31. März 2025
Die Universität Hamburg verlieh mir das Zertifikat für interkulturelle Kompetenz – eine Auszeichnung, die meine Auslandserfahrungen und mein Engagement als Auslandsbotschafter widerspiegelt. Warum interkulturelle Kompetenz heute wichtiger denn je ist und wie sie meinen Weg geprägt hat, erzähle ich hier.
Während meines Romanistik-Studiums gehörten neben Sprachkursen auch Auslandsaufenthalte fest zum Programm. Ein halbes Jahr studierte ich in der andalusischen Hafenstadt Huelva, direkt danach verbrachte ich ein Semester in Buenos Aires. Später nahm ich an einer Summer School in Porto teil. Nach meinem Abschluss erhielt ich dann das Stipendium Deutschlehren.International und ging erneut ins Ausland – diesmal als DAAD-Stipendiat.
Diese Zeit hat mich nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell enorm weitergebracht. Ich habe nicht nur eine neue, sondern auch meine eigene Kultur besser kennengelernt und gelernt, sie aus einer anderen Perspektive zu schätzen.
Anpassungsfähikeit als Schlüsselkompetenz
Die Fähigkeit, für eine längere Zeit außerhalb der eigenen Komfortzone zu leben – mit neuen Gewohnheiten, anderen Standards und fremden Sprachen – ist eine wertvolle Kompetenz. Mehrfach habe ich es geschafft, mich in neue Kulturen einzuleben, persönliche Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Ich habe gelernt, anders zu leben, als ich es gewohnt bin, und mich in einem Umfeld zurechtzufinden, in dem meine Muttersprache nicht gesprochen wird.
Gerade in einer globalisierten Welt ist diese Anpassungsfähigkeit essenziell. Schon während des Studiums kann ich zeigen, dass ich in internationalen Kontexten bestehen kann. Als Sprachlehrer ist mir besonders bewusst, dass Sprache der Schlüssel zur Kultur ist. Lateinamerikaner*innen habe ich als sehr offene Menschen kennengelernt – aber erst mit Spanisch und Portugiesisch konnte ich wirklich Teil ihrer Welt werden. Auf Englisch ist das schwieriger. Viele sprechen es nicht, und selbst wenn, bleibt man oft ein Außenstehender.
Sprachen und Verständigung sind nicht nur im persönlichen, sondern auch im beruflichen Kontext essenziell. Gute Sprachkenntnisse lassen sich nicht durch KI ersetzen. Klar, Technik hilft beim Schreiben von Nachrichten, aber auf einer Party wirklich mit den Leuten ins Gespräch zu kommen – das geht nicht per Übersetzungs-App. Und in der internationalen Zusammenarbeit ist es ohne technische Hilfsmittel deutlich persönlicher und effektiver.

Für mich bedeutet Sprachenlernen vor allem eins: Eintauchen. Obwohl ich Linguistik studiere, habe ich mich in diesem Jahr kaum mit portugiesischer Grammatik auseinandergesetzt. Stattdessen bin ich in eine WG mit Brasilianer*innen gezogen und nehme an möglichst vielen sozialen Events teil, um die Sprache täglich anzuwenden. So verliere ich auch die Angst vor Fehlern.
Ich arbeite täglich mit Menschen zusammen, die kein perfektes Deutsch sprechen – und trotzdem klappt die Verständigung immer. Dadurch habe ich auch kein Problem mehr, wenn mich jemand mal nicht versteht oder wenn eine Kommunikationssituation unangenehm ist. Gerade in formellen Kontexten, wie beim Arzt oder auf dem Amt, hilft mir diese Gelassenheit enorm.
Mehr als nur eine Zeile im Lebenslauf
Kulturelle Kompetenz bedeutet für mich, mit verschiedenen Sprachen und Gepflogenheiten klarzukommen und ihnen mit Offenheit zu begegnen. Es heißt, zu verstehen, dass die Welt nicht überall so funktioniert wie in der eigenen Heimat – und gleichzeitig die eigene Kultur zu reflektieren. Natürlich passe ich mich den lokalen Gepflogenheiten an, aber das heißt nicht, dass ich meine Persönlichkeit komplett verändere.
Diese Erfahrungen und Sprachkenntnisse machen sich nicht nur gut im Lebenslauf, sondern sind auch für die persönliche Weiterentwicklung unbezahlbar.