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Rückblick nach sieben Monaten Bern

„Sehr geehrte Fahrgäste, leider sind wir erneut außerplanmäßig zum Stehen gekommen. Grund dafür ist ein Problem mit unserem Bordsystem.“ Spätestens nach dieser Lautsprecherdurchsage im ICE nach Bochum realisierte ich, dass es für mich zurück nach Deutschland ging.

Ich absolvierte zwei Tertiale meines praktischen Jahres in der Schweiz. Insgesamt sieben Monate baute ich mir ein kleines Leben in Bern auf. Nun bin ich zurück in Deutschland und fange an zu realisieren, was ich innerhalb dieser Zeit alles erlebt, gelernt und gemacht habe. Es ist an der Zeit, die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen und meine Gedanken zu sortieren.

Land und Kultur

Bis heute kann ich nicht fassen, in was für einer schönen und spannenden Stadt ich leben durfte. Bern ist reich an Sehenswürdigkeiten, Kultur, Ausgehmöglichkeiten und Orten, die du einfach gesehen haben musst. Wenn du mehr erfahren möchtest, schau dir meine Stadttour durch Bern an und hol dir Inspirationen für deine nächste Städtereise.

Vor allem die Sauberkeit Berns ist mir in Erinnerung geblieben. Die Straßen sind sauber, es liegt kein Müll herum und du merkst, dass sich um das Aussehen der Stadt gekümmert wird. Zudem gibt es an jeder Ecke Freizeitgestaltungsmöglichkeiten wie ein Schwimmbad, Schachfelder, Fitnessgeräte oder diverse Kultureinrichtungen.

Aussicht vom Hausberg Berns. Eine weite grüne Wiese steht im Vordergrund. Im Hintergrund sind weit entfernt die Schweizer Alpen zu sehen.
Nicht nur Bern hat es mir angetan, sondern alles, was ich von der Schweiz erleben durfte.

Während meines Auslandspraktikums besuchte ich viele größere und kleinere Städte und konnte mir so einen groben Eindruck über das urbane Leben der Schweiz machen. Doch es zog mich auch in die Natur und damit in das Schweizer Hochland, an mehrere Seen und in großen Wälder. Es war nie ein Problem, eine abwechslungsreiche Zeit im Freien zu verbringen. Ich konnte in der Aare schwimmen, im Berner Oberland wandern oder in der Altstadt Berns spazieren gehen.

Der Oeschinger-See. Inmitten des Sees Tobias' Kopf, der anscheinend ein Bad im See genommen hat. Die Atmosphäre des Bildes wirkt sehr kühl. Die Farbe des Wassers ist türkis. Auch Tobi schaut aus, als wäre das Wasser einmal 15 Grad Celsius warm.
Da ich aus dem Ruhrgebiet komme, bin ich es nicht gewohnt, von so viel Natur umgeben zu sein.

Freundschaft leicht gemacht

Bevor ich ins Ausland ging, war eine immerwährende Angst von mir, dass ich keine Freunde in Bern finden würde. Ich würde immerhin im Krankenhaus arbeiten und weder die Uni Bern besuchen noch im Erasmus-Programm oder in sonstige Hochschulprogramme integriert sein. Doch ich hatte großes Glück, dass fünf weitere PJler:innen ihr PJ an derselben Klinik wie ich absolvierten und ich somit von Anfang an Gesellschaft hatte. Darüber hinaus ging ich viel aus, meldete mich zu einem Tanzkurs an, sprach Menschen an und versuchte so gut es geht, viele Menschen kennenzulernen. Und so kam es, dass ich wunderbare Schweizer:innen kennenlernte, die meine Zeit in Bern erst so besonders gemacht haben. Wenn du mehr erfahren möchtest, lies hier mehr zum Thema Freundschaft.

Blöd gelaufen

Wenn der Spruch: „Am Ende bist du immer schlauer“ fällt, geht es meistens um das Thema Packen. Damit es dir nicht so ergeht, haben Sarah und ich jeweils zwei Beiträge geschrieben, in denen du einige Packlisten, Tricks und Tipps findest. In meinem Fall ging es allerdings nicht ums Packen.

