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3 Dinge, die man über französische Schwimmbäder wissen muss


Nach der Arbeit oder am Wochenende noch schnell ein paar Bahnen schwimmen? Klar, das geht auch in Paris, denn öffentliche Schwimmbäder gibt es hier mehr als genug. Worauf man allerdings vorbereitet sein sollte: Wie bei so vielem haben „die Französinnen und Franzosen“, wenn man das so pauschalisieren möchte, auch hier durchaus ihre Eigenheiten – und die können unvorbereiteten Besucherinnen und Besucher den Badespaß teils gründlich vermiesen.

Badehose, Badekappe, Handtuch
Mein Schwimmzubehör mag farblich zwar aufeinander abgestimmt wirken – zu Hause in Deutschland finden sich die meisten dieser Gegenstände aber dennoch nicht in meiner Schwimmtasche.

Seit ich denken kann, ist Schwimmen meine Lieblingssportart – und zugegebenermaßen auch eine der wenigen, die ich wirklich mal über längere Zeit verfolgt habe. Und nachdem ich mich in meinem vorangegangenen Auslandssemester in Indien schon über einen Pool auf dem Campus freuen durfte, ist es mir aktuell im Praktikum in Paris umso wichtiger, auch hier regelmäßig ein paar Bahnen zu schwimmen.

Gesagt, getan: Direkt an meinem ersten Wochenende in der französischen Hauptstadt Anfang des Jahres ging es ins Piscine Municipale de Courbevoie, ein öffentliches Schwimmbad in der Nähe meiner Wohnung und des Büros, in welchem ich mein Praktikum absolviere – und weil ich seitdem mehrmals die Woche in eines der öffentlichen Bäder hier gehe, habe ich mich an Kleinigkeiten wie die oftmals versteckte Lage derselben in Einkaufszentren und Ähnlichem, das nach wie vor irgendwie undurchsichtige Ticketsystem und die Faustregel, das Schwimmbad nie ohne 1-Euro-Münze zu betreten (weil es sonst später am Spint böses Erwachen gibt und das Kassenpersonal anscheinend strikte Anweisungen hat, bloß kein Geld zu wechseln), bereits gewöhnt. Bei ein paar anderen Dingen wird genau das aber wohl noch eine Weile dauern – und nicht nur, weil einige von ihnen immer so blöd am Kopf ziepen.

Wenn schon, denn schon: Die Badekappe

Und doch, mit genau diesem Ziepen darf man sich in französischen Schwimmbädern tatsächlich anfreunden: Hier gilt rigorose Badekappenpflicht – und zwar unabhängig von Haarlänge und Co. sowie inklusive Aus-dem-Wasser-gepfiffen-werden bei Nichteinhaltung, wie ich vor Kurzem in meinem Stammschwimmbad aus nächster Nähe erleben durfte. Sollte man die Badekappe also vergessen haben, kann man im Prinzip auch gleich wieder kehrtmachen – oder sich eine, allerdings vergleichsweise kostspielige, Badekappe aus einem in vielen Schwimmbädern gleich am Eingang oder im Kabinenbereich platzierten Automaten kaufen. Alternativ lassen sich sehr günstige Modelle in Sportgeschäften erwerben; ich selbst habe meine Badekappe für weniger als einen Euro gekauft – ein Schelm, wer jetzt denkt, dass sie vielleicht deswegen immer so ziept.

Darf’s noch ein bisschen weniger sein: Der Dresscode

Und bei der Badekappenpflicht hört es in puncto Bekleidungsvorschriften in französischen Schwimmbädern lange noch nicht auf. Denn ebenso wenig wie unbedecktes Haar tolerieren die Badeordnungen hier etwas, was in heimischen Schwimmbädern bei Männern schon seit Jahren im Trend liegt: Weite und mitunter lange Bermuda-Badehosen. Stattdessen wird das Bild hier von enganliegenden Modellen dominiert, häufig sogar in Form von knallbunten Slips, die in Deutschland durchaus den einen oder anderen Blick auf sich ziehen würden (und, so mein persönlicher Eindruck, das gesamte Spektrum von „eigentlich ja ganz schick“ bis „sowas gehört doch verboten“ abdecken). Hier gilt dieselbe Faustregel wie in Bezug auf die Badekappe: Ohne braucht man es als männlicher Besucher gar nicht erst zu probieren, vor Ort gibt es allerdings oft Abhilfe aus dem Automaten – und der Einzelhandel bietet entsprechende Badehosen schon für eine wirklich schmale Mark. Für Frauen gibt es wiederum keine derartige Vorschrift, auch wenn ich aus der Erfahrung heraus behaupten würde, dass der Trend in Frankreich auch bei jungen Schwimmerinnen zum Badeanzug geht. Abgerundet wird das Ganze bei den meisten französischen Badegästen übrigens von einer Schwimmbrille – diese ist allerdings nicht verpflichtend.

