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Endstation Kajaani Meine ersten Eindrücke

Vor meiner Ausreise machte ich mir Gedanken, wie es in Finnland werden wird. Einiges hatte ich mir genauso vorgestellt, manches hat mich überrascht. Schon der Weg zu meinem Zielort war ein kleines Abenteuer. Was mir sonst noch in den ersten Wochen nach meiner Ankunft auffiel, erfahrt ihr in diesem Blogeintrag.

Verrückt, wie schnell die Zeit vergehen kann. Ich wohne jetzt schon fast zwei Monate in Kajaani und will mir schon gar nicht mehr vorstellen, wie es wohl sein wird, wenn ich wieder gehen muss. Dabei kann ich mich noch genau an den Moment erinnern, als ich in Helsinki am Flughafen ziemliches Herzklopfen bekam. Grund dafür war das Flugzeug, mit dem ich weiter nach Kajaani fliegen sollte.

Wacklige Ankunft – Warme Begrüßung

Ich war ziemlich beeindruckt, als ich gesehen habe, dass Kajaani einen eigenen Flughafen hat. Was mir in dem Moment noch nicht bewusst war: Nach Kajaani fliegen nur Propellermaschinen – also sehr kleine Flugzeuge. Mein Sitzplatz im Flugzeug war auch noch genau am Fenster neben dem Propeller. Normalerweise habe ich keine Probleme mit einem Flugzeug zu fliegen, aber irgendwie hatte ich Respekt davor in so einem kleinen Flieger zu sitzen. Da meine Reise sehr früh am Morgen begann, war ich etwas müde. Beim Start habe ich daher einfach die Augen zu gemacht, um ein bisschen zu schlafen. Letztendlich war der Flug gar nicht so schlimm – nur für meinen Geschmack etwas zu laut.

In Kajaani angekommen, wartete ich auf meine zwei großen Koffer an der Gepäckausgabe. Diese war direkt neben der Eingangstür vom Flughafen. Mein erster Gedanke: „Passend zum Mini-Flugzeug landete ich an einem Mini-Flughafen“. Ich freute mich, dass ich heil gelandet bin. Meine Ankunft wurde von meiner Auslandsuni super organisiert. Die Studenten-Union namens KAMO hatte mir ein Taxi reserviert, das mich in mein neues Zuhause für die nächsten fünf Monate bringen sollte. Als ich meine zwei Koffer eingesammelt hatte, kam auch schon der Taxifahrer auf mich zu, fragte nach meinem Namen und ob ich zur Studierendenunterkunft gebracht werden möchte. Er hat mir auch sofort meine Koffer abgenommen und diese ins Taxi gebracht. Jetzt wo ich endlich angekommen war und so herzlich begrüßt wurde, fiel zum ersten Mal der ganze Druck von mir ab.

Die ersten Begegnungen in der 5-er WG

Als ich auf dem Campus ankam, begrüßte mich als erstes ein Student, der mir eine Einweisung in die WG gegeben und weitere wichtige Dinge erklärt hat. Von ihm habe ich auch meinen Zimmerschlüssel und Bettwäsche bekommen, die ich vorher online bei der Uni bestellen konnte. Meine WG war zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich leer. Ich hatte bei meiner Ankunft eine Mitbewohnerin, welche bereits ein Semester hier studierte. Ich war sehr dankbar, dass sie bereits hier war, um mir noch ein paar Dinge zu erklären und schon erste Insider-Tipps zu geben. Im Laufe der Woche kamen dann die restlichen drei Mitbewohnerinnen an und schon war unsere WG vollständig. Ich war es bereits gewohnt in einer WG zu Leben, aber nun zu fünft – das war mir neu. Wir sind zwei Deutsche, zwei Schottinnen und eine Nigerianerin. Wir verstehen uns alle gut und gehen respektvoll miteinander um. Das Gute ist auch, dass jede Woche ein Reinigungsteam kommt, um die Gemeinschaftsräume zu säubern. Wir benötigen keinen gemeinschaftlichen Putzplan. Für die Ordnung im eigenen Zimmer ist jeder selber verantwortlich.

Eine weiße Landschaft

Was mir als Erstes auffiel: Berge von Schnee. Das war ich aus Deutschland nicht gewohnt. In meiner Heimat bin ich froh, wenn überhaupt mal ein bisschen Schnee fällt. Hier in Kajaani ist nicht mal mehr der Asphalt sichtbar und komplett von Schnee überdeckt. Du fragst dich, ob es hier sicher ist Auto zu fahren? Ich denke, wenn du vorsichtig an die Sache rangehst, dann ja. Zudem sind manche Reifen mit Spikes ausgestattet. Die Finnen sind es außerdem gewohnt bei solchen Witterungsverhältnissen vorsichtig Auto zu fahren und bisher konnte ich noch keinen Unfall beobachten. Schneien tut es hier täglich, deshalb sehe ich auch jeden Tag Schneemaschinen, die versuchen die Wege frei zu räumen. Auf dem Campus bilden sich mit der Zeit hohe Schneeberge. Wenn die Zeit reif ist, wird der Schnee dann mit LKW’s aus der Stadt gefahren.

