25. Juni 2025
Wenn ich auf die letzten Monate zurückblicke, fällt es mir schwer, alles in Worte zu fassen. Dieses Auslandssemester war intensiv und lehrreich, manchmal auch chaotisch, aber vor allem eins: prägend. Ich habe nicht nur mein eigenes Start-up gegründet, sondern auch eine Stadt lieben gelernt, die ich vorher kaum kannte. Mein Alltag war gefüllt mit Projekten, Teammeetings und Cafébesuchen, mit Höhen, Tiefen und viel holländischem Wind. Hier kommt mein Rückblick auf eine der spannendsten Zeiten meines Studiums.
Das Studium hier war komplett anders als ich es von meiner Heimatuni kenne. Es gab kein klassisches Fächersystem, sondern ein einziges Thema, das sich durch das ganze Semester gezogen hat: Entrepreneurship. Unser Ziel war es, in einem Team ein echtes Start-up zu gründen.Genau darauf lag auch der gesamte Fokus
Zwar hatten wir offiziell nur zwei- bis dreimal pro Woche Uni, aber der Rest der Zeit war keineswegs frei. Diese Zeit war bewusst dafür vorgesehen, an unserem Unternehmen zu arbeiten, sei es durch Teammeetings, Gespräche mit Lieferanten, Networking-Events oder Aufgaben außerhalb des Campus. Besonders gefallen hat mir, dass alles sehr praxisorientiert war. Wir haben nicht nur theoretisch gelernt, wie ein Unternehmen aufgebaut wird, sondern es wirklich Schritt für Schritt umgesetzt.
Ich habe das Gefühl, in diesem Semester mehr für mein späteres Berufsleben gelernt zu haben als in vielen Semestern zuvor. Das lag nicht nur an den Inhalten, sondern auch an der Atmosphäre: Der Campus war modern, mit Co-Working-Spaces, einer tollen Cafeteria, Freizeitangeboten und viel Platz zum Arbeiten, auch außerhalb der offiziellen Zeiten. Oft sind wir auch in unserer Freizeit an die Uni gegangen, um dort an privaten Projekten weiterzuarbeiten.
Statt klassischen Prüfungen haben wir zwei große Portfolios abgegeben: eins im Team über das Start-up und eins in individuell Form. Insgesamt habe ich fast 30.000 Wörter geschrieben. Trotz der vielen Arbeit war ich durch das praxisnahe Konzept viel motivierter als in traditionellen Vorlesungen.
Unser Team hat es sogar geschafft, innerhalb von zwei Wochen den Break-Even-Point zu erreichen und erste Gewinne zu machen. Es war unglaublich spannend zu sehen, welche Geschäftsmodelle funktioniert haben und welche nicht. Auch das war ein großer Lerneffekt.
Durch den internationalen Kurs waren viele meiner Mitstudierenden ebenfalls Austauschstudent:innen. Ein paar „Dutchies“ waren aber auch dabei. Insgesamt war es eine bunte Mischung, kulturell, sprachlich und auch in der Arbeitsweise.
Die Zusammenarbeit war nicht immer einfach, vor allem wenn das Englisch-Level unterschiedlich war. Aber irgendwie haben wir immer einen Weg gefunden. Ich selbst war vor allem mit den Studierenden aus Schweden unterwegs, weil wir im selben Wohnheim gewohnt haben und dadurch auch außerhalb der Uni viel Zeit miteinander verbracht haben. Dadurch habe ich auch einen Einblick in das Leben in Schweden bekommen und eine Reise dorthin steht jetzt auch auf meiner Bucket-Liste.
Es gab keine Konflikte oder großen Probleme, mit manchen war der Kontakt enger, mit anderen oberflächlicher, aber insgesamt war es ein respektvoller und offener Umgang miteinander.
Mein Alltag in Haarlem
Mein Alltag war voll: Studium, Start-up und mein Nebenjob haben mich manchmal ganz schön gestresst. Trotzdem habe ich es geliebt. Ursprünglich dachte ich, dass ich jedes Wochenende in Amsterdam verbringen würde, schließlich ist es nur eine Stunde mit dem Zug entfernt. Also eigentlich wie die Strecke von Wiesbaden nach Frankfurt. Aber am Ende war ich vielleicht einmal die Woche dort, meistens sogar weniger.
Haarlem hat mich komplett überzeugt. Die Stadt ist nicht nur wunderschön, sondern auch unglaublich gemütlich. Es gibt tolle Cafés direkt an den Kanälen, Second-Hand-Läden, Museen, Wochenmärkte, gute Restaurants und viele Möglichkeiten, einfach durch die Straßen zu schlendern.
In Amsterdam waren wir eher nur für Clubnächte oder bestimmte Museen. Der Alltag spielte sich komplett in Haarlem ab. Die Leute hier sind superfreundlich und ich bin mit ihnen schnell ins Gespräch gekommen, vor allem mit anderen Expats. Leider hatte ich weniger Kontakt zu Einheimischen als erhofft, aber ich habe trotzdem viele tolle Menschen kennengelernt.
Was du nicht unterschätzen darfst: das Preisniveau. Besonders in den ersten Monaten, als ich jedes Wochenende etwas unternehmen wollte, sind die Kosten schnell gestiegen. Im Schnitt habe ich rund 1.200 € im Monat ausgegeben, mehr als in Deutschland, obwohl meine Miete hier günstiger war.
Ach ja, das Wetter? Eine eigene Kategorie. Im März habe ich bei 22 Grad am Strand gechillt, im April hat’s geschneit. Der Wind war fast immer präsent und das Wetter hat sich manchmal stündlich verändert. Ohne Zwiebellook kommst du hier nicht weit.
Meine Mission
Meine Mission lautete: „Von Haarlem ins Headquarter – erlebe mit mir Strand, Start-ups und Sprache“. Und rückblickend kann ich sagen: Der Plan ist ziemlich gut aufgegangen.
Ich habe ein eigenes Start-up gegründet, das ich auch nach dem Auslandssemester weiterführen möchte. Wer weiß, vielleicht habe ich eines Tages wirklich mein eigenes Headquarter. Das ist auf jeden Fall das Ziel.
Den Strand habe ich definitiv erlebt! Am liebsten war ich in Bloemendaal, weil es dort ruhiger war als an den typischen Touri-Stränden. Ich habe viele Sonnenuntergänge gesehen und einfach die besondere Stimmung genossen, die das Meer mit sich bringt.
Nur mit dem Holländischlernen hat es nicht so gut geklappt wie erhofft. Am Anfang hatte ich richtig Motivation und auch ein paar Bücher zum Lernen. Aber je intensiver das Studium und mein Job wurden, desto weniger Zeit blieb dafür.
Trotzdem verstehe ich inzwischen recht viel, wenn Leute mit mir Niederländisch sprechen – nur beim Antworten wird’s kritisch. Small Talk funktioniert, aber dabei bleibt es erst mal.