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Studieren ohne Grenzen? Erasmus Mundus Master kurz erklärt

Dank meines Erasmus Mundus Studiums darf ich ein Semester an der Ostküste Kanadas studieren. Aber gilt Erasmus nicht eigentlich nur in Europa? Was genau heißt „Erasmus Mundus“? Ich erkläre kurz und knapp, was das Tolle an meinem Master ist.

Seit einem Jahr studiere ich in einem Erasmus Mundus Masterprogramm. Das erste Jahr habe ich in Leipzig absolviert. Während meines dritten Semesters werde ich in Halifax, Nova Scotia in Kanada leben und danach für den letzten Abschnitt meines Studiums nach Gent, Belgien ziehen. Wie genau das funktioniert und was Erasmus Mundus Masterstudiengänge ausmacht, erfährst du hier.

Erasmus geht doch nur in Europa?

Wenn Freunde und Familie mich fragen, was ich denn eigentlich studiere, stolpere ich selbst ein wenig über die Antwort. Zu sagen „Global Studies from a European Perspective“ im Erasmus Mundus Master – scheint mehr Knoten im Kopf zu bilden als zu lösen.

Lieber in die USA?

Falls du dich für ein Auslandssemester in den USA interessierst oder meinen Werdegang besser verstehen möchtest, weil du vielleicht Ähnliches studierst oder studieren willst, dann schau gern bei meinem Blog über meine Zeit im Bundesstaat New York vorbei!

Deshalb versuche ich es heute mal ganz von vorn. Nach meinem Bachelorstudium in Politikwissenschaft wollte ich unbedingt noch einen Master anhängen. Dabei stellte ich für mich zwei Prämissen auf: Ich strebte ein Programm an, bei dem der Fokus weniger auf theoretischen Konzepten und mehr auf Beispielen aus der Praxis und gemeinsamen Austausch liegt. Außerdem wünschte ich mir eine neue Auslandserfahrung, da mein Auslandssemester im Bachelor in den USA die für mich bereicherndste Zeit war. Auch ein ganzes Studium im Ausland kam für mich infrage.

Sarah vor dem Hörsaalgebäude der Uni Leipzig im Sommer
Seit 2018 war das mein Zuhause. In Leipzig habe ich meinen Bachelor und das erste Jahr meines Masters hinter mich gebracht.


Bei meiner Recherche stieß ich auf eben jene ominöse Rubrik Erasmus Mundus Master. „Erasmus“ ist den meisten wahrscheinlich vor allem durch Erasmus+-Partnerschaften ein Begriff. Dadurch wird der Austausch von Studierenden gefördert und Studienaufenthalte und Praktika sind vergleichsweise leicht organisierbar. Die meisten verbinden damit Partnerschaften mit europäischen Universitäten, aber auch einzelne außereuropäische Länder eignen sich als Erasmus-Aufenthalt. Ein Erasmus+-Aufenthalt ist maximal auf 12 Monate begrenzt. Obwohl der Name gleich klingt und auch derselben Organisation entspringt, unterscheiden sich Erasmus Mundus-Programme signifikant von Erasmus+-Auslandsaufenthalten.

Die Einschätzung, die ich hier schildern werde, sind Resultate meiner persönlichen Erfahrungen. Würdest du jemand anderen aus meinem Studiengang fragen, würde die Antwort vielleicht ganz anders ausfallen. Und außerdem gibt es dutzende Erasmus Mundus Programme, deshalb kann und will ich meine Bewertung nicht generalisieren. Die Erlebnisse hängen dabei auch stark vom Mobilitätstrack ab.

Mein Studiengang „Global Studies“

Was studiere ich denn überhaupt? „Global Studies“ ist ein sehr vager Begriff, der diverse Disziplinen vereinigt. Im folgenden Kapitel schlüssele ich das ein wenig mehr auf. Hier möchte ich dir kurz den Aufbau meines Studiums erklären.

Sechs europäische Partneruniversitäten haben sich zusammengeschlossen, einen gemeinsamen Studiengang anzubieten: den zweijährigen „European Master in Global Studies“ (EMGS). Neben der koordinierenden Universität Leipzig sind die Universität Gent (Belgien), die Uni Wien (Österreich), die Uni in Wroclaw (Polen), die Roskilde Universität (Dänemark) und bis Ende 2023 die London School of Economics and Political Science (England) Partner des Programms. Jede Universität bietet einen fachlichen Fokus.

Die grundlegende Idee ist, dass die Studierenden an zwei dieser Standorte jeweils ein Jahr studieren. Bei der Bewerbung für das Studium gibt jede*r seine Wunschorte, den sogenannten Mobilitätstrack, an. Ich habe mich für das erste Jahr Leipzig und das zweite in Gent beworben und auch bekommen.

Für mich war das die beste Entscheidung, weil es „the best of both worlds“ bedeutete. Ich habe meinen gesamten Bachelor in Leipzig studiert und seit Beginn mit meiner Schwester zusammengelebt. Diese vertraute Umgebung wollte ich dann doch nicht so schnell loslassen. Durch diesen Track konnte ich noch ein weiteres Jahr in meiner Komfortzone verweilen und mich bewusst auf den Abschied vorbereiten. Das zweite Jahr würde dann vollständig im Ausland sein – genau so, wie ich es mir ursprünglich gewünscht habe. Das bedeutet: Das erste Jahr habe ich noch in vertrauten Gefilden gelebt und studiert; nun breche ich auf zu neuen Ufern.

