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Studieren in Kanada: Drei Stunden Vorlesung am Stück?!

Ein Auslandssemester in Kanada offenbart neben außergewöhnlicher Natur auch Einblicke in das Bildungssystem. Von dreistündigen Vorlesungen bis hin zu kleinen Seminargruppen und einem ungewöhnlichen Notensystem: Ich berichte von meinen Erfahrungen aus meinem Semester im Masterstudium in Kanada.

Neben all den tollen Erfahrungen im Ausland gerät das eigentliche Studieren gelegentlich in den Hintergrund. So wie auch alle anderen Begegnungen fernab von zuhause, ist dies oft von zahlreichen kulturellen oder sozialen Unterschieden geprägt und kann uns vor Herausforderungen stellen. Was ich bisher im Studium in Kanada erlebt und welche vier Besonderheiten ich festgestellt habe, teile ich hier mit euch.

1. Vorlesungen über drei Stunden?

Als ich meinen Stundenplan der kanadischen Universität gesehen habe, war ich schockiert: Die Vorlesungen waren in der Regel für drei Stunden angesetzt! Bis dato war ich aus Deutschland an Sitzungen von anderthalb Stunden gewöhnt, und auch in Amerika war das nicht anders.

Zu Beginn empfand ich das als etwas beängstigend, denn wie sollte ich mich drei Stunden am Stück konzentrieren können? Schließlich gelang mir schon zuhause nicht immer, den Vorlesungen anderthalb Stunden fokussiert zu folgen.
Ich kann nicht für ganz Kanada sprechen, aber zumindest an der Universität, an der ich mein Auslandssemester verbringe, ist dieses System seit Jahren gängige Praxis. Erstaunlicherweise funktioniert das für mich ziemlich gut! Im Gegensatz zu meiner gewohnten Struktur, die entweder aus einem Block Vorlesung oder einem Block Seminar, beziehungsweise Diskussionsrunde bestand, werden hier praktisch alle Elemente in einer Veranstaltung integriert. Das hat unter anderem zur Folge, dass ich jedes Fach nur einmal wöchentlich besuchen muss – das ist großartig!

Dank der Abwechslung in der Unterrichtsform fällt es mir überraschenderweise nicht schwer, fokussiert zu bleiben. Das liegt sicher nicht zuletzt daran, dass die Themen der Module, die ich hier belege, mich auch wirklich ansprechen und ich (fast) uneingeschränkt daran interessiert bin. Grund ist aber auch die Größe der Unterrichtsgruppen.

Sarah sitzt auf einem Sessel vor einem Tisch in einer Art Café. Sie trinkt ein Getränk aus einem Pappbecher und schaut dabei in die Kamera.
Drei Stunden lang einer Vorlesung folgen ist gar nicht mal so schlimm, wenn es danach die Aussicht auf Kaffee gibt!

2. Klassengröße: Sieben Personen?

Als ich mich online für die Kurse anmeldete, betrug die durchschnittliche Gruppengröße der Seminare sieben Person und galt mit dieser Anzahl der Anmeldungen bereits als voll. Drei Stunden mit nur sechs Kommiliton*innen? Das klang nach wenig Raum, um mit den Gedanken mal abzuschweifen oder sich verstecken oder zurücklehnen zu können. Aber so schlimm war es dann doch nicht: Die übliche Anzahl der Studierenden in meinen Kursen beträgt ungefähr zehn Menschen.

Allerdings ist die Zahl der Studierenden immer noch deutlich geringer als das, was ich aus Deutschland gewohnt war. Selbst im Masterstudium, bei dem sehr viel weniger Personen eingeschrieben sind als in meinem Bachelorprogramm, waren wir normalerweise circa 15 bis 20 Personen.

