studieren weltweit

Kein Alltag während Ramadan

Seit sechs Wochen lebe ich nun schon in Casablanca: eine Zeit voller Eindrücke, Perspektivwechsel und bereichernden Begegnungen. Wie es mir hier geht und wie das Leben momentan ist, erzähle ich dir dieses Mal.

Am Anfang war ich echt überrascht, wie sehr sich das Leben tatsächlich verändert. Als ich am ersten Tag abends während des Fastenbrechens draußen war, fand ich es echt unheimlich, wie ruhig und verlassen die Stadt plötzlich war. Inzwischen finde ich es sehr angenehm. Nach einigen Fails, wie zum Beispiel als ich einkaufen gehen wollte und alle Läden schon geschlossen hatten, habe ich mich inzwischen ganz gut an die Änderungen angepasst. Das Gym bleibt zum Glück offen und ist abends einfach menschenleer. Daran könnte ich mich gewöhnen. Ich habe auch ein Café gefunden, dass tagsüber offen ist und an den Strand oder in den Park kann ich ja zum Glück immer.

Was sich alles während Ramadan ändert …

  • Zeitumstellung, damit das Fastenbrechen eine Stunde früher ist
  • verkürzte Arbeitszeiten bei vollem Lohn
  • geänderte Öffnungszeiten von Cafés, Restaurants und Supermärkten etc.
  • Stadt ist teilweise fast menschenleer, vor allem abends während des Fastenbrechens
  • sogenannte „Ramadan Inflation“: Produkte werden teurer, weil Menschen mehr Geld für Essen ausgeben

Allgemein ist Ramadan eine Zeit, die mit der Familie verbracht wird. Ich frage mich, wie das für die ganzen Menschen ist, die keine Familie haben oder zu der Zeit arbeiten und dann zum Beispiel allein im Supermarkt das Fasten brechen müssen. Da ich meistens zu dieser Zeit ins Fitnessstudio gehe, sehe ich zum Beispiel fast jeden Tag den gleichen Mann allein auf einer Bank sitzen. Ich stelle es mir schon schwer vor, während Weihnachten allein zu sein, aber einen ganzen Monat?

Born to be a cat mum

Ich glaube, für jeden, der mich besser kennt, kam es nicht besonders überraschend, dass ich mir mal wieder ein Kätzchen angelacht habe. Ich liebe Katzen, seit dem ich ein sehr klein bin und die Problematik von Straßenkatzen geht mir immer sehr nah. Was mir vor allem in Casablanca positiv aufgefallen ist: Es gibt wirklich viele Menschen, die sich um Hilfe bemühen und Essen und Wasser hinausstellen.

Ich habe also ein noch sehr junges, verhungertes und verzweifeltes Kätzchen von der Straße mitgenommen. Innerhalb von wenigen Tagen ist sie total aufgeblüht, hat ununterbrochen gespielt und ab der ersten Nacht schnurrend auf oder neben mir geschlafen. Leider konnte ich sie nicht behalten, da es nicht mit dem Vermieter abgesprochen war und auch meine Mitbewohnerin nach anfänglicher Begeisterung Probleme gemacht hat. Nach ganz viel Herumfragen habe ich einen Marokkaner gefunden, der sie erst mal behalten kann. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich ein neues Zuhause für sie gefunden habe, aber morgens von einem Miauen und Attacken auf meine Füße aufzuwachen, fehlt mir schon sehr. Zum Glück kann ich sie noch besuchen und es gibt natürlich auch noch ganz viele andere Straßenkatzen, die ich jeden Tag sehe.

Es gab auch schon einige schöne Begegnungen, bei denen sich Menschen bedankt haben, als sie gesehen habe, wie ich Katzen füttere. Oder als ich mit einem Mann ins Gespräch kam, der eine Katze, um die ich besorgt war, sogar zum Tierarzt gebracht hat.

Mission: Freunde finden

Ich bin an vielen Tagen wirklich sehr glücklich hier und ausgesprochen dankbar für all die Erfahrungen, die ich machen darf. Ich habe mir sogar schon gedacht, dass ich mir sehr gut vorstellen könnte, hier für ein paar Jahre zu leben.

