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So viel kostet mein Leben in der Schweiz

„Aber die Schweiz ist doch teuer! Wie kannst du das bezahlen?“ Hörst du häufig, wenn du so wie ich ein Auslandspraktikum in der Schweiz machst. Das die Preise in der Schweiz höher sind als in Deutschland, ist alles andere als ein Geheimnis. Das der Euro (€) um die Jahreswende 2022/2023 in etwa so viel wert ist wie der Schweizer Franken (CHF), ist ebenfalls keine Hilfe. Doch wie teuer ist ein Auslandsaufenthalt in der Schweiz wirklich? Wie schaut meine Bilanz von September bis Dezember 2022 aus?

Gerade für Medizinstudierende ist die Schweiz zum Absolvieren eines Teiles oder des gesamten Praktischen Jahres sehr attraktiv. In Deutschland erhältst du je nach Bundesland und Stadt lediglich eine sogenannte „Aufwandsentschädigung“ von 300 – 500 € im Monat. In einigen Kliniken gibt es zusätzliche Vergünstigungen auf Mittagessen im Personalrestaurant, in anderen gibt es vielleicht sogar mehr Geld. Doch nicht selten gibt es noch Kliniken, welche dir weder eine Aufwandsentschädigung noch Vergünstigungen bieten.

Drei 20 Schweizer Franken Geldscheine in rot, zwei grüne 50 Schweizer Franken Scheine und ein mittig platzierter 100 Schweizer Franken Geldschein.
Anders als in Deutschland wirst du in der Schweiz während des praktischen Jahres fest als sogenannter Unterassistent angestellt und verdienst ungefähr 10 Prozent des Assistenzärzt:innengehaltes. Das und die Auslandserfahrung an sich zieht viele Medizinstudierende und auch mich in die Schweiz.

Einnahmen

Wenn wir über Kosten sprechen, müssen wir auch ein paar Worte über die Einnahmen verlieren. Es geht in diesem Beitrag wortwörtlich um bares Geld. Aktuell verdiene ich 1200 CHF brutto (1070 CHF netto) im Monat. Da ich bis einschließlich November noch 24 war, hatte ich zusätzlich zu meinem Gehalt bis dahin noch monatlich 219 € netto Kindergeld zur Verfügung. Durchschnittlich hatte ich so ungefähr 1270 CHF/€ pro Monat netto zur Verfügung.

An- und Abreisen

Für meine An- und Abreise nach Bern nutze ich den Zug. Fliegen wäre ebenfalls eine Option gewesen, da sich in der Nähe von Bern die Flughäfen Genf (Aéroport International de Genève) und Basel (Euroairport Basel-Mulhouse-Freiburg) befinden. Allerdings gibt es bei An- und Abreise mit dem Flugzeug Beschränkungen bei Anzahl und Gewicht der Gepäckstücke. Um diese Problematik zu umgehen, die Umwelt zu schützen und möglichst stressfrei nach Bern zu gelangen, von den Verspätungen der Deutschen Bahn abgesehen, entschied ich mich also für den Zug. Eine Strecke von Bochum nach Bern kostet durchschnittlich 40 – 80 €. Es lohnt sich früh genug nach Zugverbindungen zu schauen und gegebenenfalls Rabatt- oder Werbeaktionen der Deutschen Bahn wahrzunehmen. Solltest du bereits vor deinem Aufenthalt wissen, dass du mindestens drei Mal mit der Deutschen Bahn fahren wirst, zieh den Erwerb einer BahnCard in Erwägung. Ich entschied mich für die BahnCard 25 und dies hat sich durch den zwischenzeitlichen Besuch meiner Heimat zu Weihnachten und Neujahr bereits ausgezahlt.

Mobilität

Meine Mobilität in der Schweiz ist eine meiner größten Ausgabenpunkte während meiner Zeit im Ausland. Da ich nicht nur Bern, sondern auch viele andere Städte und Ortschaften kennenlernen wollte und zudem noch gerne in den Bergen wandern möchte, habe ich mir für 120 CHF im Jugendtarif ein Halbtax-Abonnement zugelegt. Das Abo entspricht einer BahnCard 50, mit der ich auf alle Strecken der SBB, dem Zugunternehmen der Schweiz, für 12 Monate 50 Prozent Rabatt bekomme. Außerdem gilt das Halbtax-Abonnement in der Regel auch für Bergbahnen und Lifte, die einen zu den Wander- und Skigebieten hoch- und runterfahren. Ab dem 25. Lebensjahr kostet das Halbtax-Abo 185 CHF. In einem Monat fahre ich unterschiedlich oft und weit zu den verschiedenen Zielen. Im Schnitt habe ich mit Halbtax im Monat ca. 160 CHF fürs Reisen ausgegeben. Ohne Halbtax würden sich meine Kosten verdoppeln. 

