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Woher weißt du, ob du ein Forschungspraktikum machen solltest?


Die Frage, ob ein Forschungspraktikum etwas für dich ist, ist sehr persönlich und lässt sich kaum anhand einer vorgefertigten Liste beantworten. Schließlich ist jede Uni, jedes Labor und jede Forschungsgruppe unterschiedlich. Warum es sich trotzdem lohnt, seine Präferenzen besonders im Hinblick auf zwei Aspekte zu hinterfragen, verrate ich euch im Blog.

Noch bevor ich in Tel Aviv mein Auslandssemester begonnen habe, spielte ich mit dem Gedanken, im Anschluss noch ein Forschungspraktikum hier an der Universität zu machen. Ein Labor an dem Department of Engineering passte thematisch perfekt zu meinem Studium in Deutschland. Aber ich habe mich auch gefragt – ist reine Forschung etwas, das mir wirklich liegt?!

Als ich in einer Vorlesung eines Professors an der Tel Aviv University saß, in die mich eine Freundin mitgenommen hat, wurde mir klar: Wenn nicht jetzt, wann dann? Schließlich gibt es nichts Besseres als ein Praktikum, um herauszufinden, ob man sich später vorstellen könnte, in dem Bereich zu arbeiten. Also schrieb ich genau dem Professor, wir trafen uns zu einem Gespräch und schon hatte ich den Praktikumsplatz.

Das klingt jetzt wahrscheinlich sehr einfach und zugegeben: Vor Ort zu sein hatte einen großen Vorteil. Aber: In Zeiten der Zoom-Vorlesungen sind auch Online-Gespräche absolut gängig. Daher würde ich euch sehr empfehlen, es einfach mal zu probieren, wenn ihr euch für ein bestimmtes Thema interessiert.

Mein Eindruck hier in Israel ist, dass vieles wesentlich informeller abläuft. Statt eines langen Motivationsschreibens mit Lebenslauf, verfasste ich nur eine kurze Mail mit den Gründen, weshalb ich das Praktikum machen möchte. An anderen Unis oder Forschungseinrichtungen läuft es aber wahrscheinlich anders ab.

Worauf musst du alles achten?

Mein Correspondents-Kollege Backtosch hat hier zwei ausführliche Beiträge geschrieben, worauf ihr achten solltet, wenn ihr euch für ein Forschungsprojekt im Ausland interessiert und gibt euch Tipps, unter andrem wie ihr das Ganze finanzieren könnt. Dabei beschreibt er zwei wesentliche Aspekte, auf die ich hier auch eingehen möchte: Den Forschungsbereich und die Forschungsgruppe.

Das Thema

Am Anfang jeder Studie steht erstmal die Einarbeitung in das Thema an. Du wirst also viele Paper lesen und deshalb ist es wichtig, dass du grundlegendes Interesse dafür mitbringst. Ich persönlich finde Literaturrecherche fast immer sehr spannend und habe bei einem Uni-Projekt, in dem mich das Thema zunächst gar nicht interessiert hat (Insekten als Nahrungsmittel), während der Arbeit daran sogar Gefallen an dem Thema gefunden.

Bei meinem Forschungspraktikum war es so, dass mich der Forschungsbereich von Anfang an sehr interessiert hat: Wie treffen Menschen Entscheidungen, wenn sie mit automatisierten Systemen zusammenarbeiten? Ein praktisches Beispiel, auf dem auch die Studie basierte, ist ein Clinical Decision Support System im Krankenhaus, welches Patientendaten analysiert, um für die Ärztin oder den Arzt eine Diagnose- oder Handlungsempfehlung abzugeben.

Ihr solltet euch also fragen: Ist das Thema etwas, womit ich viel Zeit verbringen und über das ich sehr viel lernen möchte?

Die Forschungsgruppe und die Arbeitsweise

Hier hat mir COVID einen kleinen Strich durch die Rechnung gemacht, denn der Professor sagte, dass die üblichen Lab Meetings und das regelmäßige ins Labor kommen, sich seit der Pandemie stark verändert haben. Ich habe am ersten Tag meines Praktikums einen Schlüssel für das Labor bekommen und bin auch ab und zu hingefahren. Aufgrund der längeren Fahrt habe ich aber auch öfter die Bibliothek bei mir in der Nähe oder das Mazeh 9 genutzt.

Auf dem Foto sind im Vordergrund zwei große Büsche, Gras und ein Gebäude zu sehen. Im Hintergrund sechs Wolkenkratzer und der Himmel mit Wolken.
Im Businesszentrum Tel Avivs liegt die Bibliothek Beit Ariela, in der ich oft zum Arbeiten war.

Während ich im Labor war, habe ich super nette Kollegen vor Ort kennengelernt, aber einige haben auch nur aus dem Home Office gearbeitet und der Austausch war dementsprechend weniger intensiv. Daraus habe ich etwas sehr Wichtiges für meine zukünftige Arbeitsweise gelernt: Zwar schätze ich die Freiheiten, die mit dem Home Office einhergehen, sehr. Aber ich kann eben nicht zu 100 Prozent aus dem Home Office arbeiten, weil ich den Austausch mit Kolleg:innen immer als sehr wertvoll erachte.
Deshalb würde ich euch empfehlen, euch im Voraus Gedanken darüber zu machen, wie ihr am besten arbeitet und auch nachzufragen, wie es in der Forschungsgruppe gehandhabt wird.

Insgesamt war die Zeit für mich sehr lehrreich: Da wir eine Folgestudie gemacht haben, stand das Studiendesign schon fest und den Planungsschritt habe ich sozusagen übersprungen. Aber es war sehr spannend, in den wöchentlichen Besprechungen mit dem Professor und einem PhD-Studenten den Prozess von der Pilotstudie, über die Probandenrekrutierung und die Datenauswertung zu besprechen. Die meiste Zeit habe ich mit der Datenanalyse verbracht und mir neue statistische Methoden angeeignet. Das wird mir sicherlich in meiner Masterarbeit, die demnächst ansteht, helfen. Jetzt bleibt nur noch, das Ganze aufzuschreiben, weshalb ich mein Praktikum noch von Deutschland aus zu Ende mache.

Habt ihr schon einmal überlegt ein Forschungspraktikum zu machen? Schreibt es mir in die Kommentare!

Hast du noch Fragen?

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