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Klausurenphase auf balinesische Art

Mein Auslandssemester in Indonesien hat mich vor jede Menge neue Herausforderungen gestellt. Eine neue Sprache, chaotische Verkehrsbedingungen, mangelnde Hygiene und eine ganz besondere Mentalität der Menschen. Nichts ist so, wie ich es von Zuhause gewohnt bin und es gibt nichts, auf das ich mich wirklich verlassen kann.

Wenn ich während meiner Zeit hier in Indonesien eins gelernt habe, dann dass ich immer mit dem Unmöglichen rechnen muss und dass es nichts gibt, auf das ich mich wirklich verlassen kann. Genau so sieht das auch beim Thema Abschlussprüfungen aus. Es wäre einem Wunder gleichgekommen, wenn alles nach Plan gelaufen wäre.

Ich glaube als Deutsche sind wir einfach total verwöhnt, wenn es um Themen wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit geht. Es gibt in Deutschland vermutlich nichts, was nicht durch irgendeine Norm oder ein Gesetzt geregelt wird. Diese Ordnung findet ihr in dieser Form wahrscheinlich nur selten im Rest der Welt und in Indonesien schonmal gar nicht. Das muss euch bewusst sein, bevor ihr nach Indonesien reist.

Die Menschen sind super freundlich und hilfsbereit, aber planen und organisieren gehört eher nicht zu ihren Stärken. Unter uns Austauschstudenten gibt es mittlerweile den Running Gag „no problem my friend“, was so ein bisschen die Spontanität und Gelassenheit der Indonesier beschreibt, wenn irgendetwas mal wieder nicht nach Plan läuft. Stressen lässt sich hier niemand, denn irgendeine Lösung wird es schon geben oder vielleicht auch nicht. Zur Not gibt es aber immer irgendeinen Freund, der angerufen und um Hilfe gebeten werden kann. Also: wozu die Aufregung? Am Ende wird doch immer alles gut.

Sicher ist, dass nichts sicher ist

In meinem Alltag hat sich diese Spontanität und Unzuverlässigkeit vor allem im Unialltag bemerkbar gemacht. Verspätungen sind an der Tagesordnung, auch wenn das wahrscheinlich eher dem chaotischen Verkehr geschuldet ist. In Indonesien läuft alles über WhatsApp, selbst die Registrierung beim Telefonanbieter. Es ist also nicht wirklich verwunderlich, dass auch die Organisation der Vorlesungen über diesen Messenger läuft. Nicht selten kam abends um 22Uhr eine Nachricht, dass auf Grund von „unexpected events“ (unerwarteten Ereignissen) Vorlesungen und Exkursion nicht stattfinden können, wie eigentlich geplant. Ganz ähnlich verhielt sich das auch bei den Klausuren am Ende des Semesters. Aus Deutschland kenne ich das so, dass die Lehrenden in der ersten Vorlesung zu Beginn des Semester das Klausurformat, die Klausurdauer und die Verteilung der Punkte vorstellen. Ich wusste also die ganze Zeit, worauf ich mich einstellen muss. Diese Zeit zur Vorbereitung habe ich hier auf Bali leider nicht gehabt.

Drei Tage – mehr nicht

Erst drei Tage vor Beginn der Klausurenphase wurde der Zeitplan und das Klausurformat für die Abschlussprüfung bekannt gegeben. In diesem Zusammenhang ist auch das erste Mal die Formulierung „computerbasierte Klausur“ gefallen. Dieser Plan wurde am Vorabend dann natürlich noch zweimal über den Haufen geschmissen, aber immerhin gab es einen groben Plan.

Gewichtung und Benotung der Klausuren

Wie auch bei meinem Sportstudium in Deutschland fließen neben der theoretischen Abschlussprüfung auch die praktischen Trainingseinheiten und Prüfungen, sowie Hausarbeiten und Präsentationen mit in die abschließende Note ein. Für jeden Kurs ergibt sich somit eine eigene Gewichtung von theoretischen Abschlussprüfungen und anderweitigen Prüfungsformen. So zumindest der Plan, vielleicht ändert sich das auch nochmal, aber das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Überwiegend computerbasierte Prüfungen

Die Udayana University verfügt über eigens für die Abschlussprüfungen vorgesehene Computerräume. Hier finden schätzungsweise 60 Studierende Platz, die durch weiße Plastikwände getrennt ihre Prüfungen ablegen können. Zur Anmeldung am Computer musste ich nur meinen Namen und meine Studentennummer auf einer bereits geöffneten Internetseite eintragen und konnte die Prüfung beginnen. Bis auf die Prüfung im Kurs Bahasa, History and Culture, die handschriftlich stattgefunden hat, habe ich auch alle Abschlussprüfungen in diesem Computerraum im Multiple-Choise-Verfahren abgelegt. Das Niveau war dabei höher, als ich es zuerst erwartet habe. Dadurch, dass eine Vorlesung von unterschiedlichen Dozenten gehalten worden sind, wurden teilweise auch Themen abgefragt, die gar nicht in der Vorlesung behandelt worden sind. Glücklicherweise sind die Dozenten im Nachhinein aber relativ einsichtig gewesen und haben einige Fragen gestrichen. Nicht desto trotz war ich während der Prüfung erst einmal etwas überfordert.

Die Hälfte des Raumes in denen die computerbasierten Abschlussprüfungen durchgeführt werden. Für meinen kleinen Kurs eigentlich viel zu groß.

Alles wie erwartet?

In gewisser Weise lässt sich ein Muster erkennen. Wer nach Bali oder Indonesien reist, muss damit rechnen das bei weitem nicht alles nach Plan läuft. Spontanität und Flexibilität sind zwei Eigenschaften, die mir das Leben hier deutlich erleichtert haben. Bereits zu Beginn meines Auslandssemesters hatte ich Probleme mit meinem Visum bei der Einreise und auch im Laufe des Semesters gab es unzählige Kleinigkeiten, die nicht nach Plan gelaufen sind. Es gab für mich also keinen Grund davon auszugehen, dass es bei den Abschlussprüfungen auf einmal anders laufen wird. Ich hab das Ganze einfach auf mich zukommen lassen und auf die balinesiche Art gelöst: „no problem my friend“.

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