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Halbzeit in Amsterdam

Seit gut drei Monaten befindet sich mein Lebensmittelpunkt in Amsterdam. Zeit ein Zwischenfazit zu ziehen und die letzten Wochen Revue passieren zu lassen. Was habe ich bis jetzt erlebt? Wie ist es von morgens bis abends zu arbeiten? Und wie international ist eigentlich Stadtplanung?

Drei Monate. Es fühlt sich nicht so an, als wäre ich schon so lange hier. Drei Monate. Auch irgendwie keine lange Zeit. Und trotzdem war ich noch nie so lang von Zuhause entfernt, wie jetzt gerade. Ich habe das Gefühl, die Uhren laufen hier anders – vielleicht auch nur meine innere Uhr. Oft bin ich mir nicht sicher welcher Wochentag es ist: dienstags denke ich wir haben schon Mittwoch; jedoch überrascht es mich donnerstags, dass am nächsten Tag schon Freitag ist. Ich weiß nicht, wie du dich in Situationen einer solchen Verwirrung fühlst. Für mich selbst kann ich mit Überzeugung behaupten, dass diese Portion „Verwirrung“ für eine extra Portion Farbe und Leichtigkeit sorgt. Auf eine amüsante Art und Weise, schmunzle ich oftmals über mich selbst. 

Freunde, Freizeit und Feierabendbier

Neben der Arbeit treffe ich mich auch mit Freundinnen, die ich hier über die Zeit kennengelernt habe. Oft gehen wir etwas in einen der unzähligen Pubs trinken, treffen uns auf einen Kaffee oder gehen ins Museum. Eins meiner Highlights bisher war definitiv das Schlittschuhlaufen mit zwei Freundinnen vor einigen Wochen. Wir buchten uns Kopfhörer für die Silent Disco dazu. Es machte unheimlich Spaß und tat so gut. 

Es macht Spaß sich zu verabreden und auszutauschen. Die Abwechslung zur Arbeit tut gut. Manchmal habe ich das Gefühl, es könnte sein, dass ich nicht genug mit meinen neuen Freunden hier mache. Ich könnte mich ja noch öfter treffen und auch mal richtig feiern gehen. Wenn ich hier unterwegs bin, liebe ich es; ich spüre eine tiefere Verbundenheit mit der Stadt. Trotzdem sehne ich mich an manchen Tagen danach allein zu sein, mich zurückzuziehen. Beides ist vollkommen in Ordnung. Ich glaube ich darf einfach weiterhin lernen, mir wirklich zu erlauben für mich zu sein. Weg von dem Gedanken, ich könnte etwas verpassen.

Die Abendsonne bestrahlt Hausdächer im Zentrum Amsterdams. Es hängt bereits Weihnachtsbeleuchtung in den Straßen. Der Himmel ist strahlend blau.
Ich verliebe mich immer mehr in die Stadt. Es macht mich glücklich durch die Grachten zu laufen, die schönen Häuser zu betrachten und ein Teil davon sein zu dürfen.

Wenn ich zu Hause bleibe, fühlt sich das gut an. An den Wochenenden hatte ich bis jetzt viel Besuch aus der Heimat oder war auch selbst aus familiären Gründen in Deutschland. Somit gab ich immer wieder kleine Stadtführungen, betrachtete Amsterdam aus verschiedenen Blickwinkeln. Mir fallen so die Kleinigkeiten in der Stadt auf, sehe die süßen Häuser wie mit neuen, aufgeweckten Augen. Für mich verging deshalb die Zeit sehr schnell. Und nichtsdestotrotz, möchte in Amsterdam mehr Dinge erleben, mehr rausgehen, mehr mit neuen Leuten machen, um gemeinsame Erinnerungen zu kreieren. 

All day long im Arbeitsalltag

Ich finde es erstaunlich, wie schnell ich mich doch an das Arbeiten gewöhnt habe. Während zu Beginn meines Praktikums sich die neun Stunden im Büro sein wie eine halbe Ewigkeit anfühlten und ich nur die Stunden zählte, bis ich endlich nach Hause konnte, vergeht nun die Zeit wie im Flug. Das ist nicht jeden Tag so, dennoch oft. Grund dafür sind nun spannendere Aufgaben und nah gelegene Deadlines. Nach drei Monaten bin ich immer mehr in den Programmen drin, habe Ideen, wie ich bestimmte „Probleme“ oder Anpassungen bewältigen kann. Ebenso fiel mir auf, wie viel Spaß ich bei Aufgaben mit Zeitdruck habe. Selbst wenn ich drüber nachdenke, finde ich diese Erkenntnis seltsam. In der Schule sowie in der Uni mochte ich Deadlines überhaupt nicht – auch wenn ich zugegebenermaßen unter Zeitdruck effizienter sowie konzentrierter arbeite. 

