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Auf die Plätze, fertig, los! Mein Semesterstart in Tbilisi

Welche Vorbereitungen musste ich zum Semesterstart treffen? Wie läuft es mit der Wohnungssuche? Und wie finanziere ich mir das Ganze überhaupt? Im folgenden Blogbeitrag findest du Antworten und Einblicke in meine ersten Wochen in Georgien. Und: Werde ich hier das Thema für meine Masterarbeit finden? Bleib dran!

Ich bin David, 24 Jahre alt, halb Deutscher, halb Ungar, deswegen zweisprachig großgeworden. Ich bin in Budapest geboren und aufgewachsen, vor zwei Jahren bin ich nach Berlin gezogen. An der Universität Potsdam studiere ich Soziologie im Master mit dem Schwerpunkt NGOs. Meinen Bachelor habe ich in Ungarn an der Universität Pécs absolviert, im Fach Soziologie und zeitgenössische Kultur. Damals habe ich mich vor allem auf Popkultur und Medien konzentriert. Ja, es ist möglich, eine Bachelorarbeit über Lady Gaga und Madonna zu schreiben. Pop ist eben politisch. Ich habe bereits zwei Auslandssemester hinter mir, mit Erasmus+ habe ich ein Jahr in Tilburg in den Niederlanden verbracht. Die Studienzeit war wild, aber auch von einer Pandemie geprägt. „Weird flex“, aber Online-Uni habe ich bereits in drei Ländern hinter mir. Jetzt bin ich für ein Semester in Tbilisi, an der Staatlichen Universität Tbilisi (TSU) gelandet.

Wieso Georgien?

Für mich ist Georgien aufgrund der kulturellen Vielfalt, Naturschönheiten und der interessanten politischen Entwicklung ein äußerst faszinierendes Land. In den letzten Jahren hat Tbilisi, die Hauptstadt Georgiens, eine aufstrebende Underground- und Queerkultur erlebt, die durch bekannte Clubs wie Bassiani und Khidi weltweit Aufmerksamkeit erregt hat. Diese Szene bereichert die künstlerische und soziale Landschaft der Stadt und wächst trotz komplexer Herausforderungen weiter. Und, wie ihr euch denken könnt, für mich, als queere Person, die auch noch Soziologie studiert, ist das alles natürlich super interessant. Da meine Heimatuniversität eine Hochschulpartnerschaft mit der TSU verbindet, fiel mir die Entscheidung, mein Auslandssemester in Tiflis zu verbringen, schnell und leicht. Es liegt an meiner Biographie, aber Osteuropa ist für mich eine Herzensangelegenheit. Oder ein Stockholm-Syndrom, ich weiß es nicht genau. Was aber sicher ist, ist, dass ich im kommenden Sommersemester meine Masterarbeit schreiben muss. Die Zeit in Tbilisi möchte ich nutzen, um mein Thema dafür zu finden. Was mir schon im ersten Monat aufgefallen ist, sind die Parallelen und Unterschiede zwischen Ungarn und Georgien. Beide Länder haben in der letzten Zeit politische Veränderungen erlebt. Georgien nähert sich der EU und an den Westen, in Ungarn gibt es politische Verschiebungen zu einem nationalistischeren und autoritäreren Kurs. Eine vergleichende Studie für die Masterarbeit wird sich vielleicht noch ergeben. Also: stay tuned on this.

Vorbereitung und Finanzierung

Meine Bewerbung über die Hochschulpartnerschaft zwischen den beiden Universitäten erfolgte standardisiert online über ein Bewerbungsportal der Universität Potsdam. An dieser Stelle auch ein großes Dankeschön an meine Koordinatorinnen, die mich während der gesamten Vorbereitung unterstützt haben. Die Finanzierung meines Studienaufenthaltes durch ein DAAD Go-East Stipendium war bereits in meiner Zusage enthalten. Zum Glück, denn Bürokratie ist oft der „Killer“, das kenne ich nur zu gut. Die Motivation geht schnell verloren, wenn die To-Do-Liste zu lang ist. Aber es sieht komplizierter aus, als es ist. Es führt kein Weg daran vorbei, deshalb folgt eine Auflistung der erforderlichen Dokumente und Fristen für die Planung meines Auslandsaufenthaltes.

Bewerbungsablauf:

  • Bewerbungsvoraussetzungen überprüfen
  • Infoveranstaltungen und Sprechstunden
  • Bewerbung für das Stipendium an der Heimatuniversität (Mitte Januar)
  • Bewerbungsunterlagen für die Gastuniversität schicken (Mitte Juni)

Dokumente:

  • Annahmeerklärung für das jeweilige Stipendium
  • Beantragung für Beurlaubung (falls nötig)
  • Bewerbungsgespräch
  • Ein Empfehlungsschreiben einer Hochschullehrerin/ eines Hochschullehrers
  • Kopie des Bachelorzeugnisses (nur für Master-Studierende)
  • Krankenversicherung
  • Learning Agreement
  • Lebenslauf
  • Leistungsbescheinigung
  • Motivationsschreiben
  • Sprachnachweis
  • gegebenenfalls Auslands-BAföG beantragen

Aller Anfang ist schwer?

