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Training in Frustrationstoleranz

Der Hauptgrund, aus dem ich in Kanada bin, ist mein Diplomprojekt. Leider funktioniert nicht immer alles wie geplant, und manchmal geht dazu auch noch mehr schief. Mehr über mein Projekt und wie ich damit umgehe, lest ihr hier.

Seit vier Monaten lebe und arbeite ich nun in Kanada. Ich habe ein selbstständiges Forschungsprojekt, in dem ich versuche, genetisch erkrankte (mutierte) Hautzellen mit Hilfe von CRISPR/Cas zu heilen. Das Wort “versuchen” ist hier bewusst gewählt, denn wie erwartet klappt nicht immer alles. Auch in vergangenen Auslandspraktika habe ich gelernt, mit solchen Problemen umzugehen. Hier in Vancouver musste ich allerdings schon einige Hürden mehr als gedacht überwinden. 

Forschung, manchmal auch ein Puzzle

Zu Beginn meines Praktikums fühlte ich mich wie vor einem großen Puzzle. Wie bei einer Schnitzeljagd suchte ich mir Hinweise auf mein Projekt zusammen und versuchte herauszufinden, was ich noch organisieren musste und was schon da war. Immerhin mag ich Puzzle. Verschiedene Mitglieder meines Labors wussten Einzelheiten, aber auch in anderen Arbeitsgruppen fand ich Hinweise. Ich verbrachte also viel Zeit damit, das Labor und die Fakultät kennenzulernen. Meine gefühlte Untätigkeit machte mich nervös, aber ich wusste noch nicht, was auf mich zukommen würde.

Ronja an einer Zellkultur-Arbeitsbank, arbeitend.
Meine Arbeit ist spannend, aber mit Zellkultur nicht immer perfekt planbar.

Nach einem Monat durfte ich endlich anfangen mit der Arbeit. Zum Glück funktionierte in der Zellkultur alles und zwei Wochen später hielt ich meine ersten Ergebnisse in den Händen! Allerdings musste ich nach einer kurzen Sekunde der Freude feststellen, dass ich entweder die Wunderheilung entdeckt hatte oder keine Mutation in meinen Zellen vorhanden war. Ersteres war eher unwahrscheinlich und ich verbrachte einige Zeit damit herauszufinden, ob und wo eine Mutation sein könnte. Die fand ich auch, aber ich durfte die Vorbereitung von vorne beginnen. Nach der Hälfte meines Praktikums stand ich also wieder ganz am Anfang. Den vergangenen vierten Monat versuchte ich positiv zu bleiben und alle Vorbereitungen zu treffen, um sofort loslegen zu können, sobald die Materialien eintreffen.

Währenddessen arbeitete ich an kleinen Nebenprojekten. Ich half meinen Kollegen bei ihrer Arbeit und machte Western Blot und Immunostaining. Zuletzt arbeitete ich an einem Nebenprojekt, um Daten zu sammeln, die ich auch in meiner Diplomarbeit verarbeiten konnte. Ich war jedoch auch bei der Charakterisierung von Lipiden nicht von Glück gesegnet. Ich führte Experimente durch und hatte unerwartete Ergebnisse, die sich leider auch bestätigten. Das Labor, das die Lipide lieferte, hatte einen Fehler gemacht, sodass alle meine Ergebnisse ungültig sind.

Fazit: Ich bin nach zwei Dritteln meines Projekts immer noch ohne verwertbare Ergebnisse. Natürlich habe ich an Nebenschauplätzen Resultate erhalten. In meinem eigenen Projekt habe ich bis jetzt nicht einmal negative Ergebnisse.

Training in Frustrationstoleranz

Was mache ich also? Ich gebe weiterhin mein Bestes im Labor. Zunehmend fällt mir schwer, nicht zu viel zu arbeiten. Mir vor Augen zu führen, dass ich keinen Einfluss auf viele der Probleme habe, hilft aber. Ich werde nicht mehr so viele Ergebnisse sammeln können, wie es in sechs Monaten möglich gewesen wäre. Die meisten der Probleme, vor denen ich stehe, sind nur in Zusammenarbeit mit anderen Laboren und mit Wartezeit zu lösen. Es hilft auch nicht, dass auch abseits der Uni nicht alles funktioniert wie geplant, also trainiere ich vor allem meine Frustrationstoleranz.

Ein dunkler Flur, in der Ferne einige Lichter.
Ein mir viel zu bekannter Anblick: Der Flur in der pharmazeutischen Fakultät nachts.

Ich habe drei Strategien um mit der Frustration umzugehen

1. Mir nicht alleine die Schuld zuschieben

Ich bin nicht daran Schuld, dass mein Projekt nicht so läuft wie geplant. Ich gebe mein Bestes, aber wenn die Zellen nicht die Mutation haben, die sie haben sollten, sind meine Fähigkeiten und mein Arbeitseinsatz nicht relevant für die (fehlenden) Ergebnisse.

2. Mir eine Auszeit gönnen.

Wird im Labor alles zu viel und ich bin überwältigt von schlechten Nachrichten hilft es, mit Kollegen oder Freunden in der Fakultät zu reden und Ideen zu sammeln. Manchmal ist es wichtig, räumlichen Abstand zu nehmen und einen Tee oder in meinem Fall Iced Matcha Latte trinken zu gehen. Ein leckeres Getränk (und vielleicht ein Brownie dazu) haben noch nie geschadet.

3. Mich auch mal ablenken

Wie jedes Studium übernimmt auch meines manchmal meine Freizeit. Nur noch eben hier was machen oder da was nachschauen und natürlich auch am Wochenende darüber nachdenken. Je schlechter das Projekt läuft, desto mehr arbeite ich daran. Da hilft mir nur Ablenkung. Mein Hobby Segeln eignet sich sehr gut dafür. Auch meine Wohnsituation mit den vielen Mitbewohnern und interessanten Unterhaltungen jeden Abend hilft sehr. Wenn es kälter ist, lese ich, puzzle oder schaue eine Serie.

Ein Puzzle mit Tieren und der Aufschrift "Forest Life"
Im Gegensatz zu dem Puzzle, das ich zu Beginn meines Projekts lösen musste, um herauszufinden, was ich eigentlich machen soll, habe ich bei diesem Puzzle Spaß.

Ich versuche jetzt, die letzten paar Wochen noch so gut es geht zu nutzen und hoffentlich pünktlich eine Arbeit abzugeben. Habt ihr noch Tipps oder Tricks, um mit einer Situation wie meiner umzugehen?

See you next time!

Cheers, Ronja

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