Meine Unterkunft ist direkt auf dem Campus, welcher zum Großteil von Wald umgeben ist. Unmittelbar hinter meinem Gebäude ragen die ersten mit Schnee bedeckten Bäume in den Himmel. Finnlands Wälder setzen sich weitestgehend aus Fichte, Kiefer und Birke zusammen. Von meinem WG-Zimmer aus kann ich auf diese schöne Landschaft schauen, denn mein Schreibtisch steht direkt vor dem Fenster. Bei diesem Anblick lässt es sich doch gleich besser arbeiten.

weiße Schneelandschaft mit Gebäuden und schneebedeckten Bäumen
Ein Blick durch mein Fenster – an dem Tag hat sich die Sonne gezeigt. ☼

Sonnenmangel und grauer Himmel

Eine Sache, die definitiv gewöhnungsbedürftig ist: Die Sonne zeigt sich im Winter selten. Es wird zwar hell, aber der Himmel ist größtenteils mit grauen Wolken bedeckt. In den ersten Wochen zeigte sich – so hoch im Norden – das Tageslicht erst ab 10 Uhr und war meist um 15 Uhr schon wieder verschwunden. Ich habe dann immer versucht dieses Zeitfenster gut zu nutzen und ein wenig spazieren zu gehen. Anfangs habe ich die Sonne drei Wochen nicht gesehen. Zum Glück hatte meine Mitbewohnerin eine Tageslichtlampe, die wir öfters während des Frühstücks aufstellen. Dadurch wird der Körper angeregt mehr Serotonin auszuschütten und weniger Melatonin zu produzieren, wodurch das Wohlbefinden insgesamt verbessert wird. Zusätzlich habe ich mir aus Deutschland Vitamin D Tabletten mitgenommen. Die kannst du zur Not aber auch in jedem Geschäft hier kaufen.

Überall zu Fuß

Wenn du hier als Student kein Auto hast, wählst du den Fußweg. Kajaani ist eine kleine Stadt, in der du überall gut zu Fuß hinkommst. In die Stadt laufe ich eine halbe Stunde und bis zum nächsten Supermarkt 20 Minuten. Es fahren zwar Busse, aber die lohnen sich hier nicht. Von der Unterkunft auf dem Campus bis zur Bushaltestelle läufst du schon knapp 10 Minuten. Von der Haltestelle, an der du aussteigst, müsstest du dann nochmal ein Stück bis zu deinem Zielort gehen. Letztendlich benötigst du auf diese Weise mehr Zeit als zu Fuß zu gehen und das Ganze ist auch kostspieliger.

Eine Kartenansicht von der Stadt Kajaani
Eine Übersicht von Kajaani – ungefähr bei Punkt 4 liegt meine Uni.

Temperaturen bis zu -30 Grad?

Mein größter Kulturschock war die Kälte. Seit ich in Finnland lebe, bin ich immerhin ein klein wenig resistenter gegen Kälte geworden. In Deutschland war ich bekannt als die Frostbeule, die nicht genug Kleidung am Körper haben konnte. Vor meiner Ausreise, habe ich eine Mail von der Uni bekommen, dass wir uns für die Orientierungstage auf Temperaturen bis zu -30 Grad Celsius einstellen sollen. Bis jetzt habe ich nur in der ersten Woche -20 Grad erlebt. Da war mir schon echt kalt. Bei einer meiner ersten längeren Wanderungen sind mir sogar meine Haare eingefroren. In dem Moment war ich froh, dass mir mein Freund zu Weihnachten eine Heizweste geschenkt hatte. Mittlerweile schwanken die Temperaturen zwischen -10 und +2 Grad. Diesen Unterschied merke ich sofort. Zwar ziehe ich mich weiterhin in Schichten an, aber an manchen Tagen kann ich schon auf die Heizweste und Schneehose verzichten.

Wie viele Schichten Kleidung ich bei einem Spaziergang trage und welche Dinge mich in Finnland warm halten erfahrt ihr auf meinem Instagram und TikTok Kanal.

Bis Bald! <3

Eure Michelle

PS: Vorhin hatte ich die Studenten-Union KAMO erwähnt. Falls ihr euch fragt was das ausgeschrieben heißt: Kajaanin Ammattikorkeakoulu Opiskelijakunta. Zu deutsch: Studenten Union der Kajaani University. Das beweist, dass es nicht nur in der deutschen Sprache lange Wörter gibt. 🙂

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