Auf dem Foto sind Paulas aufgeschlagene Notizbücher abgebildet. Sie zeigen Einblick in Aufschiebe, während ihres Praktikums. Paula schreibt auf Englisch, wobei sie Notizen mit kleinen Skizzen ergänzt. Ebenso zu sehen, sind kleine Skizzen mit Stift und einen grünen Marker. Die Skizzen stellen abstrakte Ideen zur Bepflanzung von Wäldern dar.
Notizen, Skizzen und Fachbücher – so sieht unter anderem meine Arbeit während des Praktikums aus.

Ich fühle mich gut im Arbeitsalltag angekommen, habe einen strukturierten Rhythmus. Morgens starte ich mit einem Müsli in den Tag – manchmal gibt’s davor eine Runde Yoga – fahre zur Arbeit, erledige meine Aufgaben im Praktikum, fahre nach Hause, mache Sport oder keinen Sport, treffe manchmal Freunde, koche mir etwas zu Abend und gehe schlafen.

Letztens brachte mich meine neue Normalität zum Nachdenken. Mir erscheint es, als verginge der Tag so schnell und es bleibe nur wenig Zeit für mich selbst, um meine Energiespeicher aufzufüllen. Dieses Gefühl wird eventuell durch die kurzen Tage verstärkt, da ich vom Tageslicht nur morgens etwas abbekomme. 

Paula macht einen Yoga-Kopfstand im Wohnzimmer ihrer WG. Dabei ist ihr rechtes Bein nach vorne angewinkelt und ihr linkes Bein ist nach hinten rausgestreckt.
Über Kopf fühlt sich alles so leicht an. Ich merke richtig wie ich ruhiger werde.

Momentan hinterfrage ich meine Routinen, meine Normalität. Ich bin etwas unzufrieden mit der Situation, das Gefühl zu haben, ich hätte nichts vom Tag. Die Unzufriedenheit macht sich unter anderem auch spürbar, dass ich zu kurz kommen könnte, mir selbst nicht genug Raum für Aktivitäten gebe, die mich mit mir selbst verbinde. Doch die Wahl und die Entscheidung etwas zu ändern liegt bei mir. Folglich nehme ich mir vor, mindestens einmal unter der Woche früher aufzustehen, um mit einer Achtsamkeitsübung in den Tag zu starten. Das mir das gut tut, weiß ich eigentlich. Sich am Morgen bereits um sich selbst gekümmert und wertgeschätzt zu haben, ist für mich ein besonderes, besinnliches und erdendes Gefühl.

Versuch und Verantwortung

In einem Zwischengespräch mit meinem Chef vor einigen Wochen, betonte ich stark meine Motivation und meinen Willen auf einem bestimmten Projekt mitzuarbeiten. Mein Chef nahm diese Bitte sehr ernst, weshalb ich fast 100 Prozent (also fünf Tage die Woche) auf dem Projekt mitarbeiten darf. Es handelt sich dabei um ein südlich von Amsterdam gelegenes Plangebiet, genauer gesagt in Almere-Pampus. Dieses Gebiet ist 1.000 Hektar groß und soll später für Häuser und eine soziale Infrastruktur genutzt werden. Da dieser Bereich jedoch fünf Meter unter dem Meeresspiegel liegt, die Erde somit unter anderem ziemlich feucht ist, ist eine Anpassung der Infrastruktur an die Gegebenheiten von hoher Bedeutung. Eine weitere Besonderheit des Projekts, ist die Vorentwicklung der grünen und blauen Infrastruktur. Das heißt, dass beispielsweise Wälder, grüne Korridore (grüne Infrastruktur) sowie Feuchtgebiete, Kanäle und Seen (blaue Infrastruktur) zeitlich vor der häuslichen Bebauung und Straßen (graue Infrastruktur) entwickelt werden. Vorteil dieser Herangehensweise ist eine bereits funktionierende Natur, welche schon große Mengen an Niederschlagswasser speichern kann. Das Zwischenspeichern von Niederschlagswasser verhindert eine Überschwemmung von Bereichen, in denen eine solche Menge an Wasser ungewollt ist, wie unteranderem in bebauten Teilen. Des Weiteren ist somit ein gezieltes Überfluten von Freiflächen und Feuchtgebieten in die neu implementierte Natur möglich. 

Das Foto zeigt einen Teil des Plangebiets des Projektes in Almere-Pampus. Der Himmel ist bewölkt. Es ist eine weite Ackerfläche sowie Windräder im linken Bildabschnitt zu erkennen.
Ein Teil des Plangebiets in Almere-Pampus. Momentan befinden sich dort noch Windräder und Ackerfläche. In ein paar Jahren soll es schon anders aussehen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich das Projekt weiterentwickelt.

