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94 Tage Ghana was ich gelernt habe


Mein Ghanaabenteuer ist zu Ende! In den drei Monaten habe ich viele neue Eindrücke gesammelt, einiges gelernt und Impressionen fürs Leben mitgenommen.

Jeder Auslandsaufenthalt ist einzigartig. In jedem Land erwarten dich neue Herausforderungen, Regeln, Sitten und viel mehr. Deswegen ist es immer wieder so spannend für mich, in ein anderes Land zu ziehen. Ich lerne innerhalb kürzester Zeit viel über mein Leben, aber auch über mich selbst kennen.

Meine Hygienestandards

Vorher

In den ersten drei Wochen bin ich in Accra fast wahnsinnig geworden. Als ich das erste Mal mein Zimmer betrat, brach ich sogar in Tränen aus. Während ich in Deutschland jeden Tag mein Zimmer aufräume, wöchentlich wische und staubsauge, war mein winziges Zimmer in Ghana eine große Herausforderung. Mich erwarteten Spinnweben, Staub, ein eigenartiger Geruch und ein weniger sauberer Kühlschrank. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie ich vergeblich versuchte, mit Feuchttüchern die Möbel zu wischen. So verbrachte ich fast einen Monat damit, jeden Morgen meinen Boden zu wischen. Als die Harmattanzeit aufbrach (Wüstenwind aus der Sahara), war ich gezwungen, meine Sauberkeitsanforderungen zu hinterfragen. Der Wüstenwind brachte viel Staub und Dreck mit sich, weswegen das tägliche Putzen nicht mehr ausreichte.

Nachher

Was für mich einst undenkbar war, erleichterte mein Leben in Ghana sehr. Ich gewöhnte mich daran, nur noch mit Hausschuhen durch die Wohnung zu laufen (nicht mehr mit Socken), akzeptierte den Staub in der Luft und somit auf meinen Möbeln und fegte mein Zimmer alle drei Tage (nicht mehr täglich). Meine neue Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Hygienestandards ermöglicht mir (hoffentlich), auf zukünftigen Reisen erstmal nicht durchzudrehen, wenn die Sauberkeit nicht meinen Anforderungen entspricht.

Ich habe gelernt, dass ich manchmal meine Angewohnheiten von zuhause ablegen und mich an neue Verhältnisse anpassen muss. 

Vom Feind zum Freund: meine Eidechse

Vorher

Sowohl in meinen Instagram-Stories als auch in meinen Beiträgen wird deutlich, dass ich in meinem Zimmer mit Tierchen zu kämpfen hatte. Die ersten Wochen waren deswegen eine wahre Challenge. Beim Betreten meines Zimmers war ich sehr oft verzweifelt. Ich hatte entweder hunderte Ameisen an meiner Wand, die winzige Krümel von A nach B transportierten, Fliegen auf meinem Bett, die tagsüber geschlüpft waren oder aber eine Eidechse in meiner Schminktasche. Insbesondere die Eidechse machte mir sehr zu schaffen. Ich erinnere mich, wie ich mich zum Ausgehen fertigmachen wollte und sie beim Öffnen meiner Tasche sah. Sie bewegte sich so schnell und verschwand hinter meinem Kleiderschrank. Ich traute mich nicht, die Ameisen zu beseitigen, geschweige denn die Eidechse zu fangen.

Nachher

Über Wochen hinweg entwickelte ich eine tapfere und starke Persönlichkeit, wenn es darum ging, Ameisen, Kakerlaken und Fliegen zu bekämpfen. Anfangs hatte ich Angst, Insektenspray zu verwenden. Da die Ameisen sich mit der Zeit aber vermehrten, lernte ich, Insektenspray und Reinigungstücher einzusetzen. Die Eidechse wurde zu meinem Haustier. Sie half mir, Insekten aus meinem Zimmer zu verbannen und versteckte sich nicht mehr in meiner Kosmetiktasche, sondern verweilte neben meiner Tischleuchte.

Ameisen beißen nicht, Eidechsen übrigens auch nicht. Es gibt keinen Grund zur Panik, die hilft mir nämlich nicht, mein Problem zu lösen. Wie sagt man so schön „in der Ruhe liegt die Kraft“. 

Abwarten und Kokosnuss schlürfen…

Vorher

In Deutschland habe ich ein geregeltes und stressiges Leben. Ich stehe morgens früh auf, gehe zum Sport, zur Uni, treffe Freunde, verabrede mich auf einen Kaffee, lerne, tanze, lese und schlafe gegen Mitternacht ein. Es macht mir Spaß, meine lange To-Do-Liste abzuarbeiten. So, oder ähnlich, stellte ich mir mein Leben in Ghana auch vor. Früh aufstehen, Yoga, ein kleiner Spaziergang, duschen, zur Arbeit, ein Café entdecken, Freunde treffen, gemeinsam kochen, abends ausgehen und am besten noch einen Salsa-, Bachata- und Sportkurs belegen. Ich werde nie vergessen, wie mich meine Arbeitskolleginnen erstaunt angeschaut hatten, als ich ihnen von meinen Erwartungen und Träumen in Accra erzählte. Da hätte ich schon merken müssen, dass das quasi unmöglich ist. Der Verkehr ist das größte Hindernis. Es ist egal, wie kurz/weit die Strecke ist, die du dir vornimmst. In Accra gibt es immer Stau und ich musste mindestens eine Stunde einkalkulieren, wenn es darum ging, Freunde zu treffen. Abgesehen davon lebten meine Freunde sehr weit weg vom „Zentrum“ und ihre Fahrtzeit betrug ca. 2,5 Stunden.

