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Niederländisch lernen lohnt sich das?


„In den Niederlanden kommt man auch nur mit Englisch durch.“ „Die Sprache werde ich sowieso nie wieder benutzen.“ – das sind für viele Studierende die Hauptgründe kein Niederländisch zu lernen. Warum ich es doch gelernt habe und wie mein Weg zum fließenden Niederländisch verlaufen ist, lest ihr hier.

Gezellig, borrelen und lekker sind niederländische Worte, die alle internationale Studierende in den Niederlanden schnell in der Einführungswoche und bei Veranstaltungen von der Uni kennenlernen. Jedoch beschränkt sich der eigene Gebrauch der niederländischen Sprache bei den meisten Studierenden darauf „Nee“ auf die Frage „Bonnetje mee?“ (Wollen Sie den Kassenbon haben?) im Supermarkt zu erwidern.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Selbst zehnjährige niederländische Kinder sprechen besseres Englisch als der Durchschnittsdeutsche, an vielen Unis kosten Sprachkurse sogar mit Studentenrabatt noch 300 € für sechs Wochen und Niederländisch wird (nur) von circa 24 Millionen Menschen gesprochen (neben den Niederlanden in Flandern (Belgien) und den ehemaligen niederländischen Kolonien (Suriname, Aruba, Curaçao)).

Niederländisch lernen ist also teuer, eher wenig gebräuchlich und ich würde auch bestens ohne die Sprache zurechtkommen. Trotzdem habe ich mir die letzten vier Jahre die Mühe gemacht, die Sprache zu lernen. Und ich kann nur sagen: Es lohnt sich!

Wie ich in drei Jahren fließend Niederländisch gelernt habe

1. Volkshochschulkurs – A1: Sechs Monate vor Studienbeginn habe ich einen Volkshochschulkurs in meiner Heimatstadt gemacht. Etwa zur gleichen Zeit habe ich auch angefangen, auf YouTube die Holländische Late Night Show Zondag met Lubach zu schauen. Viele der Clips habe ich drei oder viermal geschaut, um so viel wie möglich verstehen zu können. Englische Untertitel haben dabei sehr geholfen, meine Lücken zu schließen. Das Tolle an der Show war, dass ich Gelerntes aus meinem Volkshochschulkurs anwenden konnte. Außerdem ist die Show eine der beliebtesten TV-Shows in den Niederlanden gewesen (dieses Jahr war leider die letzte Staffel) und ich konnte, bevor ich umgezogen bin, schon einen kleinen Einblick in die niederländische Kultur erhaschen.

2. Dutch Summer School – A2: Im Sommer vor meinem Studium, habe ich vier Wochen einen semi-intensiven Sprachkurs in einem Ferienpark in der ländlichen Provinz Drenthe gemacht. Dort hatten wir in Zehner-Gruppen circa drei Stunden Sprachunterricht und anderthalb Stunden Hausaufgaben am Tag. Am Ende der vier Wochen hat sich mein Niederländisch enorm verbessert. Im Rest des Sommers habe ich es sogar geschafft, ein ganzes – wenn auch eher kitschiges, einfaches Buch – auf Holländisch zu lesen. Ich kannte nach so kurzer Zeit natürlich noch nicht allzu viele niederländische Wörter. Aber da sich Deutsch und Niederländisch so ähneln, wirst du mit etwas Übung sehr gut darin zu erraten, was ein Wort bedeutet (pssst das mache ich heute noch manchmal). Hier ein paar Beispiele: Goede dag = Guten Tag, een = ein, groot = groß, biertje = Bier. Ein großes Bier zu bestellen hatte ich also tendenziell eher schnell drauf. Der Sprachkurs war eine wunderschöne Zeit mit Menschen jeglichen Alters und Herkunft, die eins verbunden hat: Niederländisch lernen. Einige Zeit hatte ich mit vielen der Teilnehmer:innen noch Kontakt und meine damalige Mitbewohnerin im Ferienbungalow habe ich sogar vor Kurzem noch in Tilburg besucht.

Ich sitzte mit meinem Kursbuch an einem Tisch und schaue lachend zur Lehrerin, die auf dem Foto nicht zu sehen ist.
Im Unterricht in der Dutch Summer School in Drenthe hatten wir immer viel Spaß!

