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Fällt aller Abschied schwer?

Es ist wirklich schwer in Worte zu fassen, wie sich die letzten vier Monate angefühlt haben – noch schwerer ist es zu begreifen, was ich in den letzten vier Tagen vor meiner Abreise aus Lund gefühlt habe. Meine Gefühlswelt bezüglich des Abschieds von Lund und meine Learnings, die ich aus dem Auslandsaufenthalt mitgenommen habe, werden Kerngegenstände dieses Beitrags. Ebenso werde ich darauf eingehen, wie meine Mission verlief.

Ich habe in den letzten Tagen so viele Emotionen im selben Moment gespürt und so viele mit meinen Freundinnen geteilt, die ebenfalls gehen. Trauer, weil ein Kapitel in meinem Leben zugeschlagen werden muss, das sich so nie wieder wiederholen wird. Beklommenheit, weil ich das ganze Potenzial meines Auslandssemesters vielleicht noch gar nicht ausgeschöpft habe. Aber auch Vorfreude, weil ich meine Freunde und meiner Familie in Deutschland wieder nah sein kann. Ungeduld, weil sich viele Veränderungen in meinem Leben anbahnen und ich diese kaum erwarten kann.

Ich packe meinen Koffer und… merke, dass ich ihn kaum schließen kann. Mist, wie kann dass sein? Schließlich habe ich in Lund gar nicht so viel gekauft, ehrlich! Vielleicht zwei oder drei Pullover mehr, aber das war’s! Insgesamt habe ich einen großen und einen mittelgroßen Koffer sowie einen großen Rucksack und eine große blaue Plastiktasche eines Möbelgiganten zur Verfügung. Um auszusortieren und Platz zu sparen, habe ich einiges an Kleidung zum Secondhand-Shop gebracht und ein paar Gegenstände, von denen mir der Abschied nicht allzu schwer fiel, an Freundinnen verschenkt. Meine ganzen Klamotten und Handtücher habe ich in Vakuumbeutel gepackt, die besonders bei dicken Pullovern und Bettwäsche ziemlich gut funktionieren und dadurch echt viel Platz im Koffer schaffen. Und trotzdem hatte ich wirklich große Platz- und Gewichtsprobleme! Da hilft jetzt nur noch Teamwork, also rief ich meine Freundin an, die nur eine Straße von mir entfernt wohnt und schilderte ihr die Lage. Mit viel Quetschen und ein wenig Gewalt konnten wir schließlich doch alles mehr oder weniger gut verstauen und zugegeben, so viel Frust wie das Packen verursacht hatte, zum Frustabbau hat die ganze Aktion zum Ende hin ganz gut beitragen können.

Aber welchen Frust meine ich eigentlich genau? Klar war ich sehr traurig, Lund zu verlassen und zu wissen, dass ich meine Freundinnen nicht mehr regelmäßig in der Uni oder bei einer Fika – einem schwedischen Kaffeekränzchen – treffen werde. Der Frust entwickelte sich aber eher durch die Schuld, die ich fühlte, da ich auch sehr froh darüber war, wieder zurück nach Deutschland zu kehren. Ich habe förmlich darauf hingefiebert, meine Familie und meine Freunde wiederzusehen. Und versteht mich nicht falsch, ich wohne nun seit über zwei Jahren über 300 Kilometer von meiner Familie entfernt und würde mich als ziemlich unabhängige Person beschreiben. Dennoch ist es dieses vertraute Gefühl, das mich zurück nach Deutschland zieht. Es ist einfach schön zu wissen, wie Dinge funktionieren, schön die Menschen um einen herum jederzeit verstehen zu können. Es hat sich – wie ich finde – überraschenderweise ergeben, dass das Gewohnte für mich die angenehmere Option ist, als das Fremde.

Meine Mission war es, an einem Ort Glück und Zufriedenheit zu finden, den ich noch kennenlernen muss, quasi die Fremde zu meinem neuen Zuhause zu machen und das nach dem Motto „Live, Laugh, Lund“. Dabei strebte ich danach, neue Perspektiven einzunehmen, sowohl in Bezug auf mein Jura-Studium als auch auf das Leben. Zwar denke ich, wenn ich „Zuhause“ höre, an mein deutsches Zuhause, dennoch kann ich beteuern, dass meine Zeit in Lund und meine Freundinnen, die ich hier kennen- und lieben gelernt habe, mich erfüllt haben. Ich schätze mich so glücklich, dass ich diese Möglichkeit, einen Auslandsaufenthalt zu machen, wahrnehmen durfte. Umso mehr regt sich der Frust in mir, nicht alles ausgeschöpft zu haben, nicht jeden Tag genutzt oder jedes Gespräch geführt zu haben. Es ist schwer, in Worte zu fassen, was ich selbst nicht fassen kann. Was ich aber stolz sagen kann, ist, dass ich das Gefühl habe, tatsächlich eine neue Perspektive auf das Recht und unser Demokratieverständnis erlangt zu haben. Mir war nicht aktiv bewusst, dass ein System auf unterschiedliche Art und Weise ausgeführt und behandelt werden kann. Weiterhin habe ich in Schweden eine entspanntere Sicht auf das Studium bekommen. Während ich in Deutschland sieben Tage die Woche mehrere Stunden für die Uni gelernt habe und zusätzlich Schuldgefühle hatte, wenn ich einen Tag Pause machte, lernen die schwedischen Studierenden nach 17 Uhr und am Wochenende kaum mehr und schaffen das Jura-Studium dennoch.

