Auch in Australien ist der Covid-19 Virus mittlerweile omnipräsent. Jeder redet darüber, jeder ist vorsichtig geworden. Ich möchte mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in das aktuelle Leben in Australien zur Zeit der Corona Krise geben und wie diese mein Semester zu einem Auslandsaufenthalt der besonderen Art gemacht hat (Stand: 26.03.20).

Die Krise schwappte nur sehr langsam zum roten Kontinent rüber. Während sich halb Europa schon in Quarantäne befand, ging ich in die Uni und traf mich abends mit Freunden auf ein Bierchen im Pub. Wir hatten zwar auch schon Corona-Fälle im Land, doch so richtig ernst hat es noch niemand genommen. Als dann die Lage in Europa und dem Rest der Welt zunehmend kritischer wurde und auch die Zahl der Fälle hier deutlich zunahm, ging alles ganz schnell.

Uni-Leben? Fehlanzeige!

Das Uni-Leben hat sich um 180 Grad gewandelt. In den ersten Wochen wurden noch massenhaft Events, Sportaktivitäten und Wochenendtrips angeboten. Nach und nach wurde davon immer mehr abgesagt. Mittlerweile ist alles gestrichen und ein Sozialleben findet quasi nicht mehr statt. Mittwochs wurde uns dann mitgeteilt, dass die Uni die kommende Woche geschlossen sein wird. Angeblich erst einmal nur eine Woche, damit sich die Dozierenden einen Worst-Case-Plan zurechtlegen und Materialien digitalisieren können. Danach würden Vorlesungen und Laborarbeiten eventuell wieder stattfinden. Doch so wirklich daran glauben, tut mittlerweile niemand mehr – glaube ich.

Noch 50 von ca. 400 internationalen Studierenden

Fast alle internationalen Studierenden haben ihr Auslandssemester abgebrochen und sind nach Hause geflogen. Einige taten dies freiwillig, weil sie Angst hatten, Australien in naher Zukunft nicht mehr verlassen zu können und so auch das folgende Semester zu verpassen. Andere wiederum wurden von ihren Heimathochschulen regelrecht gezwungen, nach Hause zu kommen. Ihnen wurde zum Beispiel die Krankenversicherung gestrichen oder auch die Anerkennung von in Australien erbrachten Leistungen in Form von Credit Points verwehrt. So sind zum jetzigen Zeitpunkt von ca. 400 internationalen Studierenden noch knapp 50 übrig, und das auf zwei Standorte verteilt.

Staatliche Regelungen

Der Staat hat fast täglich neue Gesetzte verabschiedet, die die Verbreitung des Virus eindämmen sollen. So wurde Tag für Tag das öffentliche Leben mehr eingeschränkt und wandelte sich in zwei Wochen von keinen Einschränkungen zu einem fast gänzlichen Verbot von sozialen Aktivitäten. Die Grenzen sind mittlerweile auch dicht, kein Nicht-Australier kann zurzeit einreisen. Auch der Bundesstaat Queensland hat seine Grenzen geschlossen, niemand kommt mehr rein. Alle Restaurants, Bars, Cafés und Clubs sind geschlossen, Tausende Menschen verloren über Nacht ihren Job. Eine Ausgangssperre gibt es hier noch nicht, weit entfernt sind wir davon aber auch nicht mehr.

Einkaufen

Puh, hier muss ich mich echt zusammenreißen. Schon vor Wochen fingen die Hamstereinkäufe mit Toilettenpapier an. Seit 4 Wochen versuche ich vergeblich, welches zu kaufen. Anfangs konnte man davon so viel kaufen, wie man wollte, was viele ausnutzten. Dann gab es keine Nudeln mehr, dann keinen Reis. Mehl? Fehlanzeige. Auch Zucker sucht man vergeblich. Mittlerweile werden fast alle Grundnahrungsmittel limitiert, man kann zum Beispiel maximal eine Packung Nudeln kaufen (nicht schlimm, gibt ja sowieso keine). Dieses Kaufverhalten spiegelt meiner Meinung nach schlichtweg den Egoismus und das Unvermögen vieler Menschen in unserer Gesellschaft wieder. Engpässe entstehen nur durch das grundlose Hortungsverhalten, nicht durch tatsächliche Knappheit.

Corona hat mein Leben in Australien verändert. Dieser Kontinent hat so viel Schönes zu bieten, jedoch ist es nun fast unmöglich, ihn zu erkunden. Ich plane jedoch nicht, das Land zu verlassen, sondern versuche, im Rahmen der Möglichkeiten meinen Aufenthalt weiter zu genießen. Ich habe zum Beispiel große Freude am Brotbacken gefunden (Not macht erfinderisch). Wer weiß, vielleicht macht Corona aus mir noch einen Meisterbäcker.