Aber wieso bin ich jetzt in Kanada? Über den gewählten Mobilitätstrack hinaus gibt es für uns noch die Möglichkeit, das dritte Semester an einer nicht-europäischen Partneruniversität zu verbringen. Die mir zur Auswahl stehenden Universitäten sind über fast alle Kontinente verteilt. Ich habe mich aufgrund der fachlichen Spezifikation (International Development) für die Dalhousie University in Kanada entschieden. Und so bin ich nun hier, in Halifax und werde bis Dezember am International Development-Institut studieren und leben. Ich bin so dankbar für diese Möglichkeit!

An der Uferpromenade in Halifax: Sarah springt hinter dem touristischen "Canada"-Aufsteller hoch
Der erste Tag führte mich direkt zur Halifax Waterfront

Drei Gründe für Erasmus Mundus

Aus meinen Erfahrungen lassen sich ganz gut die Kennzeichen von Erasmus Mundus Programmen herauslesen. Ich fasse euch hier nochmal die besonderen Charakteristika zusammen.

1. Interdisziplinärer Ansatz

Erasmus Mundus Studiengänge sind interdisziplinär angelegt. Kurz heißt das: Ein Studiengang, in meinem Fall „Global Studies“, wird aus verschiedenen fachlichen Perspektiven vermittelt. Viele denken bei dem Namen meines Studiums an eine politikwissenschaftliche Richtung – „Internationale Beziehungen“ oder so. Ganz falsch ist das nicht. Der Unterschied liegt darin, dass wir von Dozent*innen mit verschiedenem akademischen Hintergrund unterrichtet werden. Primär sind das Professor*innen aus Geschichte, Kultur- und Regionalwissenschaften, Sozialwissenschaften und Wirtschaftswissenschaften.

Durch diesen vielschichtigen Input wird ein Rahmen geschaffen, der differenzierte Diskussionen und kritisches Denken ermöglicht. Das ist vor allem spannend, weil nicht nur das Lehrpersonal, sondern auch die Studierenden aus diversen akademischen Bereichen und Ländern kommen. Vom BWL-Bachelor bis zu Anthropologie ist fast alles dabei. Ich mag den Austausch mit meinen Kommiliton*innen sehr, weil wirklich jedes Gespräch mir eine neue Perspektive bringt.

Erasmus Mundus Master klingt für dich mega cool?

Schau doch mal hier beim DAAD vorbei. Auf dieser Seite findest du alle relevanten Infos zu Erasmus Mundus Masterstudiengängen zusammengefasst.
Korrespondentin Stella hat einen anderen Erasmus Mundus Master als ich studiert. Auf ihrer Seite findest du viele Informationen rund um dieses Konzept und ihren Studiengang konkret.

2. Internationale Mobilität

Wie schon detailliert ausgeführt und für mich von großem Wert: Erasmus Mundus setzt auf internationalen Austausch. Die Programme sind Zusammenschlüsse von mindestens zwei europäischen (und zum Teil nicht-europäischen Ländern/Universitäten). Das bedeutet im Studienverlaufsplan sind Auslandsaufenthalte integriert. Von vornherein ist also klar, dass man in mindestens zwei Ländern studiert.

In anderen Ländern zu leben empfinde ich als große Bereicherung, weil ich dort so viel mehr über Menschen und Regionen lernen kann. Zum Beispiel liegt die Dalhousie University auf dem Land der Mi’kmaq (ausgesprochen „migma“). Die indigene Kultur ist sehr präsent in der Region – ich freue mich beispielsweise schon sehr auf die Einführungsveranstaltung meines Instituts nächste Woche. Dort wird eine Mi’kmaq Elder (vage übersetzt = eine Mi’kmaq, die Weisheit und Führungsrolle repräsentiert) eine „smudging ceremony“ mit uns durchführen. Solch eine Gelegenheit könnte ich nirgendwo anders wahrnehmen.

Auch die Sprache lernt man vor Ort intensiver und einfacher. Obwohl ich behaupten würde, dass ich English fließend spreche, gibt es überall Eigenheiten in Grammatik, Aussprache und Worten. „Takitish“ ist zum Beispiel kanadischer Slang und bedeutet so viel wie „Take it easy“, also „Nimm’s leicht“. Der Ausdruck wird meist zur Verabschiedung genutzt und meint in dem Kontext einfach „Bis später!“.

3. Gemeinsamer Abschluss

Last, but definitely not least: Dass ich an verschiedenen Universitäten studiere, zeigt sich auch im Abschluss. Ich erhalte nach bestandenem Studium einen „Double Degree“ der Universität Gent und der Universität Leipzig. Das handhabt jede Universität und jedes Programm anders, doch ist ein „Double Degree“ oder ein „Joint Degree“ fast immer gesetzt. Der Unterschied ist simpel: Einen Double Degree zu bekommen, bedeutet man erhält zwei Abschlüsse von zwei Universitäten. Ein Joint Degree ist ein Abschluss, der von zwei Universitäten ausgestellt wird.

Sarah erkundet Halifax mit dem Stadtplan in der Hand
Sich auf neue Menschen, neue Städte, neue Kulturen einlassen: Erasmus Mundus auf den Punkt gebracht 🙂

Für mich ist ein Erasmus Mundus Master großartig, weil es für mich alles vereint, was ich mir von einem Master erhofft habe. Die Entscheidung für ein solches Programm sollte aber gut überlegt sein. Verschiedene Standorte bedeuten neben Prüfungen, Hausarbeiten und Deadlines auch regelmäßiges Umziehen, Verabschieden und Neu-Ankommen. Das ist toll, aber verlangt auch viel Selbstorganisation, Disziplin und Struktur. Ich finde das Konzept super spannend, aber auch relativ komplex. Bisher konnte ich wenigen in meinem Umfeld schlüssig erklären, was Erasmus Mundus bedeutet. Ich hoffe, jetzt ist es mir gelungen, ein bisschen Klarheit zu schaffen. 🙂

Takitish!
Sari 🍁

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