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Vom Gehen, wenn’s am Schönsten ist

Habe ich nicht erst gestern die Zusage für mein Auslandssemester im Mail-Postfach gehabt? In der Realität sind mehr als fünf Monate vergangen und ich muss tatsächlich schon Abschied nehmen. Aktuell von der australischen Ostküste, die ich in den letzten Wochen bereist habe. Vor allem aber von meinem Auslandssemester, das so viel schneller vorbeiging als erwartet.

Für mich sind die vergangenen Monate schon jetzt ein Sammelsurium aus Erinnerungen, die sich anfühlen wie ein sehr, sehr langer Urlaub. Ich habe noch genau vor Augen, wie ich an meiner ersten Nacht in Singapur völlig überfordert und erschöpft im Hotel lag. Unwissend, wie mein Praktikum im ARD-Auslandsstudio werden wird. Mein Auslandssemester in Sydney, das daran anschloss, wirkte noch so weit weg.

Jahresstart in Singapur

Im Januar begann mein erstes Abenteuer in Singapur und meine dortige Arbeit für die Auslandskorrespondentinnen der ARD. Obwohl ich in Deutschland schon als Journalistin und Moderatorin arbeite, wollte ich das Praktikum unbedingt machen. Nur so konnte ich für mich selbst herausfinden, ob meine Vorstellungen über den Beruf der Korrespondentin auch zur Realität passen. Dafür habe ich mir vier Wochen Zeit genommen und meine Ersparnisse investiert, denn das Praktikum war tatsächlich unbezahlt. War es mir das rückblickend wert? Definitiv!

Ich hatte das Glück, zwei unglaublich kompetenten Journalistinnen zuarbeiten zu dürfen, von ihnen zu lernen und meine eigenen Projekte übernehmen zu können. Sie gaben mir die Chance, für tagesschau.de zu schreiben, meine erste Radioreportage zu realisieren und einige Social Media Beiträge umzusetzen. Vor allem aber lernte ich die Dynamiken der internationalen Berichterstattung kennen: Vom Umgang mit eingeschränkter Pressefreiheit bis hin zur Beobachtung von Wahlen ohne klares System. Mir wurde durch mein Praktikum mehr denn je klar, wie relevant die Arbeit von Journalist*innen weltweit für eine informierte Gesellschaft in Deutschland ist.

Vom Arbeits- ins Studentenleben

Neben meinem beruflichen Alltag nutzte ich jede freie Minute, um Singapur kennenzulernen. Ich glaube, ich habe in keinem Monat meines Lebens mehr entdeckt, mehr probiert oder mehr besucht. Ich habe nichts ausgelassen, was ich kennenlernen wollte. Neue Orte zu entdecken, fällt mir leicht. Ich bin aber generell kein extrovertierter Mensch, wenn es darum geht, neue Leute kennenzulernen. Umso stolzer bin ich auf die Freundschaften, die ich auch in den vier kurzen Wochen knüpfen konnte!

Ramen essen unter extremen Bedingungen
Zwei meiner liebsten Dinge: Zeit mit Freund*innen verbringen und neue Gerichte testen.

Ich hoffe sehr, dass wir uns irgendwann, irgendwo wiedersehen. Umso schwerer fiel es mir, diese Freundschaften nach so kurzer Zeit zurückzulassen und weiter zu reisen. Meine Freunde begleiteten mich an den Flughafen in Singapur, wir aßen noch ein letztes Mal gemeinsam Laksa, ein typisches Gericht im Stadtstaat. Dann hieß es Abschied nehmen und ich stieg in den Flieger.

Die ersten 24 Stunden in Australien waren vor allem ein Gefühl von Fremde. Ich vermisste meine gewohnte Umgebung in Singapur und stellte mir die Frage, wie man eigentlich in einer Millionenstadt, in der man niemanden kennt, neu startet. In den ersten Tagen fanden zudem noch gar keine Präsenzveranstaltungen auf dem Campus statt. Ich war viel allein, telefonierte viel mit Freundinnen und steckte all meine Energie in die Wohnungssuche. Glücklicherweise verging diese Zeit wie im Flug, die Orientierungswoche an der University of Technology begann und ich knüpfte erste neue Kontakte. Währenddessen suchte ich allerdings nach wie vor fieberhaft nach einer Wohnung. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, nach Bondi und damit in einen der beliebtesten Stadtteile Sydneys zu ziehen. Dort etwas bezahlbares zu finden, war die vielleicht schwierigste Aufgabe während meiner Zeit im Ausland.

Der Tiefpunkt

Meinen persönlichen Tiefpunkt im Auslandssemester hatte ich rückblickend direkt am ersten Wochenende in Sydney. 24 Stunden, bevor ich aus meinem Hotel auschecken musste, hatte ich immer noch keine Wohnung in Aussicht. Ich machte mir selbst enorm Druck. Für Wohnungsbesichtigungen fuhr ich quer durch die Stadt. Auf meine letzte vereinbarte Besichtigung hatte ich daher alle Hoffnungen gesetzt: Das Zimmer befand sich in Bondi, war sehr praktisch gelegen und bezahlbar. Als ich ankam und klingelte, folgte statt dem Summen des Türöffners eine überraschte Stimme durch die Sprechanlage. Die Vermieterin hatte vergessen, mir Bescheid zu sagen: Jemand hatte schon im Vorhinein die Kaution bezahlt. Ich war also umsonst gekommen und bekam gar nicht erst die Chance, mich vorzustellen. Das war der Punkt, an dem ich in Tränen ausbrach und meine beste Freundin, die aktuell in Equador lebt, mitten in der Nacht anrief. Ich wusste nicht mehr weiter und fühlte mich sehr, sehr allein.

