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Von Heidelberg nach Cambridge Ein Lebenswandel?

Wenn du einen Auslandsaufenthalt vorbereitest, dann weißt du am Ende, mit welchem Transportmittel du reist; du weißt, wann es losgeht; du weißt, wo du wohnen wirst. Was du noch nicht weißt, ist, wie der Aufenthalt dich verändern wird.

Januar 2023 – In einer Hauruck-Aktion beschließen mein Professor und ich, dass ich mich noch dieses Jahr für einen Aufenthalt in Cambridge bewerben sollte. Bewerbungsschluss: 10. Januar 2023. Anstatt des ruhigen Starts in das neue Jahr erwartet mich die Aufregung des Bewerbungsprozesses. Ein Forschungsvorhaben muss formuliert und Empfehlungsschreiben übersetzt werden. Der Lebenslauf wird aktualisiert und mögliche Finanzierungsmöglichkeiten durchgespielt. Dann heißt es abwarten, bis die Entscheidung vom Leverhulm Centre for the Future of Intelligence (CFI) getroffen wird, ob ich ein geeigneter Kandidat bin. Am 9. Februar kommt sie dann: die Zusage. Es ist noch absolut surreal, aber es wird so kommen, dass ich drei Monate an einer der renommiertesten Universitäten der Welt forschen werde. Nach der Universität Heidelberg nun auch noch die Cambridge University – ich muss sagen, irgendwo in den Untiefen meines Körpers beginnt langsam, sich das Gefühl von Stolz zu verbreiten.

Ankommen am CFI und das Freunde finden

Oktober 2023 – Es sind acht Monate vergangen und nun sitze ich hier an der Universität Cambridge. Mit einem eigenen Schreibtisch; Kolleginnen und Kollegen, deren Arbeiten ich bisher nur auf dem Papier bewundert habe und jene, die unerwartet zu Freundinnen und Freunden werden sollten.

Die erste Zeit ist allerdings gar nicht einmal so leicht. Ich fühle mich im CFI etwas verloren, niemand weiß so recht etwas mit mir anzufangen und ich bin von dem neuen Ort, der Sprache und der doch auch etwas anderen Kultur so sehr gefordert, dass mich das Knüpfen von Kontakten und die neuen Gespräche sehr erschöpfen. Gespräche in Gruppen sind für mich ein Graus: Allein die Vorstellung, dass sich mehrere paar Augen auf mich fixieren, während ich etwas erzähle (das ich nicht in Kleinstarbeit vorbereitet habe), sorgt bei mir für leichtes Unwohlsein. Meine Lösung: Wenn immer ich eine Kollegin oder einen Kollegen alleine in die Küche gehen sehe, husche ich hinterher, um mir auch einen Tee zu machen. Auf diese Art lerne ich nach und nach alle im Büro kennen und sie mich. Bald bin nicht mehr nur ich es, der am Morgen und in kurzen Pausen zu den Schreibtischen der anderen schlendert, sondern auch an meinem Tisch wird geplaudert. Ja, ich glaube, so fühlt es sich an, anzukommen.

Auch die Freunde kommen nach und nach hinzu. Nach der ersten Aufregung in einem neuen Land zu sein, kommt eine Phase, in der ich mich einsam fühle – weit weg von meinen Freunden in der Heimat. Doch dann kommt die Erkenntnis, dass ich mit meiner Mitbewohnerin und meinem Mitbewohner längst ein freundschaftliches Band geknüpft habe, doch das unauffällige Heimweh hatte dieses Band zunächst überdeckt. Auch im College und über Dating Apps (ja Dating Apps!… obwohl diese auch die Gefahr des Sich-Verliebens in sich tragen) lerne ich Menschen kennen, aus denen über Kaffee-Dates, Spaziergänge und ungezwungene Literatur- und Filmgespräche im College-Garten Freunde werden. Ich muss sagen: Allein wegen der Menschen, die ich in Cambridge treffe, ob es innige Freunde werden oder lose Bekanntschaften, wird dieser Ort für mich einer der schönsten, an denen ich gelebt habe.

Meine Mitbewohner und ich sitzen vor unserem gerade geschmückten Tannenbaum und inszenieren ein sehr gestelltes Bild
Voller Stolz und Freude posieren meine Mitbewohner und ich vor unserem gerade geschmückten Tannenbaum.