Ich muss jedoch zugeben, dass auch hier die Angst vor dem Ungewissen die für mich größte Hürde darstellte: Ehrlich gesagt, hat dieses System für mich fast ausschließlich Vorteile. Die kleinere Gruppengröße ermöglicht es mir, mich besser zu konzentrieren. Zudem ist die Hemmschwelle, im Plenum etwas zu sagen, viel geringer, da die Anzahl der Menschen, vor denen ich mich blamieren könnte, begrenzt ist. Außerdem fällt es mir leichter, Kontakte zu knüpfen, wenn die Gruppe kleiner ist. Die daraus entstandenen Freundschaften innerhalb meiner Studienräume schaffen für mich eine angenehmere Lernumgebung – Win-Win also!

Ich muss aber auch zugeben, dass es hier ebenso normal ist, Klassengrößen von 30 Personen zu haben. Das ist dann aber eher im Bachelorstudium üblich.

3. Ähnlichkeiten zum amerikanischen Bildungssystem!

Aufgrund meiner vorherigen Erfahrung mit einem Auslandssemester in den USA neige ich dazu, automatisch Vergleiche zwischen Kanada und meiner damaligen Zeit anzustellen. Insbesondere im Bildungssystem kann ich viele Ähnlichkeiten feststellen.

Zum einen werden die Noten in Buchstaben vergeben, wobei „F“ die schlechteste Note und „durchgefallen“ bedeutet. Die Bewertung reicht im Alphabet rückwärts bis zu „A+“, was als sehr gut gilt. Diese Noten können auch in Prozente umgerechnet werden. Das System ist manchmal ein bisschen ulkig: In einem meiner Kurse können Masterstudierende nicht weniger als 70 Prozent erhalten, um das Modul zu bestehen. Das bedeutet jedoch im Klartext: Die schlechteste Note, die ich bekommen kann, ist „B-„(circa 2,3), ansonsten falle ich durch.

Alles wie in Amerika?

In Kanada ist doch auch vieles ein bisschen anders als an amerikanischen Universitäten. Wenn du dich für Studieren in den USA interessierst, schau gern bei meinem Beitrag darüber aus meinem Auslandssemester in Upstate New York vorbei!

Zusätzlich ist die kanadische Universität, ähnlich wie in Amerika, dem deutschen Schulsystem viel näher als dem universitären. Es herrscht Anwesenheitsflicht, Partizipation ist ein integraler Bestandteil der abschließenden Bewertung und es gibt Hausaufgaben. Das bedeutet, dass wöchentliche Abgaben gefordert sind, die benotet werden und in die finale Benotung einfließen. Generell ist die Betreuung hier viel enger und persönlicher im Vergleich zu meinen Erfahrungen in Deutschland.

Ein Verbindungshaus in den USA: Im Dunkeln wird das weiße Haus hell erleuchtet, eine USA-Fahne hängt vom Balkon herunter.
Ähnlich, aber doch ganz anders: Studieren in den USA und in Kanada.

4. Trimester statt Semester

Bei der Planung eines Auslandssemesters stellt oft die zeitliche Koordination eine große Herausforderung dar, insbesondere weil Universitäten außerhalb Europas einer anderen Uhr folgen. In Kanada unterscheidet sich dies noch einmal, da die Semester nicht nur zu anderen Zeiten als in Deutschland beginnen: Es gibt gar keine Semester!

Stattdessen wird hier ein Trimester-System verwendet, das drei kürzere Vorlesungszeiten umfasst. Der Winter Term startet im Januar, der Spring Term im Mai und der Fall Term – in welchem ich in Kanada bin – beginnt Ende August und endet Mitte Dezember. Ein Trimester erstreckt sich also über etwa 16 Wochen.

Diese zeitlich gänzlich andere Struktur kann Vor- und Nachteile haben. Innerhalb eines kurzen Zeitraums sind zahlreiche Abgaben zu bewältigen, was das Trimester recht intensiv gestaltet. Auf der positiven Seite freue ich mich jedoch auch darauf, die Weihnachtszeit zuhause verbringen zu können.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich mich sehr gut mit dem kanadischen Unisystem anfreunden kann. Ich mag die langen Kurseinheiten und die Klassengrößen. Auf die wöchentlichen Abgaben könnte ich ganz gut verzichten, aber alles in allem bin ich sehr glücklich mit der Entscheidung, hier mein Auslandssemester zu verbringen.

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