Nachher

Mit der Zeit habe ich gelernt,Ruhe zu bewahren. Lange Fahrtzeiten waren vorher für mich unerträglich und gaben mir das Gefühl, meine kostbare Zeit zu verschwenden. Weil ich immer nach dem Motto lebe, dass das Leben zu kurz ist und ich jede Sekunde genießen muss, war ich oft traurig. Jetzt hat sich meine Sichtweise etwas geändert. Ich habe gelernt, die kleinen Dinge im Leben zu schätzen und für diese dankbar zu sein. Ich war dankbar für die langen Trotrofahrten, weil ich so mein Lieblingsbuch lesen oder meine Umgebung beobachten konnte.

Schätze die kleinen, unscheinbaren Dinge im Leben und sei dankbar, die Möglichkeit zu haben, an diesem Tag an diesem Ort sein zu können. 

Von Fashionista zu Freigeist…

Vorher

Ich bin tatsächlich mit einem Koffer voller Beautyartikel und Kleidung angereist. Für mich war es sehr wichtig, schöne Kleider zu tragen, die Farben abzustimmen und die passenden Accessoires zu haben. Anfangs sah ich toll aus und glättete meine Haare. Ich war hübsch, aber überhaupt nicht praktisch gekleidet. Meine kurzen Kleider waren ein Hindernis, wenn ich in Trotros einsteigen wollte. Ich blieb an der Tür hängen. Weiße Kleidungsstücke waren nach wenigen Stunden nicht mehr weiß. Weil die Straßen in Accra auch nicht eben sind, gingen viele meiner Schuhe und Kleidungsstücke kaputt.

Nachher

Mit der Zeit lernte ich in Accra, dass Kleidungsstücke und das Aussehen kaum eine Rolle spielen. Ich konnte immer Freundschaften knüpfen, neue Leute kennenlernen und mich wohlfühlen. Anders als zuhause hatte ich in Accra das erste Mal das Gefühl, dass ich aufgrund meines Aussehens nicht verurteilt oder abgestempelt werde. Ich war dementsprechend gelassen und konnte das anziehen, was in diesem Moment gemütlich war.

Trage das, worin du dich wohl fühlst und achte nicht darauf, was andere über dich denken könnten. 

Geld ist zum Teilen da…

Vorher

Geld spielte in meinem Leben nie eine große Rolle. In Ghana achtete ich also nicht so sehr auf meine Finanzen. Ich ging gerne Auswärts essen und traf gerne meine Freunde. Irgendwann lernte ich dann meine männlichen Freunde kennen. Sie bestanden bei jedem Treffen darauf, mich einzuladen. Ich war dagegen, konnte aber nichts daran ändern. In Ghana bestehen viele Männer darauf, die Kosten der Frau zu zahlen. Das war für mich gewöhnungsbedürftig.

Nachher

Meine Freunde zeigten mir bedingungslose Liebe und grenzenloses Teilen. Obwohl ich bereits von Natur aus sehr gerne teilte und nicht geizig war, erreichte ich in Ghana ein ganz anderes Level. Ich entwickelte für mich selbst eine Regel, die ich ab der vierten Woche meiner Zeit in Accra anwenden konnte. Wenn mich jemand zu etwas einlud und für mich zahlte, schrieb ich mir die Summe auf und gab dieses Geld wiederum für Freunde aus, die die finanziellen Mittel nicht hatten, um in einem schicken Restaurant essen zu gehen.

Teile, was du hast, denn alles auf dieser Welt ist vergänglich. Das einzige was bleibt, sind die schönen Momente im Leben. 

Nicht einmal Kraft zum Telefonieren…

Aufgrund der Wetterbedingungen und der Harmattanzeit war ich in Accra insgesamt vier Wochen krank. Ich hatte chronische Kopf- und Halsschmerzen, meine Nase war auch sehr oft verstopft. Einmal lag ich ich 26 Stunden im Bett und konnte mich nicht bewegen. Ich hatte keine Kraft, um irgendetwas zu tun. Ich weiß leider bis heute nicht, was es war. Ich schätze, dass ich harmattanbedingt eine Grippe/Erkältung hatte. In diesen 26 Stunden habe ich gelernt, wie wichtig die Gesundheit eines Menschen ist. Ich fühlte mich so allein, schwach und meiner Krankheit ausgeliefert. Glücklicherweise, hatte ich zu diesem Zeitpunkt sehr gute Freunde, die sich um mich sorgten. Durch mein ständiges Schwächegefühl wurde mir erst so richtig bewusst, wie es den Menschen mit gesundheitlichen Problemen gehen muss. Viele meiner Freunde haben keine Krankenversicherung d.h. in einem Krankheitsfall müssen sie die komplette Behandlung selbst zahlen. Es kommt nicht selten vor, dass eine Familie keine finanziellen Mitteln hat, um diese Kosten zu decken und deswegen Krankenhausbesuche in Ghana keine Selbstverständlichkeiten sind.

Ich bin dankbar, gesund zu sein und dankbar, jederzeit medizinische Versorgung in Anspruch nehmen zu können.

Kommentare
  1. Ch Rapp

    1. September 2023

    Ich komme soeben aus Accra zurück. Ihr Blog ist sehr authentisch. Prima Idee

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