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Krank sein in der O-Phase und trotzdem nichts verpassen?

Die Orientierungswoche oder auch Orientierungsphase, kurz „O-Woche“ oder „O-Phase“ genannt, ist bekanntlich der Zeitraum am Anfang des Studiensemesters, in dem du die Uni, die Stadt und deine Kommilitonen kennenlernst. Blöd nur, wenn du aber wie ich plötzlich krank wirst und zuhause im Bett bleiben musst. Wie ich meine FOMO (= Fear of missing out), also die Angst, etwas zu verpassen, überwunden habe und warum es besonders in Lund keinen Grund zur Panik gibt, erzähle ich dir in diesem Beitrag.

Ein Kennenlernen-Picknick hier, ein Campus-Rundgang da und ganz viele Parties sowie Barbesuche am Abend. Jeden Tag standen die verschiedensten Veranstaltungen an – und diese fanden zum Teil sogar parallel zueinander statt, sodass mir die Entscheidung oft schwer fiel, zu welchem Event ich nun erscheinen möchte. Die überwältigende Menge an Veranstaltungen ergab sich daraus, dass es mehrere Organisationen gab, die unabhängig voneinander ihre O-Woche-Aktivitäten angeboten haben.

Die Qual der Wahl – welche Organisationen gibt es?

Die Uni Lund selbst verfügt über das sogenannte International Desk, einem Team, das für uns Auslandsstudierende in allen Angelegenheiten von „wie schreibe ich einen akademischen Essay“ bis hin zu „wo kaufe ich am besten ein gebrauchtes Fahrrad“ verantwortlich ist. Besonders in den ersten zwei Wochen zu Beginn des Semesters bot das International Desk viele Exkursionen zum Nationalpark und anderen Sehenswürdigkeiten sowie auch zum nächsten IKEA in der Region „Skåne“ an.

Ein Bach durchfließt einen Abschnitt des Waldes im Söderåsen-Nationalpark
Die Wanderung durch den Söderåsen-Nationalpark

Weiterhin bietet die Uni auch das International Mentor Programme an, bei dem du dich anmelden kannst und dann einem der vielen Mentorengruppen zugeteilt wirst. In einer Mentorengruppe befinden sich laut offiziellen Angaben fünf bis sieben Mentoren und nur 15 bis 20 Schützlinge. In der Realität sind es aber in jeder Gruppe circa 50 bis 70 Schützlinge, für die zwei bis vier Mentoren verantwortlich sind. Die Mentoren selbst sind Studierende, die schon länger an der Uni Lund studieren. Diese veranstalten unabhängig voneinander innerhalb ihrer Gruppe Wanderungen, Schatzsuchen, Kennenlernspiele und viele weitere Events. Natürlich musst du dich bei diesem Mentoren-Programm nicht anmelden und selbst wenn, musst du auch nicht zu jedem Event erscheinen. Alles ist komplett freiwillig.

In Schweden ist es verpflichtend, dass jeder Student einer sogenannten Studentennation angehört. Diese kannst du dir wie Studentenvereinigungen vorstellen, die keinerlei politische Agenda verfolgen, sondern lediglich das Studentenleben zu dem machen, was es ist. Die verschiedenen Nationen betreiben eigene Mensen, Partys, Bars und eine Menge an weiteren Aktivitäten wie Filmabende, Wanderungen, Bastel- und Backevents. Die Studentennationen verdienen definitiv einen eigenen Blogbeitrag, in dem ich dir erkläre, wie sie alle heißen und was sie genau machen.

Eine weitere Studentenorganisation ist das Erasmus Social Network, kurz ESN. Diese ist eine nicht-kommerzielle Organisation, die anders als es der Name vermuten lässt, nicht nur Erasmus-Studierende betreut, sondern alle internationalen Studierenden an ihren Veranstaltungen teil haben lässt. Es wurden auch hier Brettspieleabende, eine Fahrradrundfahrt und Wanderungen angeboten.

Was ist eine Sittning?

Eine Sittning ist eine traditionelle studentische Dinnerparty, bei der alle zusammenkommen und einem Motto entsprechend kostümiert ein Drei-Gänge-Menü einnehmen. Dieses Menü wird von Studenten für Studenten gekocht und serviert. Während der Sittning werden zwischen den Mahlzeiten verschiedenste selbstgereimte Lieder gesungen. Von diesen Liedern gibt es so viele, dass es je nach Fakultät sogar ganze Liederbücher gibt. Zudem gibt es zwischen den Mahlzeiten verschiedene kleinere Aufführungen, die Spex genannt werden. Diese können entweder Tanzeinlagen, Gesänge oder sogar ganze Theateraufführungen sein.

Für uns als Jura-Studenten organisierte auch noch das International Student Committee der juristischen Fakultät Lund, kurz ISC, eine dreiwöchige O-Phase, die erst eine Woche (am 21.08.) nach dem Beginn der offiziellen O-Phase der Uni (am 15.08.) begann. Auch hier hatten wir einen Barabend, lernten die Arbeitsgruppen innerhalb der juristischen Fachschaft kennen, veranstalteten einen Filmabend und ein sogenanntes Sittning.