Mein Semester in Lund im Rückblick

In mein Auslandssemester kam ich mit der Vorstellung, ein neues Studiensystem kennenzulernen, viele Freundschaften aus aller Welt zu knüpfen und einfach bei allem, was ich erlebe und mache Spaß an der Sache zu finden. Und was soll ich sagen…Lund ist einfach die Stadt für Studierende. Die Uni Lund gehört nicht nur zu einer der besten Unis Skandinaviens, sondern bietet dir mit über 40.000 Studierenden, wovon circa 20 Prozent internationale Studierende sind, eine große Landschaft an Clubs und Aktivitäten, die fast jeden Tag stattfinden. Hier wird die garantiert niemals langweilig. Ich habe Lund in meinem Wintersemester als eine sehr herzliche und offene Stadt wahrgenommen, die super für Tagestrips in die Natur, an den Strand oder zum nächsten Konzert in den großen Städten Malmö und Kopenhagen gelegen ist.

Begonnen hat das Semester mit einer Orientierungsphase, die sich über vier Wochen zog und in denen es fast jeden Tag mehrere verschiedene Veranstaltungen gab, um sich untereinander, aber auch di Stadt sowie Schweden kennenzulernen. Von Foodtastings über Wanderungen und Fahrradtouren in der Umgebung bis hin zu Spiele- oder Karaokeabenden gab es alles, um deine Freunde für’s Leben kennenzulernen. Und ich bin wirklich sehr dankbar für die Freunde, die ich hier gefunden habe. Besonders, wenn du alleine in einem neuen Land bist, bist du auf den Support deiner Freunde angewiesen und das beruht eben auf Gegenseitigkeit.

Im Oktober, als es für mich Halbzeit hieß, startete die Phase, in der ich viele wichtige Abgaben und Prüfungen bestehen musste für meinen Kurs. Dennoch fühlte es sich nicht allzu ernst an, was hauptsächlich daran lag, dass es in Schweden nur kleine Kurse von maximal 30 Personen gibt und die Atmosphäre sehr entspannt ist. Zudem stand ich immer im direkten Kontakt zu meinem Professor oder Dozenten und bekam oft Feedback zu meiner Arbeit. Dadurch fühlte ich mich selbstsicherer in meine Kursen und hatte nicht denselben Stress wie in Deutschland. Weiterhin ist es in Schweden, wie bereits erwähnt, üblich, oft eine bewusste Pause mit Freunden einzunehmen, um sich nicht der Arbeit zu verlieren. Zudem ist es auch so, dass nach allerspätestens 20 Uhr, eher sogar bereits 17 Uhr nicht mehr gearbeitet wird. Anfangs kam meinen Freundinnen und mir das sehr ungewöhnlich vor, doch langsam gewöhnten wir uns an diesen entspannteren Stil und ich muss sagen, dass ich mich damit deutlich wohler fühle.

Zum Ende hin rückte unser aller Bewusstsein des baldigen Abschieds immer näher in den Vordergrund, weshalb wir uns vornahmen, uns so oft wie möglich zu sehen und die letzten gemeinsamen Momente in Lund zu genießen. Leider hab ich mir Anfang Dezember den Knöchel verstaucht und war erst einmal ein paar Tage nicht in der Lage zu laufen. Um bei unserem Plan zu bleiben, besuchten mich meine Freundinnen also bei mir zu Hause. Die letzten Wochen bestanden aus ganz viel Glögg- und Teetrinken, Weihnachtsmärkte besuchen (die leider um Längen nicht so gut sind wie unsere Deutschen) und Gespräche darüber, wie schnell die Zeit doch verging und wie schön wir es fanden. Einige Tage vor meiner Abreise fand noch eine Weihnachtsfeier statt und ich besuchte ich gemeinsam mit meiner Freundin auch noch mein erstes Ballett in Kopenhagen und ich fand es wirklich unglaublich schön.

Vier Mädchen stehen lächelnd in die Kamera vor einem festlich mit einer roten Tischdecke gedeckten Tisch. An der Decke hängen grünen Girlanden sowie ein aus glänzendem Papier gebastelter Stern.
Meine Freundinnen und ich auf der Weihnachtsfeier, auf der es ein typisch schwedisches Weihnachtsessen gab.

Ich gehe, aber die Erinnerung bleibt

So sehr ich meine Zeit in Lund schätze, so freue ich mich doch auf meine Rückkehr nach Deutschland und mein Leben dort. Ich glaube, es ist ok so zu denken, vielleicht sogar gut? Bevor ich nach Schweden ging, hätte ich mir nicht vorstellen können, Deutschland zu vermissen. Im Urlaub habe ich es schließlich nie vermisst. Mich hat es wirklich überrascht, als ich Ungeduld und Vorfreude in Bezug auf meine Heimkehr verspürte. Nun denke ich aber, dass es eigentlich sogar ganz schön ist, denn schließlich bedeutet das doch nur, dass ich mich dort wohlfühle, wo meine Familie, wo meine Freunde sind, wo ich aufgewachsen bin. Vielleicht ist es ok, gehen zu wollen und damit fein zu sein, ein Kapitel im Leben zu schließen. Meine Zeit in Lund werde ich definitiv niemals vergessen und meine Freunde und die Erinnerungen werden ein Leben lang bleiben. Da bin ich mir ganz ganz sicher.

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