Von Landschaften und Berühmtheiten

Ich komme – und ich sage das natürlich mit einer gewissen Voreingenommenheit – aus vermutlich der schönsten Stadt Deutschlands: Heidelberg. Mit seiner barocken Altstadt; dem Neckar, der im Tal die Stadt in zwei Hälften teilt; die grünen Berge, die ich erblicke, wohin ich auch schaue (solange ihr nicht Richtung Mannheim schaut, natürlich); seinem ikonischen Zuckerladen, der sich besonders bei den Einheimischen großer Beliebtheit erfreut; seiner romantischen Schlossruine und so weiter und so fort. Doch meine Reise nach England zeigt mir erneut, dass Schönheit in jedem Eck dieser Welt auf uns wartet, wenn wir uns erlauben, richtig hinzuschauen. Wobei Cambridge sich nicht wirklich bemühen muss, zu begeistern. Mit seinen alten und beeindruckenden Prachtbauten, die häufig den Colleges gehören, versetzt diese Stadt alle Besucher*innen in Erstaunen. Doch mir hat es das Land mit seinen flachen Landschaften, dem herrlichen Grün, der sich durch die frostige Landschaft schlängelnden Cam und den Kühen, die auf den sogenannten „Commons“, das heißt bestimmten Parks in Cambridge grasen, angetan. Was ich bisher nur aus Filmen kannte, zeigt sich mir in Cambridshire und besonders auch in Kirkbymoorside. Alles wirkt etwas wie ein Traum.

Doch so gerne ich durch die Natur schlendere, so sehr zieht es mich auch zu kulturellen Veranstaltungen. Und obwohl Cambridge einiges an Kultur zu bieten hat, zieht es mich in den drei Monaten doch immer wieder in die Hauptstadt, die nur eine Stunde Zugfahrt entfernt liegt. Dort wartet das West End mit seinen Theater- und Musicalproduktionen. Dort sieht man die Stars aus Harry Potter, Downton Abbey und Bridgerton durch die Straßen laufen (nichts ahnend sitze ich in einem Café und sehe auf der gegenüberliegenden Straßenseite Nicola Coughlan entlang laufen und schütte meinen Kaffee anstatt in meinen Mund auf meinen Schoß). Dort wird mein Atem aussetzen, wenn ich Sir Ian McKellen nur zwei Meter entfernt von mir auf der Bühne sehe.

Wer die darstellenden Künste nicht verschmäht, der findet hier ein Festmahl (zu meist stolzen Preisen). In drei Theater verschlägt es mich. Erst schaue ich mir das gehypte Stück Harry Potter und das verwunschene Kind an (ein Reinfall, wie ich auf meinem Blog ausführlich beschreibe), danach folgt Frank and Percy mit Ian McKellen und Roger Allam (mein Atem geht nur stockend, ich lache und weine und mache beides gleichzeitig) und zum Abschluss erlaube ich mir einen Besuch im Sam Wanamaker Playhouse, direkt neben dem Globe, und werde in das Familiendrama Ghosts hineingezogen. Obgleich ich kein Fan Londons bin, die Theaterbesuche gehören zu meinen Highlights.

…und noch so vieles mehr

Drei Monate sind ein kurzer Zeitraum, in dem gleichzeitig so vieles passiert, dass ich unmöglich in einem einzigen Beitrag beleuchten kann. Selbst für einen zusammenfassenden Rückblick ist es zu viel (der Möchtegernromancier in mir wittert Romanmaterial!). Ein neues Land zu erkunden, mit seinen Menschen und Delikatessen, mit seinen Landschaften und seiner Kultur, ist intensiv und aufregend und unfassbar bereichernd. Diese Zeit hat mich so manches gelehrt: mich auf ungewohnte Situationen einzulassen; spontaner zu sein; mehr Gelassenheit in Momenten an den Tag zu legen, die ich nicht ändern kann; eine große Liebe für Scones (die ich in Cambridge nur einmal aß, aber in Deutschland schon mehrmals gebacken habe) und Tee.

Mein Herz schlägt nun auch für die Insel, ich würde gerne einmal zurück und dennoch weiß ich, dass Heidelberg mein Zuhause ist. Ein Abenteuer ist eine Zeit, die ein Ende hat. Ein Zuhause gibt das Gefühl der Zeitlosigkeit. Gleichwohl steht das Ende jeden Abenteuers nicht weit entfernt von den Worten: „Und hier fängt die Geschichte an.“ Denn in unserer Welt wartet so vieles darauf, von uns entdeckt zu werden.

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