Im Team stellen wir uns also die Frage wie eine Vorentwicklung der Natur möglich ist. Wie viel Fläche brauchen Feuchtgebiete? Wie groß ist der Einflussbereich dieser Erholungsflächen auf Menschen? Welcher Abstand muss zwischen der grün-blauen und der grauen Infrastruktur liegen? Wie können Teilflächen mit einer jeweiligen Anzahl von 500 Wohnungen aussehen? Wie könnten Straßen verlaufen? Das ist nur ein kleiner Teil von Fragen, die wir uns stellen. Meine Aufgaben liegen unter anderem darin Antworten auf das Skizzenpapier zu bringen aber auch mittels der Darstellung in Zeichenprogrammen verständlich zu machen. Zu skizzieren und auszuprobieren. Dieses Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit einem Landschaftsarchitekturbüro. In einem wöchentlichen Meeting bringen wir uns auf den neusten Stand unserer Recherchen, diskutieren über die Fragen, denken in Lösungen und „outside the box“. Ich darf kleine Piktogramme und Diagramme zeichnen, berechne Flächenanteile von möglichen Feuchtgebieten und Seen und stelle sie schließlich visuell in Zusammenhang mit der Gesamtfläche. Es fühlt sich an, als würde ich Verantwortung übernehmen und wäre ein vollwertiges Teammitglied. Das ist ein ziemlich gutes Gefühl. Auf dem Projekt darf ich auch erstmal weiterarbeiten. Ich bin sehr gespannt welche Antworten und Umsetzungsmöglichkeiten wir finden. Die Arbeit am Projekt und im Team, bringt meine Augen zum Leuchten.

Stadtplanung international

Bis jetzt stellte mein größter internationaler Berührungspunkt mein Auslandspraktikum an sich dar. Mein englisches Vokabular im Fachgebiet der Stadtplanung baut sich stetig aus. Jede Woche lerne ich ein neues Wort, eine neue Bedeutung dazu. Um meinen neugewonnenen Wortschatz festzuhalten, schreibe ich mir wichtige Vokabeln in mein Notizbuch. Dieses legte ich mir für Ideen, Inspirationen und Vokabeln im Bereich der Stadtplanung an. 

Die Niederlande sind für mich ein spannendes Land, wenn es um Klimawandel und Klimaanpassung von Regionen geht. Zum einen lerne ich wie bedeutend Feuchtgebiete für die Wasserspeicherung sind und zum anderen, dass in den Niederlanden Flächen für neue Bebauungen mindestens um einen Meter mit Sand angehoben werden. Grund dafür sind die feuchten, schlammigen Böden sowie der Schutz vor Starkregen. 

Meine Tätigkeiten bei ONE unterscheiden sich stark von den Tätigkeiten im Studium. So kann ich mir im Moment nur schwer vorstellen wieder zurück ins Studium zu gehen. Gerade gefallen mir die Aufgaben deutlich besser. In einem vorherigen Blogbeitrag schrieb ich bereits über Zweifel bezüglich meines Studiums oder der Ausübung des Berufes als Stadtplanerin. Ich kann auch immer noch nicht sagen wohin mich die Reise bringen wird, finde diese Zweifel jedoch stets inspirierend. 

Vor einigen Wochen war der Gründer ONEs zusammen mit einem Professor sowie Student:innen der Pennsylvania University in Amsterdam. Er arrangierte ein großes Abendessen zusammen mit unserem Team in Amsterdam. Hier hatte ich die Möglichkeit mich mit dem Professor und einigen Student:innen auszutauschen. Sie erzählten mir von ihrem Masterprogramm der Landschaftsarchitektur an dieser Universität. Ich nutzte die Möglichkeit, um mich mit ihnen auf LinkedIn zu vernetzen und Fragen zu stellen. Hier konnte ich meine ersten Kontakte in die USA knüpfen. 

Amsterdam bei Nacht. Fünf junge Frauen stehen auf einer Brücke. Sie sind von hinten zu sehen. Die Frauen selbst schauen auf die Szene: Beleuchtete Grachten, Weihnachtsbeleuchtung. Eine entspannte Atmosphäre.
Tief durchatmen und die Kulisse Amsterdams aufsaugen.

Drei Monate. Wenn ich diese Zeit Revue passieren lasse, so fällt mir auf, ich erlebte schon einiges. Ich lerne viele Dinge über Maßnahmen der Klimaanpassung und lerne mich mehr und mehr im Großstadtgefüge zurechtzufinden. Doch die Sache, über die ich bis jetzt am meisten gelernt habe, bin ich selbst. 

In meinen verbleibenden Monaten möchte ich mich trauen, weiter Menschen kennenzulernen. Möchte öfter gemeinsame Aktivitäten unternehmen, um so eine tiefere Verbindung zu meinen neuen Freund:innen und der Stadt Amsterdam herzustellen.

Ich wünsche dir einen wunderbaren Tag, wo auch immer du gerade bist. 

Ganz viel Liebe für dich,

Paula

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