studieren weltweit

Lehramt in Italien? Ein Unikurslabyrinth!

Als ich mich für mein Erasmus-Semester in Italien entschieden habe, war mir zwar klar, dass einiges an organisatorischer Arbeit auf mich zukommen würde – aber die Kurswahl hatte ich dabei unterschätzt. Wie ich es dann doch geschafft habe, erfahrt ihr jetzt.

Vor meinem Erasmussemester hätte ich mir wohl besser das Kursangebot der Universität angeschaut. Nachdem die Entscheidung für die Sapienza-Universität gefallen war, musste ich herausfinden, welche Kurse ich dort belegen kann, um sie mir in Deutschland anrechnen zu lassen. Schnell stellte sich die erste Hürde: An meiner Gasthochschule, der Sapienza, konnte ich nicht einfach nach bestimmten Fächern oder Modulen suchen. Stattdessen musste ich mich mühsam durch die Kurspläne verschiedener Jahrgänge kämpfen. Zu allem Überfluss änderten sich die Lehrpläne jedes Jahr, was die Übersicht erschwerte.

Problem Nummer zwei: Meine fachlichen Kurse hatte ich in Stuttgart bereits fast alle abgeschlossen. Was mir noch fehlte, waren Bildungswissenschaften und Fachdidaktik. Doch wie sollte ich diese Kurse in Italien finden, wo das Lehramtssystem ganz anders funktioniert?

Kurse in einem neuem System

Tatsächlich war meine Sorge berechtigt. Das Angebot an pädagogischen Kursen war sehr begrenzt, und die meisten behandelten nur allgemeine Pädagogik. Spezifischere Themen wie Diversität oder Inklusion, die an meiner Universität gefordert werden, gab es kaum. Zudem gab es kaum Informationen zu den Modulinhalten, was die Wahl erschwerte. Um Klarheit zu bekommen, kontaktierte ich meine Professorin und markierte in meinem Studienverlaufsplan die bereits abgeschlossenen Kurse. Zusätzlich erstellte ich eine Tabelle mit Modulnummern, Beschreibungen und Links. Doch das Problem blieb: Viele wichtige Details wie Literatur oder konkrete Themen fehlten. In Italien scheint es völlig normal zu sein, dass Studierende erst einen Tag vor Kursbeginn erfahren, wer den Kurs hält – was erklärt, warum ich einmal allein im Seminarraum saß!

Was nun?

Zum Glück reagierte meine Professorin schnell und erstellte eine Tabelle mit Kursen, die als Äquivalente in Deutschland anerkannt werden könnten. Damit fiel mir die Entscheidung viel leichter. Trotzdem blieb eine Unsicherheit: Würde der Kurs wirklich akzeptiert werden? Sobald mehr Informationen verfügbar waren, sollte ich mich erneut melden. Als dann die Literaturverzeichnisse herauskamen, schrieb ich ihr wieder – und wie befürchtet gab es ein Problem: Der Bezug zum deutschen Schulsystem fehlte.

Glücklicherweise fand meine Professorin eine Lösung: Ich musste zusätzlich eine kurze Arbeit schreiben, in der ich das Gelernte auf das deutsche Schulsystem übertrage. Einerseits verständlich, andererseits etwas unfair – in Deutschland gibt es für diesen Kurs 3 ECTS, in Italien 6 ECTS, und trotzdem kommt eine extra Aufgabe dazu. Trotzdem bin ich froh, den Kurs belegen zu können. Seit zwei Wochen lerne ich jetzt allgemeine Pädagogik, was eine spannende Abwechslung ist. Besonders interessiert mich der Vergleich: Wie wird Pädagogik in Italien vermittelt?

Italienischkurse: Eine einfachere Wahl

Da Italienisch mein Hauptfach ist, war es deutlich einfacher, passende Kurse hierfür in Italien zu finden. Mir fehlte nur eine unbenotete Studienleistung für das Sprachpraxismodul an der Uni Stuttgart, und mein Professor ließ mir freie Wahl. Ich entschied mich für einen Literaturkurs, der sich ausschließlich mit dem Autor Luigi Pirandello beschäftigt. Perfekt für mich, da ich bereits meine Bachelorarbeit über ihn geschrieben habe!
Besonders begeistert mich die Professorin: Mit 72 Jahren ist sie eigentlich pensioniert, unterrichtet aber weiterhin aus Leidenschaft. Ihr Wissen ist beeindruckend, und obwohl ich Pirandello schon gut kenne, lerne ich ständig Neues. Da der Kurs unbenotet ist, kann ich das Ganze auch viel entspannter genießen.