Trotzdem erlebe ich gerade ein kleines Tief, denn es gab unnötigen Streit mit meiner Mitbewohnerin, was mich sofort wieder an die schreckliche Wohnsituation in Clermont erinnert hat. Wir konnten es zum Glück klären, aber es ist trotzdem nicht mehr so entspannt wie anfangs.

Ein weiterer Punkt, der mich an manchen Tag mehr mitnimmt als alles anderen ist das Thema (fehlende) Freundschaften und die damit verbundene Einsamkeit. Ich bin es inzwischen gewohnt, von null anzufangen und bevor ich allein daheimsitze, auch viel allein zu unternehmen, aber es ist trotzdem jedes Mal wieder eine Herausforderung.


Drei Monate sind schlichtweg nicht genug Zeit, um sich ein stabiles soziales Umfeld aufzubauen. Ich gehe wirklich sehr aktiv auf Leute zu und wurde daraufhin auch zu ein paar Gruppenaktivitäten mitgenommen, aber oft höre ich von Leuten danach nie wieder etwas. Ab einem bestimmten Punkt ist es echt ermüdend, ununterbrochen Initiative zu zeigen und trotzdem kaum etwas zurückzubekommen. Immerhin mit ein paar Leuten sehe ich Potenzial und hoffe, dass sich daraus für die verbleibende Zeit noch etwas engere Kontakte entwickeln.

Zu wenig Platz für zu viele Eindrücke

Allein in diesen sechs Wochen habe ich schon so viel erlebt, das passt gar nicht alles in einen Blogbeitrag. Schau also auch gerne bei meinem TikTok– und Instagram-Account vorbei, damit du nichts mehr verpasst 🙂

Ich persönlich finde es auch total super, dass ich mir hier nicht mal Mühe geben muss, Deutschen aus dem Weg zu gehen: Ich habe endlich mal einen Ort gefunden, an dem nicht lauter Deutsche sind. Meine Freizeit verbringe ich mich mit Franzosen und Spaniern. Für mich, die beide Sprachen gut beherrscht, ein Traum.

Vollzeitjob ist kein Zuckerschlecken

Mein Praktikum gefällt mir wirklich sehr gut, aber nach den ersten aufregenden Wochen kehrt gerade die Routine ein. Während Ramadan ist es allgemein sehr ruhig und die Fastenden sind tendenziell sehr erschöpft und unproduktiv. Es ist schwer, sich davon nicht mitziehen zu lassen.

Das Praktikum ist das erste Mal, dass ich wirklich längerfristig Vollzeit arbeite. Hätte ich ansonsten keine weiteren Verpflichtungen, wäre es echt entspannter als der Studienalltag, wo ich nie das Gefühl habe, fertig zu sein. Allerdings muss ich mich aktuell nebenher um ziemlich viel kümmern und das verlangt mir echt viel ab. An manchen Tagen bin ich deswegen echt gestresst und überfordert. Dabei wird mir schon einiges abgenommen, da wir sogar eine Haushaltshilfe haben, die putzt und Wäsche wascht. Ich werde also ganz schön verwöhnt hier. Doch neben der Arbeit schon Vorbereitungen für meine Masterarbeit zu treffen und hochwertigem Content für die Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ zu erstellen nimmt einige Zeit in Anspruch. Einmal die Woche habe ich auch einen Arabischkurs und ich merke, dass ich es nicht immer schaffe, allem gerecht zu werden.

Halbzeit und jetzt?

Heimweh habe ich trotz der oben genannten Schwierigkeiten aktuell kaum, denn ich fühle mich sehr wohl und mag mein Leben hier. In zwei Wochen geht es für mich nach Spanien, wo ich meine Schwester treffen werde und eine Woche in Andalusien verbringen kann, wo ich mein erstes Auslandssemester gemacht habe. Dieser Ort bedeutet für mich pures Glück und ich freue mich sehr auf diese kleine Auszeit! Ja, und danach geht es auch schon wieder in den Endspurt …

Bis bald 🙂 Valeska

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