7. Oktober 2025
Jeder redet vom Abenteuer Auslandssemester, aber kaum jemand davon, wie still es sich manchmal anfühlt, wenn der erste Trubel vorbei ist. Zwischen neuen Straßen, fremden Gesichtern und so vielen Eindrücken kann man sich leicht verlieren. Ich dachte anfangs, ich wäre die Einzige, die sich nicht sofort zuhause fühlt, bis ich gemerkt habe, dass genau dieses Gefühl Teil des Weges ist.
Auf einmal saß ich in meiner neuen Wohnung, in meinem neuen Zimmer und war in einer neuen Stadt. Mein Realisierungsmoment kam erst am Abend des zweiten Tages. Auf einmal war ich alleine und die erste Aufregung hatte sich gelegt.
Athen war laut, warm und voll und in mir war erstmal nur Chaos und dann sind auch schon die ersten Tränen gelaufen. Die ersten Zweifel und Sehnsucht nach Zuhause und dem Bekannten. Ich habe mich immer gefragt „Warum wollte ich nochmal ins Ausland? Wenn ich hier gerade unglücklich bin, könnte zuhause alles beim Alten sein“. Aaaber irgendetwas hat mich ja angetrieben und so langsam fang ich an, es zu mögen, es braucht nur ein bisschen länger Zei. Und es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn das bei dir auch so ist.
Doch noch ein Semester dranhängen?
Ich hatte mir direkt am Anfang Sorgen um meine Kurse und die Uni gemacht und dachte, dass ich bestimmt noch ein Semester dranhängen muss, wenn ich wieder zuhause bin. Mittlerweile, nach zwei Wochen, hat sich die Sorge gelegt. Das Semester hat jetzt richtig angefangen und ich bekomme einen Überblick. Langsam, aber sicher. Ich habe mit meiner Koordinatorin meiner Heimatuni gesprochen und alles geschildert, zum Glück gibt es für jedes Problem eine Lösung. Vielleicht findest du vor Ort nicht zu jedem Modul einen passendes Angebot, aber in der Regel sind die Professoren super lieb und entgegenkommend was das Thema und die Anerkennung angeht. Du bist nun mal ein Student aus dem Ausland und es ist völlig logisch, dass die Modulkataloge sich nicht immer überschneiden. Vielleicht kannst du ja eine alternative Prüfungsleistung machen oder das Thema so anpassen, dass es doch irgendwie passt. Kopf hoch, es wird sich alles klären.
Liebe auf den ersten, zweiten oder vielleicht auch dritten Blick
Es gibt immer mehrere Blickwinkel in jeder Situation. Vielleicht hast du bisher noch nicht die Seite gesehen, in die du dich verlieben kannst. Manche sehen am Anfang nur die unruhige Seite einer Stadt und sagen direkt alles ist so hier, aber die anderen finden wieder neue Plätze und auch ruhigere Orten und haben gleich einen anderen ersten Eindruck.
Ich wohne in einer Nachbarschaft in Athen (Saint Pavlos), die eher ein bisschen lauter und unruhiger ist, vielleicht auch ein bisschen gefährlich ab einer gewissen Uhrzeit. Sobald ich aber vier Stationen mit der Metro bis Akropoli fahre, steige ich im schönste Altstadtviertel von Athen aus, „Plaka“, und was soll ich sagen, ich kann mich nicht beschweren. Ganz viele kleine Gassen und wunderschöne Geschäfte mit tollen Klamotten und bei einem Spaziergang gehe ich auf einmal an einem Platz vorbei, an dem die Demokratie erfunden worden ist. Wie cool ist das eigentlich?
Kleine Schritte, die mir geholfen haben
Erkunden und „Ja Sagen“
Ich muss mich manchmal zu meinem Glück zwingen. So viele spannende Angebote und aufregende Events werden hier von dem ESN (Erasmus Student Network) geplant. Bei dem großen Angebot kann ich gar nicht entscheiden, was ich alles machen möchte. Da zählt aber Qualität, statt Quantität. Such dir die besten Angebote für dich raus und genieße jede einzelne Sekunde.
Lieber „Upps“, als „Was wäre wenn?“
Trau dich, rauszugehen und neue Sachen zu wagen. Und auch wenn es nicht so rund läuft, wie du es dir vorgestellt hast, dann weißt du immerhin Bescheid und fragst dich nicht die ganze Zeit, wie es wohl gewesen wäre.
Realisiere, wie weit du schon gekommen bist
Die ganze Planung ist eine Sache, aber die Umsetzung ist dann nochmal etwas anderes. Keiner hat gesagt, dass es einfach wird, aber viele haben gesagt, dass es sich sowas von gelohnt hat. Vertraue auf die Erfahrungsberichte und die Vorfreude auf alles, was noch kommen wird.

Kümmere dich erstmal um dein Ankommen
Ich weiß, es ist verlockend, die Flüge nach Hause anzugucken und eventuell die Tage bis zum Abflug zu zählen. Das habe ich am Anfang auch gemacht – aber „Trust the process“. Ankommen in einem neuen Land braucht Zeit und jeder geht damit anders um. Es treffen ganz viele unterschiedliche Arbeitsweisen aufeinander. Die von dir, deiner Heimatuni und der Gastuni und das ist doch auch irgendwie das Spannende. Wir haben alle irgendwann im Motivations- oder Bewerbungsschreiben von persönlichem Wachstum geredet. Genau da befindest du dich gerade. Du wächst mit den Erfahrungen und lernst dich nochmal von einer ganz neuen Seite kennen. Das kann dir keiner mehr wegnehmen, weil du das für dich ganz alleine machst.
Meine drei Tipps, für alle die gerade am Anfang stehen
- „Ankommen heißt nicht, alles sofort zu lieben, sondern offen zu bleiben, bis es sich so anfühlt.“
- Heimweh ist kein Feind des Ankommens. Es erinnert uns daran, wo wir verwurzelt sind, während wir lernen, wo wir wachsen dürfen. Und vielleicht besteht das echte „Hiersein“ genau darin, die Sehnsucht nicht loszuwerden, sondern sie mitzunehmen, wie ein unsichtbares Band, das verbindet statt trennt.
- Trust the process. Nicht alles muss immer rund laufen und direkt auf Anhieb funktionieren. Du hast es schon so weit geschafft, da ist der Rest ein Katzensprung.
Ausblick
Im nächsten Blog schreibe ich über meinen Trip nach Mykonos und wie ich meine erste Freundesgruppe gefunden habe.