Außerdem habe ich noch ein Monatsticket für die Stadt Bern. Der Kanton Bern ist in viele unübersichtliche Zonen unterteilt. Je nachdem wie viele Zonen du in deinem Alltag durchqueren willst und wie häufig du im Monat innerhalb dieser Zonen fahren möchtest, lohnt sich das Libero-Abonnement des Tarifverbundes. Unter 25 Jahren kostet das Libero-Abo für die zwei gängigsten Zonen 100/101 der Stadt Bern 60 CHF im Monat. Ab 25 Jahren kostet es 79 CHF im Monat. Eine Tageskarte für die zwei gängigsten Zonen, mit der du den gesamten Tag alle Arten der öffentlichen Verkehrsmittel bis um 05:00 Uhr des Folgetages nutzen darfst, kostet 5,60 CHF. Das Libero-Abo unter 25 Jahren lohnt sich ab 11 Tagesfahrten im Monat und über 25 Jahren ab 14 Tagesfahrten im Monat.

Wohnen

Das Wohnen in der Schweiz wirkt manchmal unbezahlbar. WG-Zimmer von 8-18 qm für rund 600-900 CHF im Monat warm in der Stadt Bern sind die Regel. In Studierendenwohnheimen der Universität Bern kostet ein möbliertes Zimmer in der Regel 700 – 1000 CHF im Monat. Solltest du in der Schweiz ein Praktikum machen, informiere dich bei deiner Praktikumsstelle, ob sie Personalzimmer anbieten. Nicht selten sind diese für Mitarbeitende und Praktikant:innen vergünstigt. Ich wohne seit meiner Ankunft in einem solchen Personalzimmer und zahle monatlich 420 CHF warm inklusive Internet und eigenem Badezimmer, doch mit geteilter Küche.

Lebensmittel

Nahrungsmittel und Hygieneprodukte sind in der Schweiz 50 – 150 Prozent teurer als in Deutschland. Dabei kosten importierte Waren nochmal mehr als regionale Produkte. Außerdem gibt es Preisunterschiede zwischen den Supermarktketten. Migros und Coop, zwei Schweizer Supermarktketten bieten eine große Produktvielfalt und Frische. Doch die Preise sind in beiden Märkten mit Abstand am höchsten. Preisgünstiger sind der Schweizer Discounter Denner und beispielsweise deutsche Supermarktketten wie Lidl und Aldi. Diese bieten meist eine kleinere Produktvielfalt und teilweise schlechtere Produktqualität, locken jedoch mit günstigeren Preisen. Im Monat gebe ich durchschnittlich 180 CHF für Lebensmittel aus.

Mittagsmenü mit einem Schnitzel und Nudeln, sowie Gemüse als Hauptspeise und ein Salat als Beilage. Dazu gibt es noch eine gelbliche Curry-Mayo-Sauce und einen kleinen Schokoladenkuchen als Dessert.
Viele Firmen, Kliniken und sonstige Arbeitsstellen bieten in ihren Cafeterien und Mensen einmal mehr und einmal weniger gutes und vielfältiges Angebot an Essen und Trinken an.

Der reguläre Preis für ein Mittagsangebot mit einer Hauptspeise und eine bis zwei Beilagen beläuft sich auf 10 – 15 CHF. In meiner bisherigen Klinik hatte ich großes Glück, da auf den regulären Preis von 10,50 CHF ein Mitarbeiterrabatt von 50 Prozent kam. Mit dem morgendlichen Kaffee für 1,50 CHF für Mitarbeitende ließ ich im Monat rund 120 CHF in der Cafeteria meines Krankenhauses in Bern.

Freizeitangebot

Bern bietet eine Menge kostenfreier Freizeitangebote. Beispielsweise ist das Stadtschwimmbad Marzili kostenfrei und für alle zugänglich. Ferner gibt es überall in der Stadt verteilt Schach- und Mühlespielfelder, welche mich ebenfalls bereits dazu motivierten Schach zu lernen. Doch auch während meines Auslandspraktikums wollte ich nicht auf meine Leidenschaft, das Tanzen verzichten. Um auch in Bern weiterhin Tanzstunden im Dancehall, eine Tanzrichtung und -kultur aus Jamaika zu nehmen, zahle ich pro Trainingseinheit von 60 Minuten 21,50 CHF.

Tobias steht auf der längsten Fußgänger-Hängebrücke der Welt. Hinter ihm sieht man die Schweizer Alpen und einen Wald.
Wandern steht ebenfalls hoch im Kurs in der Schweiz. Das ist in der Regel ein Sport, welcher sich kostenfrei in der Natur abspielt. Die An- und Abfahrtskosten solltest du dennoch nicht unbeachtet lassen.