Da ich mein Geburtstag über in der Schweiz sein würde, buchte ich aus Angst, meinen Geburtstag alleine verbringen zu müssen, bereits zu Beginn meines Aufenthaltes Zugtickets in die Heimat. Unglücklicherweise habe ich mich im Vorhinein nie über Feierlichkeiten oder Feiertage in Bern informiert und zu spät erfahren, dass am Tag meines Geburtstages der größte Markt in Bern stattfinden würde. Somit verpasste ich den Zibelemärit (Zwiebelmarkt) und damit einhergehend auch ein großes Stadtfest.

buntes Konfetti auf Asphaltboden.
Beim nächsten Mal schaue ich im Vorhinein nach, ob während des Zeitraumes, in dem ich im Ausland bin, lokale Veranstaltungen stattfinden.

Meine Lehren

Bereits nach meinem Auslandsstudium in Grenoble lernte ich selbstständiger und furchtloser zu werden. Ich lernte für mich einzustehen und auch mit turbulenten Zeiten wie dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie umzugehen. Und auch aus meiner Zeit in Bern habe ich sehr viel für mich mitnehmen können. Ich ging mit großen Zukunftsängsten in die Schweiz, denn mein Studium neigte sich dem Ende zu und daraufhin würde ich das erste Mal in meinem Leben vorerst arbeitslos sein. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass Gleichaltrige um mich herum viel erfolgreicher, weiter und organisierter seien und ihr Leben insgesamt besser im Griff hätten als ich. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das Gefühl ab und zu immer noch. Doch wer sagt mir, dass genau dieselben Gleichaltrigen nicht das gleiche über mich oder andere denken?

Mitte Zwanzig ist ein seltsames Alter. Manche Gleichaltrige verloben sich, sind bereits verheiratet oder haben Kinder. Andere haben sich soeben getrennt, sind seit Jahren auf Dating Plattformen unterwegs oder fokussieren sich auf andere Sachen. Wieder andere haben bereits Jahresgehälter im höheren fünfstelligen Bereich, kaufen sich die zweite Mietwohnung und nehmen Kredite auf, während andere bei ihren Eltern wohnen oder mit ein, zwei Minijobs gerade so ihre kleine Einzimmerwohnung bezahlen können.

Weitwinkeleinstellung. Tobias sitzt mittig auf einem Felsvorsprung. Vor ihm liegt ein tiefer Abgrund. Der Abgrund ist durchsetzt von herbstlich gefärbten Baumkronen in grün, gelb und orange. Im Hintergrund ist das Creux du Val zu sehen, ein Berg in der Jura-Region.
Was ist, wenn ich einfach mal chille und das Leben passieren lasse?

Hast du jemals eine Anleitung für das Leben mit Mitte Zwanzig erhalten? Was ist, wenn wir alle keine Ahnung haben, was wir hier tun und wir alle nur improvisieren und versuchen, das Beste daraus zu machen? Vielleicht ist es gar nicht so wichtig, alles im Griff zu haben. Ich habe gelernt, ein bisschen mehr durchzuatmen und Dinge oder mich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Mache Dinge ergeben sich mit der Zeit und wieder andere gar nicht. Es bleibt die Hoffnung, dass am Ende alles gut wird. Nur eines ist sicher: Auch morgen geht die Sonne wieder auf.

Meine Mission

Nach sieben Monaten in Bern und insgesamt zwei Fachrichtungen in zwei unterschiedlichen Kliniken würde ich behaupten, dass ich aus meiner Mission „Fast Arzt! Das PJ anders erleben“ definitiv etwas gemacht habe. Bereits zur Zeit meines Zwischenfazits lag eine intensive und aufregende Zeit hinter mir. Doch auch nachdem mein erstes Praktikum zu Ende ging, konnte ich von der Erfahrung in der Schweiz zu sein, nicht genug bekommen. Ich entschloss mich dazu, mein Auslandsaufenthalt spontan zu verlängern.

Rückblickend ist Bern der ideale Ort für meine Mission gewesen. Die Stadt ist wunderschön und für die Schweiz verhältnismäßig groß. Du kannst sowohl viel allein als auch mit Freunden unternehmen und durch die Lage Berns bist du mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schnell in anderen Städten oder in den Schweizer Alpen. Darüber hinaus war es sehr interessant, das Schweizer Gesundheitssystem kennenzulernen. Die Hierarchie in den Kliniken ist in der Regel flacher als in Deutschland, sodass du zum Beispiel auch mit der/dem Chefärzt:in von Anfang an per Du bist. Außerdem hast du als Unterassistent:in in der Schweiz, wenn du dich motiviert zeigst und dir das zutraust, viel Eigenverantwortung. Meiner Meinung nach hat das praktische Jahr auch einige Schattenseiten und unter anderem deswegen bietet es sich geradezu an, dieses Pflichtpraktikum mit einer Auslandserfahrung zu kombinieren. Ich bin froh, dass ich zum Ende meines Studiums noch mal den Schritt ins Ausland gewagt habe.

