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Mein Alltag auf Schweizerdeutsch

Die Schweiz ist ein Land, in dem offiziell vier Sprachen gesprochen werden. Über die Hälfte der Schweizer:innen sprechen Deutsch, rund ein Viertel Französisch, ein Teil Italienisch und weniger als ein Prozent der Bevölkerung Rätoromanisch. Darüber hinaus gibt es etliche Dialekte und regionale Variationen im Schweizerdeutschen. Mehr Vielfalt geht nicht!

Kaum etwas wurde ich häufiger gefragt als „Wie teuer ist das Leben in der Schweiz?“ und „Verstehst du Schweizerdeutsch?“. Fragen, die auch ich mir vor meiner Abreise stellte, doch ich konnte mir nicht vorstellen, welch prägende Themen Schweizerdeutsch, Hochdeutsch und Sprachen im Allgemeinen sein würden.

Wer nicht fragt, bleibt dumm

Es war merkwürdig, in ein Land zu kommen, in dem zwar unter anderem Deutsch gesprochen wird, in welchem ich anfänglich jedoch nur jedes zweite Wort verstand. Doch ich fühlte mich zu keinem Zeitpunkt aufgeschmissen, da alle Schweizer:innen, die meinen Weg kreuzten, mir anboten, auf Hochdeutsch zu wechseln oder dies ohne Probleme auf Anfrage taten. Um tiefere Einblicke in die Schweiz und ihre Kultur zu bekommen, war es mein Ziel, so schnell wie möglich Schweizerdeutsch verstehen zu lernen. Das führte dazu, dass ich bereits relativ früh freundlich ablehnte, wenn man mir anbot, auf Hochdeutsch zu wechseln, auch wenn ich Schwierigkeiten hatte jedes einzelne Wort zu verstehen. Es dauerte nicht lange und ich konnte längeren Monologen, wie etwa Übergaben im Krankenhaus, ohne Probleme folgen oder alltägliche Unterhaltungen ohne Nachfragen verstehen.

Meine Top 3

Bis heute gibt es Wörter, die immer wieder für Missverständnisse sorgen. Hier kommen meine Top 3 an Wörter, die auch nach sieben Monaten Schweiz täglich zu Missverständnissen führen.

„Ig bi do.“

Ich schaue mich um. Wo ist sie denn? Ich schaue in die Ferne.
Ich antworte auf ihre Nachricht: „Wo genau bist du?“
Plötzlich tippt mich jemand an meiner Schulter an. Eine Stimme spricht zu mir: „Jo do!“
Ich schrecke auf und drehe mich um: „Ach, hier bist du!“
Sichtlich verwirrt über meine Reaktion erwidert sie: „Hani doch gseit gha!“ (Habe ich doch gesagt!)

Erklärung: Viele Schweizer:innen verwenden das Wort „da“ (Ausgesprochen: „da“/„do“) für die Wörter „hier“ und „da“. Darüber hinaus gibt es noch das Wort „dört“ für das hochdeutsche Wort „dort“. So weit, so gut. Problematisch wird es, wenn du gestresst deinen Schlüssel suchst und jemand dir aus einem anderen Raum zuruft: „Di Schlüssu isch do!“, und du weitersuchst, weil du nicht verstehst, wo „da“ sein soll. Doch in Wahrheit befindet sich dein Schlüssel direkt bei der Person, die dir soeben mitgeteilt hat, dass dein Schlüssel „hier“ ist.

„Chasch mir d Pfanne geh, bitte?“

Ich wundere mich. Wieso kocht er den Reis mit einer Pfanne? Vielleicht macht man das hier so. Ich öffne die Schublade und hole die Bratpfanne hervor. Mache den Herd an und heize die Pfanne vor.
Verdutzt schaut er mich an und sagt: „Was machsch du!?“
Ich entgegne ihm: „Du hast mich doch gerade eben darum gebeten, dir die Pfanne zu geben?“
Er lacht: „Nei Tobi! Ig ha die angeri Pfanne gmeint“, und zeigt auf den Topf. (Nein Tobi! Ich habe die andere Pfanne gemeint.)