Politikkurse? Fehlanzeige!

Fachdidaktikkurse für Politik gab es leider nicht, weshalb ich keinen Politikkurs belegen konnte. Dafür habe ich eine spannende Alternative gefunden: einen Kurs über albanische Literatur.
Da meine Familie aus dem Kosovo stammt, spricht meine Familie zu Hause nur Albanisch. Auch mein Freundeskreis, meine Musik und meine Feiern sind stark albanisch geprägt. Doch eine albanische Schule habe ich nie besucht! Die Gelegenheit, nun einen Universitätskurs dazu zu besuchen, konnte ich mir nicht entgehen lassen.
Bevor ich mich einschrieb, fragte ich die Professorin, ob Vorkenntnisse erforderlich seien. Sie war wirklich sehr lieb und meinte, dass ich jederzeit willkommen sei! Der Kurs macht mir jetzt auch unglaublich viel Spaß, kostet aber viel Zeit. Parallel dazu besuche ich ein Lektorat für albanische Sprachgrundlagen, um fachliche Begriffe (bezüglich Linguistik) besser zu verstehen. Es ist herausfordernd, aber es lohnt sich! Vor allem, weil ich diesen Kurs für mich selbst mache.

Ein bunter Mix an Kursen

Letztendlich habe ich nun drei Kurse: einen Pädagogikkurs, einen italienischen Literaturkurs und einen albanischen Literaturkurs. Insgesamt komme ich auf 18 ECTS, was auch für mein Learning Agreement passt (schaut dazu hier vorbei! ). Ich freue mich auf die nächsten Monate und bin gespannt, wie sich meine Erfahrungen weiterentwickeln!

Hast du noch Fragen?

Mehr zu #Auslandsstudium

  • Der Traum vom Auslandssemester – aber wie?

    Der Traum vom Auslandssemester aber wie?

    Nach meinem ersten Auslandsjahr war mir sofort klar: Ich will mich noch einmal dieser Herausforderung stellen. Doch ein weiteres Auslandssemester bedeutet vor allem eines: rechtzeitige und sorgfältige Planung. Worauf ihr achten müsst, erkläre ich euch jetzt.

  • „studieren weltweit – der Podcast“

    „studieren weltweit der Podcast“

    Einmal rund um den Globus mit sieben ehemaligen Correspondents der Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ und Moderatorin Lene. In unserer 2. Staffel von "studieren weltweit – der Podcast" berichten Studierende von ihren unvergesslichen Abenteuern und Herausforderungen im Ausland. Egal ob Cambridge oder Tbilisi, erfahrt aus erster Hand, wie es ist, fernab der Heimat zu studieren, persönliche Hürden zu überwinden, mit Schicksalsschlägen umzugehen und an den Erlebnissen zu wachsen.

  • 1/3

    Essen in Thailand: für jeden Geldbeutel etwas dabei

    Brandon

    Brandon / Thailand

    #StudierenWeltweit #ErlebeEs #Essen #ThailandThailands Essensangebot ist sehr vielfältig. Du findest authentisches Streetfood schon ab etwa 20 Baht, aber auch teurere westliche Gerichte sind fast überall verfügbar. Mach dir keine Sorgen, dass du nichts Leckeres findest: Selbst auf den Inseln gibt es vegetarische und vegane Optionen. Die Auswahlmöglichkeiten sind riesig!

Video aktivieren

Zum Aktivieren des Videos klicke bitte auf "Video laden". Wir möchten dich darauf hinweisen, dass nach Aktivierung Daten an YouTube übermittelt werden. Mehr dazu findest du in unserer Datenschutzerklärung. Du kannst deine Einwilligung zur Übermittlung von Daten jederzeit widerrufen.

Auf Instagram abspielen

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Video aktivieren

Zum Aktivieren des Videos klicke bitte auf "Video laden". Wir möchten dich darauf hinweisen, dass nach Aktivierung Daten an YouTube übermittelt werden. Mehr dazu findest du in unserer Datenschutzerklärung. Du kannst deine Einwilligung zur Übermittlung von Daten jederzeit widerrufen.

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt

Auf TikTok abspielen

Erlebe meinen Auslandsaufenthalt