3. Das erste Semester: Danach kam der ernüchternde Alltag in Amsterdam. Jeder spricht Englisch, jeder erwartet, dass Ausländer*innen kein Niederländisch lernen, und wenn ich mich endlich mal getraut habe, in einem Geschäft das Gespräch auf Holländisch zu beginnen, war jeder „höflich“ und wechselte zu Englisch, sobald ich ins Stocken geraten bin. Dadurch hat sich meine Sprache im ersten Semester nur passiv verbessert. Ich konnte immer mehr verstehen, aber selber gesprochen habe ich so gut wie nie.

4. Mein letzter Kurs – B2: Im zweiten Semester habe ich daraufhin noch mal einen Sprachkurs an der Uni gemacht. Beim Einstufungstest bin ich auf einmal von meinem A2 Niveau von der Summer School im höchsten Niveau der Unisprachkurse gelandet. Da habe ich passiv wohl doch mehr gelernt, als ich dachte! Durch den Unisprachkurs habe ich die restliche Grammatik gelernt. Die kannst du am besten als „wie Deutsch nur in einfach“ beschreiben. Soll heißen: Der Hauptunterschied liegt darin, dass es im Niederländischen keine Fälle gibt. Während die anderen ausländischen Studierenden oft mit trennbaren Verben und Satzstellung Schwierigkeiten hatten, flutschte es bei mir als deutsche Muttersprachlerin.

5. Reden, reden, reden: Nach diesem Kurs gab es für mich nur noch eins zu tun: rausgehen und mich trauen, Niederländisch zu reden. Witzigerweise ist mir das erste Mal richtig gelungen, als ich außerhalb von Holland war. Als ich im Sommer nach dem ersten Uni Jahr vier Wochen in Thailand backpacken war, waren die Holländer, die ich unterwegs getroffen habe, so begeistert davon, dass ich halbwegs die Sprache konnte, dass sie viel mehr Geduld dafür hatten, sich mit mir auf Niederländisch zu unterhalten als die Holländer, die ich bis dato in Alltagssituationen in Amsterdam getroffen habe.

Zwei Frauen gehen in einer alten Tempellandschaft auf den Fotografen zu. Sie unterhalten sich und lachen.
Kitty und ich haben uns zufällig im Zug nach Ayutthaya getroffen und sind zwei Wochen zusammen durch Thailand gereist. Sie war die erste mit der ich längere Unterhaltungen auf Niederländisch hatte.

6. Arbeiten auf Niederländisch – C1: Der letzte Schritt in meiner Reise zum fließenden Niederländisch war mein Pflichtpraktikum während des Studiums. Zwar konnte auch beim Praktikum jeder fließend Englisch, aber in meinem niederländischen Team wollte – logischerweise – niemand für die Praktikantin die ganze Zeit Englisch reden. Bei meinem Bewerbungsgespräch, das auch auf Niederländisch war, hatte ich noch mal schwitzige Hände. Danach hat mich, was die Sprache angeht, nichts so sehr weitergebracht wie acht Stunden neben meinen Kollegen im Großraumbüro an der Amstel (ein großer Fluss, der durch Amsterdam fließt) zu sitzen und den ganzen Tag von Niederländisch umgeben zu sein.

Zu Hause fühlen!

Das war nun eine sehr detaillierte Zusammenfassung meines Weges Niederländisch zu lernen. Ich will damit zum Ausdruck bringen, dass es viel Zeit und Mühen kostet, die Sprache zu lernen. Aber auch, dass es immer wieder Erfolgserlebnisse gibt, dass du Interesse an deinem Gastland zeigst, dass du Freund:innen dabei kennenlernst und vor allem, dass du dich in die Kultur integrierst und es Chancen bietet. Mein Praktikum hätte ich zum Beispiel nicht bekomme, wenn mein Niederländisch nicht schon passabel gewesen wäre.

Viele internationale Studierende in Amsterdam und in anderen Teilen der Niederlande beklagen sich immer wieder, dass sie die internationale Blase nicht verlassen können und wenige niederländische Freunde haben. Seit einem Jahr spreche ich jetzt fließend Holländisch. Seitdem habe ich Fächer in Politikwissenschaften an der Uni auf Niederländisch belegt, bin ich in meiner Student Assoziation in der Eventorganisation aktiv und sprechen ungefähr die Hälfte meiner Freund:innen Niederländisch. Kurz um: Die Sprache hat mir geholfen mich in Amsterdam wirklich zu Hause zu fühlen.

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