C’est pas vrai: Die „Lane Etiquette“

Hat man diese bekleidungstechnischen Hürden einmal gemeistert, geht der Spaß allerdings erst richtig los – denn das, was sich regelmäßig auf französischen Schwimmbahnen abspielt, erinnert den geneigten Beobachter mitunter daran, warum die Französinnen und Franzosen weltweit den Ruf des „Volkes der Revolte“ genießen.

Kurz gesagt: Was man uns Deutschen international gerne mal vorwirft, an Ordnung zu viel zu wahren, würde den Becken der Pariser Schwimmbäder eindeutig ganz gut tun. So darf man ganz grundlegend nicht einfach blauäugig erwarten, dass sich die Schwimmenden – ob auf Anweisung des Badepersonals oder durch „natürliche Selektion“ – nach Geschwindigkeit oder Ähnlichem auf die einzelnen Bahnen verteilen würden; stattdessen scheint man viel eher durch buntes Durchmischen möglichst viele Staus, Überholmanöver und Ähnliches provozieren zu wollen. Abenteuerlicher wird das Ganze zusätzlich durch die in Frankreich augenscheinlich vorherrschenden Schwimmstile – denn Kraul, Brust und Co., welche hier in sich oft schon in recht unbeholfen wirkenden, dafür aber ordentlich Wasser in sämtliche Richtungen spritzenden Variationen geschwommen werden, werden häufig mit Bravour um Manöver wie Mitten-in-der-Bahn-Pause-machen-oder-umdrehen, Überholen-durch-wilden-Zickzack-verhindern und natürlich den „Geisterschwimmer“ erweitert – wobei man Letzterem zugutehalten muss, dass die eigentlich geltende Schwimmrichtung im allgemeinen Tohuwabohu meist ohnehin nur noch schwer zu erkennen ist. Wem das noch nicht genug „Abwechslung“ im Becken ist, der kann sich zudem darüber freuen, dass französische Schwimmende eine Vorliebe für allerlei „Zubehör“ haben; es findet sich nur selten eine Bahn, auf der nicht zumindest drei bis vier Menschen teils beunruhigend mit allerlei Schwimmbrettern, Flossen, Pull Buoys, Schwimmnudeln und Handpaddeln herumfuchteln.

Kurzum: Während man sich in Bezug auf Badekappe und Bekleidungsordnung im Notfall auf einen einfachen Automaten verlassen kann, ist man da draußen, im Becken, in Frankreich eindeutig auf sich allein gestellt – und kann sich als Neuling in diesen fremden Gewässern auch gerne mal ein blaues Auge einfangen. Und selbst ich, dem das, so schön die Anekdote auch wäre, noch nicht vergönnt war, kann mich schon über eine ganze Reihe dicker blauer Flecken (und natürlich eine Menge unerwarteten und -gewollten Körperkontakt) freuen. Hier hilft wohl tatsächlich nur eins: Rein in das Chaos und eins mit ihm werden – irgendwie…

Schlussendlich werde ich mich wohl auch an diese Eigenheiten Frankreichs gewöhnen können – denn das Schwimmen an sich möchte ich aufgrund solcher Kuriositäten definitiv nicht missen müssen, auch nicht in der Zeit hier in Paris. Und ehrlich gesagt: Schon jetzt kann ich mir französische Schwimmbäder schon nicht mehr ohne das alles vorstellen – das Ziepen am Kopf, den ungewohnten Dresscode und vor allem die Performance Art, die man hier „Schwimmen“ nennt.

Kommentare
  1. Jonas Fruh

    13. März 2024

    Ich bin in Frankreich aufgewachsen.
    Und ja viele der Sachen stimmten zumindest früher mittlerweile gibt es immer mehr Schwimmbäder die dem deutschen Beispiel folgen. Und auch damals zu meiner Schulzeit galt das vereinzelte Schwimmbäder relativ deutsch ähnlich waren.

    Nach meiner Auffassung sind Schwimmbäder wie du sie beschreibst heutzutage in absoluter Minderheit in Frankreich.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Jonas Fruh (geborenen Colmar)

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