Erklärung: Einige Schweizer:innen (je nach Kanton und Dialekt) verwenden das Wort „Pfanne“ sowohl für die „Bratpfanne“ als auch für den „Kochtopf“. Nun gibt es Situationen, die du mit diesem Wissen meistern kannst, wenn du zum Beispiel davon ausgehst, dass Reis allgemein in einem Topf oder Reiskocher zubereitet wird. Kompliziert wird die Angelegenheit, wenn du beim Kochen helfen möchtest, doch nicht weißt, ob dein Gegenüber eine Bratpfanne oder einen Kochtopf benötigt und dir aber mitteilt: „D Pfanne isch do.“
Viel Spaß herauszufinden, ob es sich um einen „Topf“ oder eine „Pfanne“ handelt und ob sie nun „da“ oder „hier“ ist.

„Und het dr Urin komisch gschmöckt oder nid?“

Ich schaue verdutzt zur Assistenzärztin hinüber.
Die Patientin ist schwerhörig und fragt noch mal nach; „Wie bitte?!“.
„Gott sei Dank!“, denke ich, „so muss ich nicht nachfragen.“
„HET DR URIN KOMISCH GESCHMÖCKT ODER NID?“, wiederholt die Assistenzärztin ihre Frage.
Die Patientin lächelt, scheint die Ärztin diesmal verstanden zu haben und antwortet gelassen: „Nei! Aues guet!“
Ich schaue sichtlich verwirrt, denn nun bin ich derjenige, der nichts mehr versteht.

Erklärung: Im Schweizerdeutschen gibt es kein Wort für „riechen“. Das Wort „schmecken“ (ausgesprochen: „schmecken“/„schmöcken“) wird für das Wort „riechen“ verwendet. Im Beispiel oben hat die Ärztin nicht gefragt, ob die Patientin ihren Urin probiert und dieser dann komisch geschmeckt hat, sondern ob der Urin der Patientin komisch/ungewöhnlich gerochen hat, als die Patientin am Morgen Wasser gelassen hat. Dies fragt die Ärztin, um beispielsweise einen Hinweis auf einen Infekt der Harnwege zu bekommen.

Schweizer Käse in vielen Variationen hinter einer Vitrine.
Die Wahrheit ist: Essen schmeckt nicht auf Schweizerdeutsch.

In der Schweiz „ist“ das Essen „fein“ oder „grusig“. Bedeutet: Wenn das Essen gut schmeckt, dann sagst du: „Ds Esse isch fein.“
Schmeckt dir das Essen nicht, bekommt es dir nicht gut oder findest du es gar ekelhaft, dann sagst du: „Ds Esse isch grusig.“
Sollte das Essen jedoch gut/appetitlich riechen, dann sagst du: „Ds Esse schmöckt fein!“
Ist das Gegenteil der Fall, sagst du: „Ds Esse schmöckt grusig.“

„Ds isch so härzig“

Zum Schluss möchte ich ein Wort auf besondere Art und Weise hervorheben, da es mein Lieblingswort im Schweizerdeutschen ist. „Herzig“ wird im Schweizerdeutschen verwendet, um eine Person, ein Lebewesen oder eine Sache als „süß“, „niedlich“ oder „liebenswert“ zu beschreiben. Gleichzeitig werden mit dem Wort positive Gefühle und Emotionen ausgedrückt oder Situationen, die in besonderer Art und Weise „süß“ sind, hervorgehoben. So sind zum Beispiel zwei niedliche Babys, die sich gegenseitig anlächeln oder Welpen, die seelenruhig im Körbchen schlafen „herzig“.

Der große Unterschied zum Wort „süß“ ist dabei, dass „herzig“ nicht in einem negativen Kontext gebraucht wird. „Süß“ kann in bestimmten Kontexten auch abwertend, kindisch oder abfällig gebraucht werden. Essen kann auch „zu süß“ oder im schlimmsten Fall aus diesem Grund ungenießbar sein. Niedliche Babys und Hundewelpen können niemals zu süß sein. In diesem Sinne: Ich wünsche dir noch ganz viele „herzige“ Momente heute.

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