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Studieren mit Sehbehinderung


In diesem Post möchte ich kurz erklären, wie blinde und sehbehinderte Studierende arbeiten. In den letzten Jahren hat sich die Technik auf diesem Gebiet stark weiterentwickelt und das Internet erleichtert uns vieles. Trotzdem ist es immer noch schwierig an barrierefreie Fachliteratur zu kommen.

Persönliches Gespräch statt Papierkram

Ich habe festgestellt, dass es anders als in Deutschland oft reicht Dinge wie Nachteilsausgleich für Prüfungen oder Studienassistenz auf dem inoffiziellen Weg zu klären. Damit meine ich einfach persönlich zu Dozenten gehen, euch vorzustellen und zu sagen was ihr braucht, anstatt einen offiziellen Antrag zu stellen oder eine unpersönliche E-Mail zu senden. Wer einen glaubwürdigen Grund wie Familienangelegenheiten oder wie in meinem Fall, Mangel an barrierefreier Literatur hat und es mit der Bitte um Zeitaufschub nicht übertreibt, bekommt meistens ein paar Tage extra für eine Hausarbeit ohne einen offiziellen Antrag zu stellen. Vielen Dozenten ist das sogar lieber als zusätzlicher Papierkram. Trotzdem empfehle ich nicht diese Kulanz auszunutzen. Am Ende bringt das Hinausschieben von Abgabeterminen nur mehr Stress.

Wie studiert man blind oder sehbehindert?

Auf meinem Laptop ist eine Spezialsoftware, die mir in einer hochwertigen Synthetikstimme vorliest, was ich schreibe und was sonst noch auf dem Bildschirm zu sehen ist. Mit diversen Tastenbefehlen kann ich so Menüs öffnen, Texte lesen und bearbeiten. Da ich noch einen Sehrest habe, benutze ich gelegentlich auch die Maus und eine Vergrößerungssoftware, aber um ganze Bücher zu lesen wäre das zu anstrengend und langsam. Das gleiche gilt für ein Kameralesegerät, das gedruckten Text stark vergrößert. In der Bibliothek habe ich meinen eigenen Arbeitsplatz mit einem großen Monitor, den ich an meinen Laptop anschließen kann.

Ich habe auch ein Braille-Display, dass an den Computer angeschlossen wird und Text in Blindenschriftpunkte umwandelt. Das ist zum Beispiel sinnvoll um Satzzeichen in Hausarbeiten zu korrigieren, nachzulesen wie eine Vokabel geschrieben wird oder um Vorträge zu halten ohne dabei immer auf den Bildschirm zu starren. Mein iPhone hat auch eine integrierte Sprachausgabe, wodurch ich E-Bücher lesen kann, wenn ich auf einen Bus warte, was häufig vorkommt.

Und wie ist das in Vorlesungen?

Ich kann kaum meine eigene Handschrift und schon gar keine Tafelbilder lesen. Zum Glück sind meine Kurse eher Gesprächsrunden und die Texte müssen vorher zuhause gelesen werden. Viele Dozenten schicken mir Handouts per E-Mail und ich habe gelernt zuzuhören und gleichzeitig Notizen zu machen. Da Masterkurse eher klein sind, kenne ich meine Mitstudierenden und kann sie bitten etwas vorzulesen. Bei visuellen oder technischen Fächern stelle ich mir das Schwieriger vor, aber es ist möglich.

Mangel an barrierefreien Büchern

Mein größtes Problem ist der Mangel an barrierefreien E-Büchern in den Geisteswissenschaften. Gibt es E-Books, heißt das noch lange nicht, dass sie barrierefrei sind. Viele Fotoscans und PDF kann meine Sprachausgabe nicht erkennen und Aufbau und Kopierschutz vieler Datenbanken machen es schwer bis unmöglich, vorhandenes Material zu lesen. Ich muss viele Formate in Word Dokumente umwandeln, was oft umständlich ist. Meistens kann man auch nur zehn Seiten auf einmal downloaden was die Literaturaufbereitung noch langwieriger macht. Bekomme ich Leselisten vor Semesterbeginn, bittet die Bibliothek den Verlag um eine barrierefreie Kopie, aber wenn ich diese überhaupt bekomme, dann erst nach Wochen.

Oft bleibt mir also nichts übrig, als stundenlang Kapitel oder ganze Bücher selbst zu scannen. Die Qualität ist ganz gut, allerdings muss ich für Quellenangeben die Seitenzahlen mit dem Original vergleichen und wenn in einem Buch Notizen oder Unterstriechungen gemacht wurden, ist der Text oft unleserlich. Seit ein paar Wochen habe ich zum Glück eine studentische Assistenz, die drei Stunden wöchentlich für mich scannt, wodurch ich mich mehr aufs lesen und Hausarbeiten schrieben konzentrieren kann.

Ich bin froh, dass meine Dozenten und Mitstudierenden sehr verständnisvoll und hilfsbereit sind. Obwohl die akademische Arbeit nicht hundert Prozent barrierefrei ist und ich oft frustriert bin, wenn ich Texte nicht in für mich lesbaren Formaten finde, komme ich doch ganz gut zurecht.

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