Die niemals endende O-Phase

Die Menge an verschiedenen Organisationen und Vereinigungen, die Aktivitäten und Events veranstalten, ist so groß, dass eine einzige O-Woche, so wie wir sie in Deutschland kennen, überhaupt nicht ausreicht. Die Studentennationen, von welchen es dreizehn gibt, veranstalten zudem jeden Tag Aktivitäten und Events – unabhängig von der O-Phase, weshalb ich mich auch nun nach drei Wochen an der Uni immer noch so fühle, als wären es die ersten Tage. Je nach Fakultät verlängert sich die O-Phase um einige Wochen. Wie bereits beschrieben, haben die Orientierungsaktivitäten der juristischen Fakultät erst eine Woche später angefangen und dauern bis zum 8. September an. Wenn du aber beispielsweise der Fakultät für Ingenieurwissenschaften angehörst, dann dauert deine O-Phase sogar bis Mitte September. Zusätzlich bieten die Studentennationen auch noch eine eigene sogenannte „Novice Period“ an, also eine nationeneigene O-Phase. Diese beginnt im September und bietet dir in der Regel bis zu fünf Events verteilt über zwei bis drei Wochen an. Diese Events sind aber nur auf circa 40 bis 50 Plätze begrenzt, sodass ich mich pünktlich anmelden musste. Je nach Nation kostet die „Novice Period“ lediglich 50 Schwedische Kronen (= circa 4,21 Euro) bis hin zu über 630 Schwedischen Kronen (circa 52,90 Euro).

Wenn die „FOMO“ kickt

Husten, Schnupfen und Kopfschmerzen – Die Orientierungsphase an deiner neuen Uni ist definitiv die ungünstigste Zeit, um nun krank im Bett zu liegen. Ich habe mir leider direkt vier Tage nach dem Start der O-Phase hier in Lund eine üble Mittelohrentzündung zugezogen und musste dementsprechend eine Woche zuhause bleiben.

Was ist "FOMO"

„FOMO“ ist die Abkürzung für die „Fear of missing out“, also die Angst Ereignisse, Erlebnisse oder Informationen zu verpassen. Daraus geht das Bedürfnis bei allen Aktivitäten und Ereignissen unter allen Umständen dabei sein zu müssen hervor.

Wie du aber vielleicht schon gemerkt hast, ist es an der Uni Lund überhaupt nicht schlimm, einmal ein Event oder so wie ich eine ganze Woche voller Veranstaltungen und Verabredungen zu verpassen. Schließlich dauert die O-Phase wie beschrieben bis über vier Wochen an. Wenn die FOMO bei dir aber doch ganz schlimm sein sollte, dann habe ich hier einige Tipps für dich.

Gönne dir Offline-Zeit: Deine Angst, etwas zu verpassen ist nicht aus der Luft gegriffen. Besonders in den Sozialen Netzwerken wie Instagram und Snapchat wirst du mit den tollen Ereignissen anderer und spaßigen Events zu jeder Zeit konfrontiert. Ich kenne es nur allzu gut, dass ich vor lauter Langeweile zuhause oft zum Handy greife, mir die Beiträge, die die anderen am Strand oder auf einer Party zeigen, angucke und mich dann ärgere, nicht dabei sein zu können. Es ist anfangs wirklich schwer, das Handy wegzulegen, aber ich hab’s positiv betrachtet: Stattdessen konnte ich nun endlich mal mein mitgebrachtes Buch angefangen. Natürlich kannst du auch einfach einen Film oder YouTube-Videos gucken. Hauptsache, du konsumierst nicht jene Beiträge, die dir den Druck geben, dich zu vergleichen.

Achte auf dich und setze dir Prioritäten: Wenn du krank oder einfach generell verhindert bist, dann ist es nun einmal so und daran kann auch niemand etwas ändern. Kuriere dich lieber vollständig aus und bleibe zuhause, bevor du die Krankheit verschleppst und dann die nächsten Wochen immer noch unterschwellig krank bist. Mir fiel es auch total schwer, die Krankheit ernst zu nehmen und nicht zu den Verabredungen meiner Freunde oder den Veranstaltungen der Organisationen in der O-Phase zu gehen. Aber am Ende des Tages bringt es niemanden etwas, wenn du dich zum Mitmachen zwingst, obwohl du dich in dem Moment körperlich schlecht fühlst.

Communication is key: Sprich mit deinen Freunden, wenn du das Gefühl bekommst, etwas zu verpassen. So bleibst du die ganze Zeit, in der du nicht dabei sein kannst, trotzdem auf dem Laufenden. Oftmals stellst du dir aber auch Ereignisse, von denen du hörst oder die du auf Social Media siehst, spektakulärer vor als sie es in Wirklichkeit waren. Wenn du einmal mit deinen Freunden darüber gesprochen hast, dann wirst du schnell merken, dass du meistens gar nicht so viel verpasst hast!

Steigere dich nicht zu sehr rein und betrachte die Situation nüchtern: Fakt ist, deine Freunde werden dich nicht vergessen haben, weil du mal nicht dabei sein konntest. Als ich nach dieser einen Woche endlich wieder gesund zu einem Event erschienen bin, haben sich meine Freunde sehr gefreut, mich wiederzusehen. Und selbst die Bekanntschaften, die ich kurz bevor ich krank wurde, gemacht habe, haben mich natürlich nicht vergessen. Denk daran, dass du nicht für immer fehlst, sondern nur temporär. Es wird immer eine Person geben, die ein Mal krank ist oder keine Zeit hat. Heute bist du es und morgen jemand anderes. Vermisst wirst du trotzdem 🙂

Ich hoffe, die Tipps konnten dir ein wenig helfen! Falls dir noch mehr Tipps einfallen oder du weitere Anregungen oder Fragen hast, dann schreibe mir gerne!

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