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Halbzeit in Norwegen: Meine 3 Learnings 

Halt Stop! – Einen Moment innehalten und realisieren, dass mehr als die Hälfte meiner Zeit hier in Norwegen schon um ist. So schnell kann’s gehen, wenn ich so viel erlebe. Und das habe ich wirklich. Also lasst uns diese Zeit mal reflektieren und festhalten, wie zweieinhalb Monate leben und studieren in Norwegen in der Realität sind. Hier kommen meine drei Learnings:

1. Das Gefühl von Freiheit in atemberaubender Natur

Es wurde mir tausend Mal gesagt. Es ist das Erste, was mir in den Sinn gekommen ist, wenn ich an Norwegen gedacht habe. Landschaften, die einem den Atem rauben und klare, kühle Luft, die einen das Gefühl von Leben auf einem ganz anderen Level spüren lassen. Und genauso ist es auch. 

Ich habe in den letzten Monaten schon einiges von der Natur Norwegens erleben können – bei so einem großen Land ist das aber noch längst nicht alles. Jedes Mal bin ich überwältigt, wie schön die unberührte Natur und all die Holzhäuser sind. Ratet mal, wer definitiv schon zu oft die Benachrichtigung „Speicher voll“ auf ihrem Handy gesehen hat? Genau ich. Meine Leidenschaft für Fotografie wird hier mit Kamera und Handy voll ausgelebt. Bilder sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte also, here we go: 

Was sich dagegen schwer mit Worten und Bildern beschreiben lässt, ist das Gefühl, das ich hinter der Kamera in mir spüre, wenn ich draußen bin. Oder besser gesagt, das ich habe, seitdem ich in Norwegen bin. Ich fühle mich auf eine ganz bestimmte Art freier. Freier in meinen Gedanken, meinem Verhalten, meinen Träumen und Zielen. 

Ich weiß nicht genau, woher das kommt. Nur, dass ich mich mehr wie ich selbst fühle, als ich es in Deutschland getan habe. Unberührte Natur hat mich schon immer die meiste Energie gegeben und ist Inspirationsquelle Nummer eins. Das erste Mal wandern hier in Bergen hat sich wahnsinnig befreiend angefühlt, daran kann ich mich noch erinnern. Ich habe nicht nur auf die Stadt heruntergeblickt, sondern auch auf mein Leben. Alles wirkte auf einmal so unbedeutend, klein im Vergleich zum großen Ganzen. 

Ich weiß jetzt, wovon alle immer sprechen, wenn es um’s Wandern geht. Ganz ehrlich, ich habe mir meine Wanderschuhe kurz vor meiner Abreise gekauft – das war mir schon ein wenig peinlich. Noch nie zuvor gewandert und dann nach NORWEGEN in eine Stadt zu ziehen, die so heißt, weil sie von sieben BERGEN umgeben ist. Kurz gesagt, ich hatte schon sehr viel Respekt. Aber ich war auch gespannt auf all die Abenteuer, die ich hier erlebe. Und das waren bis jetzt schon echt viele.

Bergen = regenreichste Stadt Europas?

Ein kleiner Realitätscheck, was das Wetter angeht. Ich führe hier seit Beginn einen Regen-Tracker. Der Stand nach 76 Tagen hier in Bergen: An 33 Tagen hat es geregnet. Im August und September hatten wir wirklich superviel Sonne, Wochen gar kein Regen und dann nur sehr vereinzelt und relativ wenig – also ein richtig angenehmer Spätsommer. Und dann kam der Oktober. Bergen hat seine Sonnentage in den Wochen davor scheinbar aufgebraucht, denn seit Monatsanfang regnet es hier jeden Tag relativ viel und oft. Es ist ungefähr vergleichbar mit dem April-Wetter in Deutschland, nur eben stündlich wechselnd und kälter. Das hält mich aber lange nicht von langen Herbstspaziergängen ab 🙂

2. Uni Norwegen > Uni Deutschland? Nur bedingt.

Wie ich in meinem Blogpost über meine Mission schon erläutert habe, bin ich nach Norwegen für mein Auslandssemester gegangen, da ich sehr viel Gutes über skandinavische Bildungssysteme gehört habe und Lernende hier immer unter den Besten weltweit sind. Wie ist meine Einschätzung der Uni hier in Norwegen bis jetzt? Hochqualitativer als in Deutschland?

Jein. Im Allgemeinen ist mein Studium an der Universitetet i Bergen (UiB) nicht viel anders als and der Uni Münster (WWU). Der Zeitaufwand ist bis jetzt ähnlich. Anders ist, dass sich mein Stundenplan jede Woche ändert. Meine Kurse sind außerdem immer überall anders in der Stadt. Diese Unregelmäßigkeit finde ich ehrlich gesagt gar nicht so gut. So ein Zeitplan ist auf jeden Fall nicht dafür ausgelegt, um nebenbei noch regelmäßig zu arbeiten so wie ich es in Deutschland gemacht habe. 

Was hier deutlich angenehmer ist, ist die kaum ausgeprägte Hierarchie zwischen Lehrenden und Studierenden. An der WWU war das in den Seminaren sehr ähnlich, in den Vorlesungen allerdings gar nicht. Hier dürfen wir alle Professor:innen mit Vornamen ansprechen und dutzen. Auch der Umgang in den Veranstaltungen und in der Online-Kommunikation ist persönlicher. Ich habe das Gefühl, dass sich die Dozierenden mehr um das Verständnis und die Lernentwicklung von uns sorgen als es in Deutschland der Fall ist. Wir bekommen für Assignments im Semester individuell Feedback und können uns so verbessern. Für den Lernerfolg und die Skill-Entwicklung ist die Handhabung hier in Norwegen auf jeden Fall hilfreicher.

