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Encantado sehr erfreut


Ich sage Buenas tardes mit Akzent, rechne vor, wie viel Spanien in mir steckt und es gibt einen Veranstaltungstipp. Encantado…

… ich bin Adrián Alonso Álvarez. Geboren und aufgewachsen in Kreuztal – auf Spanisch würde es „Valle de la Cruz“ heißen, schön oder? Ist aber nicht in Spanien – ist ein Rockzipfel der Stadt Siegen, die ihr vielleicht aus den Staumeldungen in den NRW-Radios kennt. Kreuztal, Siegen – das ist meine Heimat … irgendwie.

Panorama über Stadt Siegen mit schneebedeckten Dächern.
Die Stadt Siegen von der Nikolaikirche aus.

„Irgendwie“ deshalb, weil ich auf die Frage hin „Wo kommst du her?“ selten mit nur einem Satz antworte. Für einen Typen namens Adrián Alonso Álvarez – zehn Prozent Buchstaben mit Akzenten im Namen – stecken hinter „Wo kommst du her?“ ein Dutzend weiterer Fragen.

„Ganz exotisch“, antworte ich deshalb manchmal, „aus Fellinghausen! Kleines Dorf in Kreuztal und bekannt für sein legendäres Waldfest – quasi Woodstock für Trecker-Fahrer!“

Waldweg und Grüne Wiese. Im Hintergrund das Dorf Fellinghausen.
Gut, da war gerade kein Waldfest, aber hier steppt auch schon mal der Bär!

Aber meistens bin ich weniger lustig – ich verstehe das „Wo kommst du her?“ und mich persönlich stört diese Frage nicht. Meine Antwort geht dann meistens so: „Ich bin in Deutschland geboren, meine Eltern sind Spanier … aus Spanien – das ist ein Anhängsel Mallorcas. Sie kamen als Kinder nach Deutschland und haben sich hier erst kennengelernt. Meine Eltern sprechen so gut Deutsch wie du und ich … und wir sprechen auch immer untereinander ausschließlich Deutsch. Sie sind hervorragend integriert, schauen jeden Sonntag Tatort, trinken Fassbrause, essen Sauerkraut, schnallen sich immer an beim Autofahren und waren auch mal auf dem Oktoberfest. Der Großteil meiner Familie lebt in Spanien. Ich habe aber schon immer in Deutschland gelebt: Dorf-Kindergarten, Dorf-Grundschule, Kleinstadt-Gymnasium – ich war stets umgeben von Tims und Michels.“

Adrian in Lederhose und rotweißkariertem Hemd, mit Maßkrug, sitzend.

Beweisfoto meines „Deutschseins“ vom Oktoberfest 2019.

Und da ist es nur naheliegend, dass ich trotz spanischen Namens „irgendwie“ deutsch wurde. Ich habe mich sogar bewusst dazu entschieden. Als ich – ich müsste etwa 16 Jahre alt gewesen sein – die deutsche Staatsbürgerschaft zusätzlich zur spanischen beantragt habe. Ich musste da vor einem Mitarbeiter der Stadt einen kurzen Eid vortragen. Etwas à la „Ich schwöre die deutsche Verfassung zu ehren“. Ich fragte den Herrn, ob ich dabei aufstehen solle, er sagte, das sei nicht nötig, ich stand trotzdem auf.

Jetzt aber dieser erklärungsbedürftige Slogan: „Ein gutes Drittel andaluz“

Rein biologisch ist das Quatsch. Meine Eltern stammen beide aus Spanien, meine Mutter aus Andalusien, also Südspanien. Demnach wäre ich also zur Hälfte andalusisch. Mein Vater stammt aus der Region Kastilien und León im mittleren und nördlichen Teil des Landes. Väterlicherseits soll es noch einen Ururgroßvater gegeben haben, der aus dem Nordwesten Spaniens, aus Galicien, kam. Nach Adam Riese wäre ich also 50 Prozent andalusisch, 43,75 Prozent kastilisch und 6,25 Prozent galicisch. Irgendwie aber ja auch deutsch, denn wenn man mich nach meiner Muttersprache fragt, würde ich sagen: „Deutsch! Das ist halt die Sprache, in der ich mit meiner Mutter spreche!“ Das ist mir doch gleich mal 50 Prozent wert! In Summe bin ich also 50 Prozent deutsch, 25 Prozent andalusisch, 21,875 Prozent kastilisch und 3,125 Prozent galicisch.

Wenn ihr findet, dass das irgendwie seltsam klingt … wunderbar! Finde ich auch! Was bedeutet es denn überhaupt spanisch/andalusisch/deutsch/halb-und-halb oder sonst was zu sein? Ist es ein Stück Papier? Ist es die Lieblingsfußballmannschaft? Ist es die Sprache? Ist es der Ort, den man „Heimat“ nennt?

Schreibt es mir gerne in die Kommentare, denn ich habe echt keine Ahnung! Und genau deswegen möchte ich nach Sevilla – in die Hauptstadt Andalusiens. Um zu schauen, wie viel andaluz wirklich in mir steckt. Für den Moment, sagen wir mal, ganz ungefähr „ein gutes Drittel“.

Kommentare
  1. Vanessa

    16. September 2020

    Kann ich total nachvollziehen. Bin auch irgendwie deutsch und irgendwie auch nicht. Mein Reisepass und meine Eltern sagen etwas anderes als meine Muttersprache und mein Geburtsort und Leute werden bei einem seltsamen Nachnamen wohl immer dieselben Fragen stellen.

    Dachte übrigens ich wäre die einzig verrückte die in Corona-Zeiten nach Sevilla fährt 😉

    1. Adrián

      17. September 2020

      Na, dann sind wir eben Weltbürger, Vanessa. Ist doch auch schön, oder? 😉
      Cool! Bienvenida! Vielleicht sieht man sich ja mal! Bis jetzt habe ich noch keine anderen Erasmusstudierende getroffen, aber zum Semesterstart kommt das bestimmt

  2. Yannic

    16. September 2020

    Na das hast du ja schön geschrieben 🙂

    Interessant

    1. Adrián

      16. September 2020

      Danke dir! 🙂

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