Tobias sitzt angelehnt an einer Wand. Er schaut in die Kamera und lächelt. Sein Körper ist zu sehen. Seine Beine angewinkelt und seine Hand hält seinen Kopf. Im Hintergrund sieht man den Turm einer Kirche und eine Berglandschaft.
Ich würde es jedes Mal wieder so machen.

Für dich

Es ist Zeit, mich als Correspondent zu verabschieden. Ich hoffe, dass du einige Tipps, Tricks und Infos für dich nutzen kannst. Wenn du mich fragst, ob es sich lohnt, ins Ausland zu gehen, würde ich nach meinen bisherigen Erfahrungen diese Frage zu jeder Zeit mit „Ja!“ beantworten. Selbstverständlich erfordert ein Auslandsaufenthalt einiges an Organisation und nicht alles an einer Zeit im Ausland ist traumhaft oder leicht zu händeln. Dazu kommt, dass ein Auslandsaufenthalt selbstverständlich einiges kostet und die Schweiz im Allgemeinen nicht für günstige Preise steht. Je nachdem, wohin es dich zieht, können auch die Landessprache, etwaige Dialekte oder Abwandlungen der Amtssprache eine Herausforderung darstellen. Doch egal wie viele Hürden auch vor dir stehen und wie überwältigend das „Projekt Auslandsaufenthalt“ wirken kann, es wird sich lohnen.

Tobias trägt den grauen Studieren Weltweit Pulli und hält seine Kapuze fest. Er schaut nach rechts. Hinter ihm sind strahlend blauer Himmel und die Alpen zu sehen.
Du wirst tolle Erfahrungen sammeln, über dich hinauswachsen, dich selbst noch mal anders kennenlernen und viele tolle Momente erleben.

Für den Fall, dass du das gerade brauchst: Bitte sorge dich nicht zu sehr. Weder über ein Auslandsaufenthalt noch über das Ende des Studiums, das praktische Jahr, eine erste Arbeitsstelle oder deine nahe Zukunft. Auch wenn du manchmal nicht mehr weiter weißt und es sich so anfühlt, als hätten andere alles viel besser im Griff: Ich glaube nicht, dass es so ist. Du machst das schon! Lass das Leben passieren und mach das Beste daraus. Und vergiss nicht Spaß dabei zu haben. Ich danke dir, dass du mich während meiner Zeit im Ausland begleitet hast. Ich wünsche dir, dass du ebenfalls tolle Erfahrungen im Ausland sammeln kannst. Erlebe es selbst.

Tobias schaut in die Kamera. Er lehnt auf einem Geländer eines Aussichtturmes. Er trägt eine schwarze Winterjacke. Im Hintergrund sieht man eine Landschaft. Man erkennt nicht, was man genau sieht.
Merci viu mau. Adé!
Kommentare
  1. Rene N

    23. Dezember 2023

    Hi, ich habe aktuell die Wahl, nach Zürich oder Bern zu gehen.
    Ich finde Bern unfassbar schön aber habe etwas Sorge, mich in Bern „zu langweilen“, insbesondere abends. Du hattest nun schon öfters das Berner Nachtleben erwähnt. Ist das denn wirklich vorhanden? Oder muss man dazu schon weiter aus der Stadt raus?

    1. Tobias

      8. Januar 2024

      Lieber Rene,
      zunächst einmal gratuliere ich dir zu diesen großartigen Wahlmöglichkeiten. Egal für welche Stadt du dich entscheidest, du wirst auf jeden Fall eine schöne Zeit haben. In Bezug auf das Nachtleben: Ja, es gibt Nachtleben in Bern. Die Stadt bietet eine charmante Altstadt mit vielen Bars, saisonalen Pop-Up-Bars und einigen Clubs. Innerhalb von 1 Stunde erreichst du auch Zürich oder Basel. Persönlich gehe ich oft abends aus und hatte bisher in Bern keine größeren Probleme. Es ist jedoch wahr, dass in Zürich tendenziell etwas mehr los ist. Natürlich hängt das auch immer vom persönlichen Geschmack ab. Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen, und wünsche dir eine fantastische Zeit in der Schweiz.
      Liebe Grüße,
      Tobias

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