Was die Kursinhalte anbelangt, kann ich bis jetzt sagen, dass diese – trotz theoretischer Aufbereitung – praktischer orientiert sind. Sehr viele Beispiele und wenig Text auf den Folien. Na ja so ist das zumindest bei den norwegischen Dozent:innen. Den Kurs „Media Technology & Society“ habe ich bei einer deutschen Dozentin (auf Englisch) und da fällt es wirklich auf, dass der Unterricht steifer abgehalten wird – schon recht amüsant. 

Inhaltlich interessiert mich der Medien-Kurs leider so gar nicht, da wir uns dort zu sehr auf Gender Studies fokussieren und den Medien-Bezug vernachlässigen. Im Kurs „Art, Architecture & Visual Culture 1950-today“ fühle ich mich da schon sehr viel wohler – lustigerweise beschäftigen wir uns dort mehr mit Medien und Technologien als im anderen Kurs. Ich kann nicht genau einschätzen, wie hoch das Niveau in dem Kurs wirklich ist, weil es sich für mich eigentlich wie eine Weiterführung des Kunst-LKs aus der Schule ist. Ich genieße es deswegen sehr mehr über die ganzen Themen zu lernen. 

Der qualitativ hochwertigste und lehrreichste Kurs ist aber leider genau der, den ich freiwillig an der Business School in Bergen besuche. Dieser kann mir nicht angerechnet werden, da ich offiziell nicht an die Uni gehe und die Assignment und Prüfungen deshalb nicht mitschreiben kann. Ich bekomme aber natürlich mit, welche Struktur der Kurs hat und wie die Professorin unterrichtet. Die ist wirklich erste Klasse: Eine persönliche, interaktive Herangehensweise mit vielen Praxisbeispielen, Tipps und einer großen Projektarbeit statt einer Klausur. Mal eine ganz andere Art von Vorlesung, wie ich sie sonst immer kenne. Ich kann mir vorstellen, dass genau dieser Stil immer wieder als Referenz genutzt wird, wenn über die skandinavische Bildung gesprochen wird.

3. Kultur und Leute: Die skandinavische Art des Lebens

Ihr habt bestimmt alle schon mal von den Lebenskonzepten „Hygge“ (Dänisch) und vielleicht auch „Lagom“ (Schwedisch) gehört. In Norwegen gibt es für die Beschreibung von Gemütlichkeit und Glücklichsein das Synonym „Kos“. Ich werde dazu noch einen separaten Blogpost schreiben, deshalb hier nur eine kurze Beobachtung der letzten zwei Monate.

Die Menschen sind hier wirklich entspannter, wirken mehr im Reinen mit sich selbst und genießen das Leben mehr als in anderen Teilen Europas – so mein Eindruck. Hier wirken die Leute glücklicher und ich finde, dass viele auch im Umgang mit internationalen Menschen, netter, hilfsbereiter und verständnisvoller als ich es in Deutschland erlebt habe. Genau das hatte mich ja schon angesprochen, als ich letztes Jahr alleine nach Kopenhagen gereist bin. Ja, Sonne macht glücklich. Die Skandinavier haben es aber irgendwie raus, dass das Gefühl von ‚Glück‘ vor allem von innen von einer bestimmten Lebenshaltung kommt und nur bedingt von externen Faktoren abhängt. Dankbarkeit für die simplen Dinge und das Kreieren einer Balance in allen Bereichen des Lebens spielen da eine sehr große Rolle. Das ist genau meine Mentalität, weswegen ich mich hier auch so wohl und verstanden fühle. 

Norwegen: Doch nicht so nachhaltig?

Nun zu einem Aspekt, der mich jede Woche im Supermarkt immer wieder zum Kopf schütteln bringt: Plastikverbrauch und vegane Alternativen. 

Da habe ich doch echt gedacht, dass Norwegen nachhaltiger auf diesen Gebieten unterwegs ist als Deutschland. Tja, von wegen. Ich dachte, ich sehe nicht mehr richtig, als ich im Supermarkt vor den einzeln eingeschweißten Gurken, Paprika und Zucchini und teilweise in Plastik eingepackten Möhren, Bananen und Äpfeln stand. An der Kasse werde ich auch jedes Mal gefragt, ob ich eine Plastiktüte haben möchte, obwohl ich immer mit meinen Taschen dastehe. Das ist so selbstverständlich hier, dass mir oftmals in den Sinn kommt: „Sag mal – leben die hier hinter’m Mond?“. 

So ähnlich sieht es auch bei veganen Alternativen aus. Ich habe hier in einem Supermarkt einen veganen Frischkäse gefunden. Generell sind die auch in Deutschland bekannten Marken hier auch vertreten, aber nur mit sehr geringer Auswahl, was die veganen Milchprodukte angeht. Im Tiefkühlfach sieht es da leider nicht anders aus. Sehr viel Fleisch und Fisch – nur wenige, sehr teure Ersatzprodukte. 

Ich bin dankbar, dass hier überhaupt etwas angeboten wird. Es hätte mich auf jeden Fall auch sehr viel schlimmer treffen können. Aber das sind zumindest zwei Aspekte, die ich so in Norwegen nicht erwartet habe. 

Um jetzt nicht ganz so negativ zu enden: Norwegen ist uns in einigen Teilen der Nachhaltigkeit trotzdem voraus: E-Mobilität, Strom- und Gasversorgung und Abfallsysteme. Weit und breit sehe ich nur E-Autos, Busse und Roller sowie saubere Müllstationen, die alles direkt einsaugen und unterirdisch ableiten. Wir sollten uns gegenseitig also mal Strategien abgucken. Potenzial nach oben gibt es immer. 

Ich bin gespannt, was die nächsten zwei Monate noch für mich bereithalten. 

Ganz viel Liebe, Nora

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