt’s bestimmt eine Fährverbindung von Travemünde oder Kiel. Stimmt fast: von Travemünde aus kommt man direkt mit der Fähre nach Helsinki in ca. 29 Stunden. Das wäre wohl die angenehmste Verbindung gewesen und auch mit weniger CO2-Ausstoß verbunden als zu fliegen. Aber trotzdem verbraucht so eine Riesenfähre einiges an Sprit und fährt vor allem mit Schweröl. So hatte ich mir das eigentlich nicht gedacht mit dem „umweltschonend reisen“. Also blieb noch

Option 2: Mit Bus und Bahn über Dänemark und Schweden? Da Oulu so weit im Norden liegt wäre das tatsächlich realistisch gewesen. Leider waren die Verbindungen hier so schlecht und ich hätte mindestens sechs Mal umsteigen müssen – jeweils mit mehreren Stunden Aufenthalt und Ankunft mitten in der Nacht. Deshalb:

Option 3: Mit Bus, Bahn und Fähre über Polen, Litauen, Lettland und Estland. Klingt erstmal viel weiter als die andere Strecke, ist es aber garnicht: Sieben Kilometer mehr als über Dänemark. Das macht bei insgesamt über 2600 km dann auch nicht mehr viel aus. Das einzige Manko ist die Fähre, die ich nehmen musste – umwelttechnisch war das nicht optimal, aber da hat dann leider der Egoismus gesiegt, denn ich wollte mir nicht bei -10 Grad die Nächte an schwedischen und dänischen Bahnhöfen um die Ohren schlagen.

Tag 1: Mit dem Zug vom Schwabenland nach Berlin
7,5 Stunden (20 Euro)

Tag 2 – 3: Von Berlin nach Tallinn mit dem Bus
26 Stunden (66 Euro)

Tag 4: Von Tallinn nach Helsinki mit der Fähre
2,5 Stunden (21 Euro)

Tag 4: Von Helsinki nach Oulu mit dem Bus
8,5 Stunden (20 Euro)

Insgesamt war ich von Haustür zu Haustür knapp vier Tage unterwegs. Ausreichend Entspannungsabende bei Freunden in Berlin und Tallinn schon inbegriffen. In Tallinn habe ich übrigens auch Silvester gefeiert, weil mein Orientierungstag bereits am 3. Januar war und ich natürlich pünktlich dort sein wollte.

Kosten

Als alter Schwabe bin ich letztendlich nicht nur umweltfreundlicher, sondern sogar günstiger ins Auslandssemester gekommen als meine Kommilitonen hier vor Ort. Insgesamt hat mich die komplette Fahrt 127 Euro gekostet. Ein einfacher Flug nach Oulu über Helsinki hätte in diesem Zeitraum 380 Euro gekostet.

Aber war das denn jetzt wirklich umweltfreundlicher als zu fliegen?

Nach meinen Recherchen definitiv ja! Insgesamt hatte ich mit meiner Reise einen CO2-Ausstoß von 83 kg. Hier kurz aufgelistet wie ich darauf gekommen bin:

Mit dem Zug vom Schwabenland nach Berlin: 22,5 kg
Von Berlin nach Tallinn mit dem Bus: 35,9 kg
Von Tallinn nach Helsinki mit der Fähre: 10,6 kg
Von Helsinki nach Oulu mit dem Bus: 14 kg

Insgesamt also 83 kg CO2 im Vergleich zu 431,5 kg CO2 mit dem Flieger. Mit der Fähre von Travemünde nach Helsinki und dann weiter mit dem Bus wären es 179,64 kg gewesen.

Fazit

Für mich war es genau die richtige Entscheidung, nicht zu fliegen und vier Tage Zeit zu haben, um zu verstehen, dass ich die nächsten fünf Monate im Norden Finnlands leben werde. Ich hatte endlich Zeit, um mich richtig auf die Zeit im Ausland zu freuen – nur zu freuen. Sonst nichts. Und natürlich alle Alben von Two Door Cinema Club, James Blake, Bonobo, Chet Faker und The XX in Endlosschleife zu hören. So habe ich erst richtig realisiert wie weit Oulu und Bielefeld voneinander entfernt sind – und wie es nach und nach bei jeder Raststätte immer kälter wurde. Oulu ist nämlich im Moment neben kitschig verschneit und wunderschön vor allem eins: kalt!

Kommentare
  1. Tina Liebl

    4. März 2020

    Sehr spannende Einsichten, Silvia! Ich finde gerade den Aspekt des langsamen Ankommens hilfreich. Ich würde jedem, der die Zeit hat empfehlen, auf die langsamerer Route zurückzugreifen. Der Weg ist schließlich das Ziel! 🙂

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