Bereits Anfang September bin ich in Georgien angekommen. Über meine Anreise und meinen Abstecher an die Schwarzmeerküste könnt ihr in meinem ersten Blogeintrag lesen. Am 15. September war es dann soweit: Der offizielle Semesterstart begann mit dem Orientation Day an der Uni. Ziel der Veranstaltung war es, einen Überblick über die Kursanmeldung und die nächsten wichtigen Schritte im Studium zu geben. Da wir Austauschstudenten vorher kaum Informationen über den Ablauf des Semesters bekommen haben, war ich sehr gespannt, was mich alles erwarten würde. Wie es bei den meisten Auslandssemestern der Fall ist, mussten wir uns natürlich schon bei der Anmeldung für den Auslandsaufenthalt ein vorläufiges Learning Agreement zusammenstellen, das sich in meinem Fall in der Zwischenzeit noch sehr stark verändert hat. Dass viele Kurse ausfallen, war nur die erste Überraschung, da die Masterkurse erst am 2. Oktober beginnen. Am Anfang war ich darüber etwas verärgert, weil mir klar wurde, dass ich praktisch einen Monat zu früh angereist bin. Jetzt sehe ich das anders. Ich bin sehr froh, dass ich noch so viel Zeit habe und so die Möglichkeit bekomme, Georgien und Tiflis besser kennenzulernen.

In den letzten zwei Wochen habe ich mich also entspannt und die meiste Zeit in Tiflis verbracht. Ein tolles Angebot der Universität habe ich angenommen, ich lerne Georgisch! Die TSU bietet viele kostenlose Sprachkurse für Studierende an. Das wird spannend, denn die georgische Sprache ist einzigartig und hat keine Verwandtschaft mit anderen Sprachen. Die georgische Schrift ist eine der ältesten der Welt. Vor allem zum gegenseitigen Kennenlernen war der Orientation Day gut geeignet. Für ein Auslandssemester würde ich die Teilnahme an solchen Veranstaltungen sehr empfehlen (vor allem am Anfang!), da es später schwieriger wird, einen guten Anschluss zu finden. Jeder Anfang ist holprig und ich kenne niemanden, bei dem das Auslandssemester so verlaufen ist, wie ursprünglich geplant. Regenwetter am Schwarzen Meer? Dumm gelaufen. Vier von fünf Kursen aus dem Learning Agreement gestrichen? Es gibt andere interessante Alternativen. Gar nicht so einfach, eine Wohnung zu finden? Der Wohnungsmarkt ist bei Weitem noch nicht so schlimm wie in Berlin, das krieg‘ ich auch hin. Das TikTok von der Orientation Day findet ihr hier.

Brennpunkt: Wohnungsmarkt

Der Wohnungsmarkt in Tiflis ist seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine extrem angespannt. In der georgischen Gesellschaft gibt es zwar eine starke Solidarisierung mit der Ukraine, aber in der Politik zeichnet sich ein Kreml-freundlicher Kurs ab. Seit der Teilmobilisierung ist Georgien zum Zentrum russischer Migration geworden. Ironie des Schicksals: Die Russ*innen fliehen in ein Land, das Russland bis heute teilweise besetzt hält. Zuletzt marschierte Russland 2008 in Georgien ein und ist seit 30 Jahren Schutzmacht der von Georgien abtrünnigen Gebiete Abchasien und Südossetien. Zwar spielen auch andere Faktoren wie die Inflation eine Rolle, Fakt ist aber, dass vor allem in Tiflis bezahlbarer Wohnraum knapp ist. Dies führt nicht nur zu sozialen Spannungen, sondern auch zu einem extremen Anstieg der Mietpreise. Obwohl die Lebenshaltungskosten in Georgien im westeuropäischen Vergleich relativ niedrig sind, können die Mietkosten hoch sein. Die monatlichen Mietkosten für eine Einzimmerwohnung oder ein Zimmer liegen zwischen 300 und 700 Euro. Dies ist für die einheimische Bevölkerung oft unbezahlbar. Es gibt eine positive Diskriminierung gegenüber Deutsche, die bei der Wohnungssuche gerne bevorzugt werden. Bis jetzt sieht es so aus, dass mein Stipendium die Kosten für die Miete decken wird. Von daher befinde ich mich in einer sehr privilegierten Situation.


Ich habe mir vorgenommen, erst nach meiner Ankunft, also vor Ort, eine WG zu suchen. In der Zwischenzeit bieten sich Airbnbs und Hostels an, die relativ günstig sind und eine große Auswahl haben. Es mag für die meisten nicht die richtige Strategie sein, in ein fremdes Land zu ziehen, aber in Tilburg und Berlin hat es für mich auch so funktioniert. Plot twist: Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich immer noch im Airbnb, aber morgen ist eine Wohnungsbesichtigung, also drückt mir die Daumen!

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