Der „Ausgang“ sollte nicht unerwähnt bleiben. So bezeichnen Schweizer:innen es, wenn sie feiern gehen und Spaß haben. Bars und Kneipen sind in der Regel kostenfrei. Der Preis für ein Bier vom Fass beläuft sich meist auf 5 – 8 CHF. Hochprozentige Getränke und Cocktails kosten gerne mal 15 – 25 CHF pro Getränk. Der Eintritt für Diskotheken kostet in der Regel 5 – 20 CHF in Bern bis hin zu 20 – 40 CHF in Zürich, je nach Veranstaltung und Diskothek. Etwas kostspieliger sind Theaterbesuche und andere Kulturveranstaltungen. Hier liegen die Eintrittspreise bei 20 – 40 CHF. Im Monat gebe ich im Schnitt 140 CHF für Freizeitangebote inklusive meines Tanzkurses und Ausgehen aus.

Sonstige Kosten

Kosten, welche ich hier nicht explizit erfasst habe, sind organisatorische Ausgaben wie meine Auslandskrankenversicherung, meine Reisetaschen, mein Reisepass oder allgemeine Anschaffungen vor oder für mein Auslandsaufenthalt. Diese Kosten sind häufig nicht immer direkt auf die Reise verrechenbar. Außerdem habe ich Hygieneartikel und Drogerieprodukte allesamt in Deutschland gekauft und mit in die Schweiz genommen.

Zuletzt nutze ich jeden „Zwischenstopp“ in Deutschland für ein Friseurbesuch, denn Preise für einen Männerhaarschnitt in der Schweiz haben mich so erschrocken, dass ich dies sogar für diesen Beitrag erwähnenswert halte. Seiten schneiden mittels Rasierapparates kostet rund 20 – 30 CHF. Ein Haarschnitt für Männer kann 30 – 80 CHF kosten.

Unterm Strich

Während meiner Zeit in Bern lebe ich nicht gerade in Saus und Braus. Doch ich komme sehr gut damit zurecht und habe aktuell auch nicht das Bedürfnis, mein Lebensstandard zu steigern. Alles in allem bin ich nicht hergekommen, um mir einen als Student unrealistischen Lebensstandard aufzubauen, sondern um wichtige Inhalte für meine weitere Laufbahn als angehender Assistenzarzt zu lernen und um eine gute Zeit zu haben. Und diese beiden Ziele lassen sich gut mit meinem eher sparsamen Lebensstil vereinbaren. Wenn ich meine Einnahmen und meine Ausgaben grob überschlage und gegenüberstelle, komme ich in der Tat bei plus/minus null raus. Sparen kann ich während meiner Zeit in der Schweiz also nicht, doch vom Fleisch falle ich ebenfalls nicht und ich kann nicht behaupten, dass ich die ganze Zeit nur zu Hause sitze und Däumchen drehe. Aber am Ende des Tages gilt auch oder vielleicht gerade während eines Auslandsaufenthaltes: Man lebt nur einmal und es braucht nicht viel, um glücklich zu sein.

Kommentare
  1. Simon

    20. Februar 2023

    Hallo Tobias,
    Ich fange mein Pflichtpraktikum auch bald in Bern an und beschäftige mich gerade mit der Krankenversicherung.
    Wie war das bei dir? Musstest du dich in der Schweiz versichern oder konntest du dich befreien lassen?
    Ich werde weiter in der deutschen GKV bleiben und und bin zusätzlich über die Gruppenversicherungsvertrag des DAAD versichert.

    1. Tobias

      24. Februar 2023

      Hey Simon!
      Cool, dass du dich für Bern entschieden hast. Ich selbst habe vor meiner Anreise in die Schweiz eine Auslandsreisekrankenversicherung und eine Berufshaftpflichtversicherung abgeschlossen. Die Berufshaftpflicht hielt ich für wichtig im Falle, dass ich während des PJ einen „Fehler“ mache oder etwas passiert und ich für den Fall der Fälle abgesichert bin. Die Auslandskrankenversicherung in Kombination mit meiner GKV war den Krankenhäusern als Krankenversicherung genug, sodass ich keine zusätzliche Krankenversicherung in der Schweiz abschließen musste. So oder so ähnlich habe ich es auch schon von anderen deutschen PJler:innen in der Schweiz gehört. Am besten reichst du eine Bescheinigung deiner GKV und der Gruppenversicherung zusammen bei deiner Praktikumsstelle ein und fragst, ob dies genügt.
      Solltest du noch mehr Fragen haben, schreib jederzeit in die Kommentare oder mir direkt via Social Media. Ich wünsche dir alles Gute für deine Auslandserfahrung in Bern.
      Liebe Grüße, Tobias.

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