21. März 2025
Als ich mich für mein Erasmus-Semester in Italien entschieden habe, war mir zwar klar, dass einiges an organisatorischer Arbeit auf mich zukommen würde – aber die Kurswahl hatte ich dabei unterschätzt. Wie ich es dann doch geschafft habe, erfahrt ihr jetzt.
Vor meinem Erasmussemester hätte ich mir wohl besser das Kursangebot der Universität angeschaut. Nachdem die Entscheidung für die Sapienza-Universität gefallen war, musste ich herausfinden, welche Kurse ich dort belegen kann, um sie mir in Deutschland anrechnen zu lassen. Schnell stellte sich die erste Hürde: An meiner Gasthochschule, der Sapienza, konnte ich nicht einfach nach bestimmten Fächern oder Modulen suchen. Stattdessen musste ich mich mühsam durch die Kurspläne verschiedener Jahrgänge kämpfen. Zu allem Überfluss änderten sich die Lehrpläne jedes Jahr, was die Übersicht erschwerte.
Problem Nummer zwei: Meine fachlichen Kurse hatte ich in Stuttgart bereits fast alle abgeschlossen. Was mir noch fehlte, waren Bildungswissenschaften und Fachdidaktik. Doch wie sollte ich diese Kurse in Italien finden, wo das Lehramtssystem ganz anders funktioniert?
Kurse in einem neuem System
Tatsächlich war meine Sorge berechtigt. Das Angebot an pädagogischen Kursen war sehr begrenzt, und die meisten behandelten nur allgemeine Pädagogik. Spezifischere Themen wie Diversität oder Inklusion, die an meiner Universität gefordert werden, gab es kaum. Zudem gab es kaum Informationen zu den Modulinhalten, was die Wahl erschwerte. Um Klarheit zu bekommen, kontaktierte ich meine Professorin und markierte in meinem Studienverlaufsplan die bereits abgeschlossenen Kurse. Zusätzlich erstellte ich eine Tabelle mit Modulnummern, Beschreibungen und Links. Doch das Problem blieb: Viele wichtige Details wie Literatur oder konkrete Themen fehlten. In Italien scheint es völlig normal zu sein, dass Studierende erst einen Tag vor Kursbeginn erfahren, wer den Kurs hält – was erklärt, warum ich einmal allein im Seminarraum saß!
Was nun?
Zum Glück reagierte meine Professorin schnell und erstellte eine Tabelle mit Kursen, die als Äquivalente in Deutschland anerkannt werden könnten. Damit fiel mir die Entscheidung viel leichter. Trotzdem blieb eine Unsicherheit: Würde der Kurs wirklich akzeptiert werden? Sobald mehr Informationen verfügbar waren, sollte ich mich erneut melden. Als dann die Literaturverzeichnisse herauskamen, schrieb ich ihr wieder – und wie befürchtet gab es ein Problem: Der Bezug zum deutschen Schulsystem fehlte.
Glücklicherweise fand meine Professorin eine Lösung: Ich musste zusätzlich eine kurze Arbeit schreiben, in der ich das Gelernte auf das deutsche Schulsystem übertrage. Einerseits verständlich, andererseits etwas unfair – in Deutschland gibt es für diesen Kurs 3 ECTS, in Italien 6 ECTS, und trotzdem kommt eine extra Aufgabe dazu. Trotzdem bin ich froh, den Kurs belegen zu können. Seit zwei Wochen lerne ich jetzt allgemeine Pädagogik, was eine spannende Abwechslung ist. Besonders interessiert mich der Vergleich: Wie wird Pädagogik in Italien vermittelt?
Italienischkurse: Eine einfachere Wahl
Da Italienisch mein Hauptfach ist, war es deutlich einfacher, passende Kurse hierfür in Italien zu finden. Mir fehlte nur eine unbenotete Studienleistung für das Sprachpraxismodul an der Uni Stuttgart, und mein Professor ließ mir freie Wahl. Ich entschied mich für einen Literaturkurs, der sich ausschließlich mit dem Autor Luigi Pirandello beschäftigt. Perfekt für mich, da ich bereits meine Bachelorarbeit über ihn geschrieben habe!
Besonders begeistert mich die Professorin: Mit 72 Jahren ist sie eigentlich pensioniert, unterrichtet aber weiterhin aus Leidenschaft. Ihr Wissen ist beeindruckend, und obwohl ich Pirandello schon gut kenne, lerne ich ständig Neues. Da der Kurs unbenotet ist, kann ich das Ganze auch viel entspannter genießen.
Politikkurse? Fehlanzeige!
Fachdidaktikkurse für Politik gab es leider nicht, weshalb ich keinen Politikkurs belegen konnte. Dafür habe ich eine spannende Alternative gefunden: einen Kurs über albanische Literatur.
Da meine Familie aus dem Kosovo stammt, spricht meine Familie zu Hause nur Albanisch. Auch mein Freundeskreis, meine Musik und meine Feiern sind stark albanisch geprägt. Doch eine albanische Schule habe ich nie besucht! Die Gelegenheit, nun einen Universitätskurs dazu zu besuchen, konnte ich mir nicht entgehen lassen.
Bevor ich mich einschrieb, fragte ich die Professorin, ob Vorkenntnisse erforderlich seien. Sie war wirklich sehr lieb und meinte, dass ich jederzeit willkommen sei! Der Kurs macht mir jetzt auch unglaublich viel Spaß, kostet aber viel Zeit. Parallel dazu besuche ich ein Lektorat für albanische Sprachgrundlagen, um fachliche Begriffe (bezüglich Linguistik) besser zu verstehen. Es ist herausfordernd, aber es lohnt sich! Vor allem, weil ich diesen Kurs für mich selbst mache.
Ein bunter Mix an Kursen
Letztendlich habe ich nun drei Kurse: einen Pädagogikkurs, einen italienischen Literaturkurs und einen albanischen Literaturkurs. Insgesamt komme ich auf 18 ECTS, was auch für mein Learning Agreement passt (schaut dazu hier vorbei! ). Ich freue mich auf die nächsten Monate und bin gespannt, wie sich meine Erfahrungen weiterentwickeln!