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Arbeiterkind in der Akademischen Welt: Meine Erfahrung

Studieren war für mich lange ein ferner Gedanke, bis ich mich nach der Schule dafür entschied – inspiriert von meinen Freunden. Wie mein Weg verlief, erzähle ich in diesem Beitrag.

Durch ein Work-and-Travel-Programm in Argentinien konnte ich meine Spanischkenntnisse verbessern und das erste Mal intensiv in eine neue Kultur eintauchen. Diese Erfahrungen motivierten mich, Spanisch in Hamburg zu studieren. Allerdings stellte ich mir das Studium wie einen Sprachkurs vor – das Konstrukt „Studium“ war für mich noch sehr abstrakt. Dass ich mich in den folgenden Jahren intensiv mit Sprachwissenschaft beschäftigen würde und dass dies wenig mit der eigentlichen Sprachpraxis zu tun hat, wurde mir erst im Verlauf des Studiums klar.

Was Arbeiterkindern oft fehlt: Ressourcen, Geld und Kontakte

Mein Studium konnte ich ohne größere Geldsorgen absolvieren: Ich erhielt BAföG, arbeitete nebenbei und wohnte zu Hause. Vor allem Letzteres ersparte mir die teuren Mieten in Hamburg, allerdings benötigte ich ein Auto, um von Niedersachsen nach Hamburg zu pendeln. Zwei Dinge ließen mich jedoch oft an meinem Studium zweifeln. Zum einen fehlte mir das Wissen darüber, wie ein Studium überhaupt funktioniert. Ich fand es befremdlich, dass ich an manchen Tagen nur zwei Stunden „arbeiten“ musste. Dass ein großer Teil des Studiums in der Bibliothek stattfindet, war mir nicht klar. Ich fühlte mich irgendwie „arbeitslos“, was sich auch auf meine Noten auswirkte. Zum anderen fragte ich mich häufig, was ich mit Spanisch eigentlich beruflich anfangen sollte. Akademische Vorbilder hätten mir sicher geholfen, ein Gefühl dafür zu entwickeln, in welchen Berufen Geisteswissenschaftler:innen später tätig werden können.

Gefallen hat mir die Akademie immer sehr: Besonders schön finde ich es, mit Freunden in der Bibliothek sitzen, ein Kaffee trinken und lesen.

Da mein Studiengang relativ klein war, hatte ich engen Kontakt zu Dozierenden und Professor:innen. Oft erhielt ich von ihnen wertvolle Ratschläge. Über diese akademischen Kontakte erfuhr ich auch von Stipendien, für die ich mich bewerben konnte. So nahm ich beispielsweise an einer Summerschool in Porto teil, die ich über ein Erasmus-Stipendium finanzierte. Mein Portugiesisch-Dozent machte mich außerdem auf den DAAD aufmerksam. Das kam mir sehr gelegen, denn dadurch konnte ich zwischen meinem Bachelor und Master weitere praktische Erfahrungen sammeln.

Der Gamechanger: Das Stipendium

Natürlich lösen Stipendien nicht alle Probleme: Besonders die hohen Mieten und Lebensmittelpreise belasten Studierende, die keine elterliche Unterstützung haben. Dennoch können Stipendien sehr hilfreich sein. 300 Euro mehr im Monat machen einen großen Unterschied. Darüber hinaus gleichen sie einige der Defizite aus, die Arbeiterkindern oft fehlen.

Durch den DAAD konnte ich viele akademische Kontakte knüpfen, die mir zahlreiche Vorteile bieten. Ich lernte Programme und Jobmöglichkeiten kennen, die mir vorher völlig unbekannt waren. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich immer tiefer in die akademische Welt eintauche. Das beruhigt mich sehr, wenn ich an die Zeit nach dem Master denke. Einige konkrete Pläne habe ich bereits: Ich könnte mich zum Beispiel für das drei–fünf-jährige DAAD-Lektorenprogramm bewerben. Dabei würde ich als DAAD-Lektor an einer ausländischen Universität arbeiten, Deutsch als Fremdsprache unterrichten und je nach Standort auch kulturelle Projekte betreuen.

Das A und O ist Vernetzung

Ein Studium bedeutet nicht nur das reine Aufnehmen von Wissen. Besonders die Vernetzung untereinander kann einem fürs Leben große Vorteile bringen – und es macht das Studium auch gleich viel angenehmer. Ich empfehle Organisationen wie Arbeiterkind e.V., die in vielen Städten regelmäßige Stammtische anbieten. Oder schreibt uns direkt an – die Correspondents von „Studieren weltweit – Erlebe es!“.

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