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Zweifel und Zukunftsgedanken: Halbzeit in Genf

Es ist Halbzeit für mich in Genf. Vor drei Monaten hat mein Praktikum hier begonnen und in drei Monaten werde ich Genf verlassen und das Praktikum abschließen. Deswegen ist es Zeit für ein kleines Zwischenfazit und ein Statusupdate von meiner Seite. Wie erging es mir die letzten drei Monate im Praktikum? Und welche Erkenntnisse habe ich für mich gewonnen?

Ich habe mein Praktikum hier angetreten mit der Erwartung, herauszufinden, ob ich mich in einer UN-Organisation in meiner beruflichen Zukunft sehen könnte. Ich wollte einen Einblick in die Arbeitsweise der Organisation bekommen und hinter die Kulissen des UN-Systems blicken.
Nach drei Monaten habe ich das Gefühl, mittlerweile einen ganz guten Eindruck zu haben, wie die Dinge laufen. Und ein ziemlich unerwartetes Gefühl hat sich dabei bei mir in den letzten Wochen immer mal wieder breit gemacht: Ernüchterung. In meinem Praktikum ist nicht jeden Tag alles super und wenn ich ehrlich bin, habe ich mit der Arbeit nicht „the time of my life“. Deswegen hier mal ein kleines Statusupdate wie es mir in den letzten drei Monaten im Praktikum erging.

Realitätscheck Praktikum

Innerhalb meiner Organisation arbeite ich im Department of Operations, also der operativen Seite der Organisation, in der es hauptsächlich um humanitäre Hilfe und Krisennothilfe geht. Dabei bin ich im „Emergency Preparedness and Response“- Team, das hauptsächlich Länder und Regionen weltweit unterstützt, wenn diese eine humanitäre Krise erleben, egal ob diese durch politische Konflikte oder durch Umweltumständen wie beispielsweise ein Erdbeben oder einen schweren Sturm ausgelöst wird. Dieser Gedanke hat mich bereits vor dem Praktikum begeistert. Ich habe in meinem Studium in einigen Nichtregierungsorganisationen gearbeitet, vor allem im Bereich der Migration und humanitären Hilfe. Ich finde diesen Bereich unglaublich spannend und könnte mir eine Zukunft darin sehr gut vorstellen. 

Lichtdurchfluteter Eingang von IOM mit roten Säulen
Der Hauptgebäudeeingang von innen: Kann ich mir vorstellen hier langfristig ein- und auszugehen?

Noch nie habe ich bisher aber in einer so großen Organisation im UN-System gearbeitet, noch dazu im Headquarter. Meine Kollegen im Headquarter unterstützen die Büros vor Ort, in den Krisengebieten und reisen sogar dort hin, wenn nötig, um vor Ort zu sein. Der Großteil der Arbeit und meines Alltags im Praktikum ist demnach sehr administrativ: Funding tracken, Projektantträge prüfen, Notizen in Meetings erstellen oder an administrativen Projekten wie Trainings zu verschiedenen Themen oder der Akquise von Kurzzeitmitarbeitern in den entsprechenden Regionen unterstützen sind Aufgaben, die ich täglich habe. Um ehrlich zu sein – ich glaube auf lange Sicht ist das nicht das, was ich in meinem beruflichen Alltag machen möchte. Ich merke, wie mir der Impact fehlt. Dass ich zwar auf diese Weise auch Menschen helfe, aber mich zu weit weg von ihnen fühle, um das zu sehen. Dass ich diese große Organisation teilweise als zu strukturiert empfinde und deshalb das Gefühl bekomme, Prozesse sind langsam und ich bin eine von sehr vielen Mitarbeitenden. Ich merke, wie ich mich danach sehne, raus zu gehen, Menschen von Angesicht zu Angesicht helfen zu können und den Impact, den ich durch meine Arbeit mache, direkt zu sehen. 

Damit will ich nicht sagen, dass die Organisation hier nicht eine unglaublich wertvolle Arbeit macht und vielen Menschen weltweit hilft. Das tut sie. Aber ob das Headquarter in Genf auf lange Sicht der richtige Platz für mich ist, zweifle ich gerade etwas an. 

Zukunft ungewiss?

Und um ehrlich zu sein, waren diese Gedanken für mich in den letzten Monaten nur schwer anzunehmen. Mein Praktikum hat mich nicht so erfüllt, wie ich anfangs dachte. Ich war nicht hellauf begeistert und hatte oft auch einfach wenig zu tun oder tat Sachen, die mich nicht herausforderten. Und ich glaube, das ist auch normal in einem Praktikum. Nicht alles, was man tut, muss herausragend sein und super viel Spaß machen. Dennoch hatte ich Tage, wo ich mich fehl am Platz fühlte und das ist frustrierend. 

Sarah blickt auf Wasser und Sonnenuntergang in Genf
Spaziergänge am See helfen mir dabei, meine Gedanken zu ordnen und zu reflektieren.

Warum schreibe ich das alles hier? Weil ich authentisch über mein Praktikum berichten möchte. Nicht alles im Ausland ist nonstop reisen, schöne Orte erkunden und neue Freunde und Erfahrungen machen. Es gibt auch andere Zeiten und Phasen. Aber mittlerweile kann ich besser akzeptieren, dass genau diese Phasen auch wichtig sind. Meine Freundin meinte neulich nach einem Telefonat zu mir: „Zu erkennen, was du für deine berufliche Zukunft nicht möchtest, ist vielleicht sogar hilfreicher als zu wissen, was du möchtest. Du bist jung und dir stehen noch so viele andere Türen offen.“

Das hat mich ermutigt, meine bisherige Erfahrung nicht irgendwie als verschwendete Zeit oder als negativ zu sehen, sondern als Lernerfahrung. Ich eigne mir Skills an und erlebe den Arbeitsalltag im Büro. Ich knüpfe Kontakte und mache mich mit der Arbeit im UN-System vertraut. Ich lebe in einem anderen Land, arbeite mit Menschen aus aller Welt zusammen und kann dadurch wertvolle Kompetenzen gewinnen. Das sind nur einige Dinge, die ich bereits jetzt aus meinem Praktikum mitgenommen habe. Darüber hinaus machen die Erfahrungen und die neuen Freundschaften, die ich hier gewonnen habe, die Zeit so wertvoll. 

Ich beschäftige mich durch mein Praktikum so intensiv mit meiner beruflichen Zukunft, wie wahrscheinlich noch nie zuvor. Was genau will ich mit meinem Beruf erreichen? Wo kann ich mir gut vorstellen zu arbeiten? Welche Dinge will ich in meinem Arbeitsalltag tun und welche Aufgaben machen mir Spaß?

Der Gedankenprozess dazu ist auf keinen Fall abgeschlossen und vielleicht sehe ich einige Dinge in drei Monaten auch schon anders. Nach den ersten drei Monaten ist das allerdings eine Momentaufnahme von dem, wo ich gerade stehe. Ich bin gespannt was die Zukunft bringt!

Bis ganz bald, 
eure Sarah 

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