Immer optimistisch bleiben

… sagt sich so leicht. Vielleicht ist Optimismus auch ein Luxus, den man hat, wenn man sich auf ein Sicherheitsnetz verlassen kann. Das hat man in einer fremden Stadt auf einem fremden Kontinent nicht. Ich kannte niemanden, den ich noch um Hilfe hätte beten können. Bis ich einen Anruf bekam. Conrad, bei dem ich eine Wohnung besichtigt hatte, rief mich an, um mir von der Suche seiner Eltern nach einer Untermieterin zu berichten. Er hatte an mich gedacht und bot mir an, mich mit ihnen in Verbindung zu setzen. Ich war gerade auf dem Weg zur ersten Party des Semesters, als ich die Einladung in deren Haus in Bondi am nächsten Tag bekam. Am nächsten Morgen checkte ich also aus meinem Hotel aus, ließ die Koffer an der Rezeption und fuhr zu meiner allerletzten Hoffnung. Keine Stunde später hatte ich ein neues Zuhause in Bondi: Eine eigene kleine 1-Zimmer-Wohnung mit Bad, Souterrain im Haus mit eigenem Eingang. Ich konnte mein Glück kaum fassen.

Mein Zuhause: Bondi
Für mich die schönste Nachbarschaft Sydneys: Der Stadtteil Bondi.

Ein Spätsommer voller Highlights

Die nächsten Monate lassen sich eigentlich nicht in Worten beschreiben. Mein anfängliches Urlaubsgefühl verflog und ich baute mir Schritt für Schritt einen Alltag in meinem neuen Leben auf. Eines der schönsten Gefühle für mich, dass mich Menschen in der Nachbarschaft wiedererkannten. Australier*innen sind generell sehr aufgeschlossen und knüpfen gern neue Kontakte. Small-Talk gehört zum guten Ton und jede und jeder gibt dir das Gefühl, dass du gesehen wirst. Gerade, wenn man neu in einer Stadt ist, tut das total gut. Diese Gastfreundschaft und Offenheit habe ich in den letzten Monaten sehr verinnerlicht.

Erst nach und nach wird mir klar, was ich alles unternommen und erlebt habe. Am Wochenende Traumstrände zu entdecken, nach den Univorlesungen entlang Coastal Walks zu spazieren und die verrücktesten Parties zu besuchen, ist als Studentin in Sydney Normalität. Selbst mein Unileben war anders als all das, was ich von meinem bisherigen Studium gewohnt war. Es gab hunderte Clubs und Verbindungen, in die man sich einschreiben konnte. Auch die täglichen Angebote am Campus überforderten mich manchmal beinah. Für die hohen Studiengebühren wird den Studierenden eben viel geboten, und es obliegt einem selbst, was man davon in Anspruch nimmt.

Halbtags Studieren, halbtags Entdecken

In meinem Blogeintrag über meinen Studienalltag habe ich detailliert beschrieben, wie sich mein Unileben in Sydney von dem in Deutschland unterscheidet. Eine Gemeinsamkeit möchte ich aber nochmal hervorheben: Das Masterstudium hat mir in beiden Ländern ermöglicht, die freie Zeit zwischen den Vorlesungen für etwas anderes zu nutzen. Während ich in Deutschland viel gearbeitet habe, habe ich in Sydney jede Minute genutzt, um alle Winkel der Stadt kennenzulernen. Mit den Einnahmen durch einen Nebenjob im Auslandssemester hätte ich am Ende vielleicht länger reisen können. Mir war es aber wichtiger, Sydney kennenzulernen. Ich glaube, hier muss man einfach seine eigenen Prioritäten setzen.

Das Ende ist erst der Anfang

Mit dem Vorlesungsende und den abgegebenen Projekten (von dem ich eins tatsächlich noch mit nach Deutschland nehmen musste) startete meine Reisezeit. Einige von uns Correspondents nutzen die Zeit nach dem Semester, um das neue Heimatland und dessen Nachbarländer zu entdecken. Da Australien so groß ist, hatte ich mehr als genug Ziele, die ich bereisen wollte. Eingegrenzt haben meine Reise-Buddies und ich es letztendlich auf Melbourne, die Great Ocean Road und die Tropengebiete an der Ostküste. Ein guter Mix aus Stadt, Strand, Regenwald und Unterwasserwelten. Dafür vorgenommen haben wir uns knapp drei Wochen.

Die Farbfacetten der Whitsundays
Einer der schönsten Strände der Welt befindet sich in den Whitsundays.

Noch nie habe ich in so kurzer Zeit so unterschiedliche Landschaften, Klimas und Tierreiche erkundet. Australien bietet wirklich alles, was ihr euch vorstellen könnt! Ich war zum ersten Mal in meinem Leben in einem Riff schnorcheln, begegnete Krokodilen, spazierte durch den ältesten Regenwald der Welt, segelte mit einem Katamaran durch Inselgruppen und fuhr im Linksverkehr auf kilometerlangen Küstenstraßen. Mit jeder Reise wurde uns dreien klarer, dass wir definitiv zurückkommen werden in das Land mit unzähligen Facetten. Ich kann euch versprechen: Down Under überrascht euch jeden Tag aufs Neue.

Ich bin so dankbar für all diese Eindrücke und Abenteuer. Wie mich mein Auslandssemester verändert hat, was eigentlich aus meiner Mission geworden ist und wie es für mich weitergeht, erfahrt ihr in meinem nächsten und letzten Blogeintrag.

Bis dahin, eure Linda

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